Zyperns Bilanz in den letzten Jahren glänzt nicht wirklich: Bei den letzten 10 Teilnahmen in den Jahren 2005-2013 & 2015 gelang Zypern nur 4 Mal die Finalqualifikation. Der beste Platz war 2012 Ivis La La Love, das am Ende 16. wurde. Für mich persönlich ein Skandal, da das Lied wirklich extrem gut war und es noch Jahre später auf ganz normalen Party´s gespielt wird.
Bei der Castinshow für den ESC letztes Jahr entdeckte Zypern eine richtig rockige Gruppe, nämlich Minus One. Sie erreichten beim Vorentscheid den 3. Platz, die Zusammensetzung ist allerdings interessant. Denn beim Televoting sind sie glatt durchgefallen und wurden Letzter. Allerdings fühlte sich die Jury wohl in einer etwas düsteren Stimmung und wählte sie auf Platz 1 des Juryvotings. Also schon damals handelte die Jury gegen den Willen der Zuschauer. Konsequenz daraus in Zypern: Die Bevorteilen unantastbar machen und sie direkt zum ESC schicken...kein Kommentar.
Allerdings hat der CyBC einigen die Wut in der Kehle stoppen lassen, als sie bekannt gaben, wer den Song für Zypern schreiben wird. Thomas G:son ist der wahrscheinlich prominenteste Komponist des ESC-Universums. Praktisch der schwedische Ralph Siegel - nur mit Erfolg. Einige der größten ESC-Hits stammen von ihm. Hier eine kleine Auswahl:
Loreen - Euphoria - Schweden 2012 - 1 Platz
Pastora Soler - Quédate conmigo - Spanien 2012 - 10. Platz
Nina Sublatti - Warrior - Georgien 2015 - 11. Platz
Aber ein Thomas G:son für ein Rocksong? Das konnte eigentlich nicht sein. Daher stieg die Spannung, wie das Lied Alter Ego nun klingen wird. Am 22.02. kam die Auflösung.
Wie erwartet ist der Song nicht im extremen Rockbereich, sondern durch einen schönen durchgängigen Popbeat unterlegt. Das Lied startet mit einem klasse Gitarrenriff und der erste Vers lässt auch noch eher an das Rockgenre erinnern. Im Refrain allerdings kommt dieser typische, aber eigentlich unpassende Europopbeat. Dieser harmonisiert doch überraschend gut mit Francois tiefer Stimme. Die Bridge ist in meinen Augen etwas verhauen, aber das Gitarrensolo macht das schon wieder wett. All das ist jammern auf hohen Niveau.
Generell könnte man sagen, dass G:son hier taktisch vorgegangen ist, was natürlich aus zeittechnischen Gründen gar nicht möglich ist. Denn Georgien und Weißrussland schicken ebenfalls Rock Songs zum ESC. Georgien befindet sich aber noch deutlich weiter im Rockbereich und Weißrussland ist einfach zu schwach. Daher können sie sowohl aus den Rockgewässern, als auch den Popgewässern fischen. Ein kluger Schachzug G:sons.
Die Live-Stimme Francois ist, wie im oberen Video zu sehen, ausgezeichnet und das Lied sollte gut machbar für ihn sein. Das Staging ist nur begrenzt möglich, da 5 Bandmitglieder natürlich auf der Bühne stehen wollen und dadurch nur noch ein Platz für eine weitere Person übrig bleibt. Daher wird die Band auf der Bühne stehen und performen, wahrscheinlich ohne Tänzer. Eventuell wäre ein schwarzes Cape mit Kopftuch bis zum Refrain eine gute Idee, um eine mystische Atmo zu erstellen. Natürlich muss hier auch mit Lichteffekten und den LED-Screens arbeiten.
Zypern hat sich wahrscheinlich einiges kosten lassen, um G:son zu gewinnen. Aber es hat sich gelohnt. Zypern wird das Finale höchstwahrscheinlich erreichen und könnte sogar ein Dark horse , also ein Geheimtipp, auf den Sieg sein. G:son sei dank!
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