Lisboa 2018

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Donnerstag, 28. April 2016

Party in Tel Aviv- Sonne, Strand und Siegesglanz?

Von Jahr zu Jahr gewinnt der ESC immer mehr Zuschauer. Klar, dass dadurch auch das Interesse und die Masse der Fans zunimmt. Nach dem Israel im letzen Jahr erstmals seit 2010 wieder das Finale erreicht hatte, war die Begeisterung im kleinen Land enorm gewachsen. Dadurch kam bei den Verantwortlichen der Stadt Tel Aviv eine Idee auf. Wenn man den ESC nach Israel holt, sind die Menschen, die den ESC verfolgen sehr glücklich. Und wenn man diese Stars nach Tel Aviv lockt, dann geben sie ein positives Bild in die Welt durch und damit ist das eine riesige Imagekampagne für einen Urlaubsort, von dem alle profitieren. Gedacht getan und man schob zwischen den EiC und der Londonparty das Event in Israel, also somit am 12.4.16. 

Insgesamt waren 20 Acts in Tel Aviv und zwar:

  • Eneda aus Albanien
  • Zoe aus Österreich
  • Samra aus Aserbaidschan
  • Ivan aus Weißrussland
  • Poli aus Bulgarien
  • Jüri aus Estland
  • Sandhja aus Finnland
  • Amir aus Frankreich
  • Freddie aus Ungarn
  • Hovi aus Israel
  • Justs aus Lettland
  • Donny aus Litauen
  • Lidia aus Moldawien
  • Michal aus Polen
  • Ovidiu aus Rumänien
  • Sergey aus Russland
  • Sanja aus Serbien
  • ManuElla aus Slowenien
  • Rykka aus der Schweiz
  • Joe& Jake aus UK.
Die grün markierten waren bei bisher allen Konzerten dabei, die blau markierten auf 2, die rot markierten auf einem und die pinken nahmen das erste Mal an einer Pre-Party teil. Das Programm war in Tel Aviv viel größer als an bisher allen anderen Partys, da sich das Programm auf insgesamt drei Tage verteilte. Das hatte natürlich den Effekt, dass viele Interviews geführt wurden. Eine schlechte Nachricht gab es noch von Jüri aus Estland, der auf Grund einer Krankheit nicht am Konzert teilnahm. Justs aus Lettland tauchte gar nicht auf, möglicherweise wegen seines Musikvideos, dass am 1.5.2016 heraus kommt. 

Hovi (Gastgeber) schaffte es beinahe alle für ein Gruppenbild zu erhaschen, welches er auch sofort auf seiner Instagramseite uploadete. 


Also dann los geht´s mit der Party! Ich werde es bei den bereits bekannten Gesichtern nicht so ausführlich machen, da wir sie ja schon kennen. (wie immer von Wiwibloggs und Esckaz):

Eneda aus Albanien:

Leider gab es nur ganz kurze Interviews von Eneda. Ausgestattet mit einer Pixelbrille machte sie den roten Teppich unsicher. Das hier alles, von den Interviews bis zu den eigentlichen Auftritten, sei für sie ein unheimlich großer Traum und sie freue sich, dass so viele Journalisten Interesse an ihr zeigen (Mal sehen wie lange noch). Ihr Look habe eine Lehrerin zum Vorbild (aha) und sie habe sich super wohl in Amsterdam gefühlt.

Im Konzert am Abend trug Eneda zum Glück nicht das Stiefmutterkleid, welches sie noch in Amsterdam trug. Besser wurde es auch nicht unbedingt, da sie ein konservatives rosa Kleid anhatte, auf dem silberne (eher graue) Rosen abgebildet waren. Textlich passt das natürlich super, aber bei dem powervollen Song im 50-er Kleid? Ein Outfit, was sowohl den Text als auch die Darbietung treffen, scheint im Bereich des Unmöglichen zu sein. Stimmlich kann man nicht über sie lästern und auch in der Performance ist sie ein Profi. Zum zweiten Refrain setzte sie zwar zu früh ein, aber das lässt gar nichts über Stockholm sagen. Auffällig ist nur, dass mit der neuen Version jegliche Power verloren gegangen ist und die drei Minuten schnell eintönig werden.



Samra aus Aserbaidschan:

 Zunächst erklärte sie fast auswendig gelernt, dass sie Tel Aviv sehr schön finde, obwohl sie noch nicht viel von der Stadt gesehen habe. Das Treffen in Moskau sei ebenfalls sehr schön gewesen, da sie auch andere Interpreten getroffen habe. Zur Bühnenshow wollte sie nichts verraten, aber wir sollen ein Wunder erwarten. Sie habe ihre Stimme bei the voice gefunden und möchte diese nun beim ESC teilen, die Shows waren auch eine gute Vorbereitung für den ESC. Die Musik beherrsche auch ihre Freizeit, egal ob sie koche oder Sport mache, sie tue alles mit Musik. 

Zoe machte übrigens übertrieben viele Werbung für H&M, die übrigens nur Fairtrade-Waren benutzen. Ihr Kleid sei übrigens von einer neuen Modelinie, die von H&M ist und Fairtrade ist. Wenn man Werbung macht, bitte nicht so lächerlich.

Auf der Bühne präsentierte sie sich in einem, ich nenne es 50 shades of gold Outfit. Der Gürtel war golden und glitzerte, das kurze goldene Kleid wurde durch ein Band reflektierenden Golds unterbrochen und das ganze Kleid endete in goldenen Fransen. Stimmlich sah es allerdings nicht so golden aus. Im Refrain hat sie gar keine Probleme und ihre tolle Stimme glänzt wie die Ölquellen von Baku. Sobald die Instrumentierung aber in den Versen zurückgefahren wird, hat sie kaum noch Kontrolle über ihre eigene Stimme und diese bricht daher des Öfteren etwas weg. Ein bisschen Hin- und Hergelaufe, dort ein paar Handbewegungen und man hat die Performance von Samra gut zusammengefasst. 


Polia aus Bulgarien:

Das Auftreten in Riga und Amsterdam habe ihr sehr viel Spaß gemacht und sie fühle sich überall auf der Promo-Tour zuhause. Das liege vor allem an den anderen Teilnehmern, mit denen sie schon sehr eng verbunden sei. Sie habe bisher nur 2 Stunden geschlafen und habe daher noch nichts von Israel, wo sie zum ersten Mal sei, gesehen. In ihrem eigenen Leben habe es schon eine Situation gegeben, in der Liebe ein Verbrechen war (Ihr Songtitel). Aber das sei Vergangenheit und sie schaue nur nach vorne. Da sie zur Zeit auch in Musicals mitspiele, seien die vergangenen Wochen wirklich hart gewesen, weil alles zeitlich genau geplant war, aber es sei trotzdem die schönste Zeit ihres Lebens. Daher habe sie auch geweint, als sie die finale Version ihres Songs gehört habe.

Ihr Outfit war sehr sonderbar. Er erinnerte sehr an ihre Kleidung vom ESC 2011, wirkte aber sehr zusammengewürfelt. Ein weißer Doktormantel, darüber ein schwarzer Gürtel, der gleichzeitig als Kette diente, untenrum eine Jeans. Die Haare waren auch als Pferdeschwanz zusammengebunden, so kennt man Poli gar nicht. Die Performance war dann doch wieder typisch Poli, nämliche einfach perfekt. Durch ihr Gehüpfe gingen zwar einige Tone daneben, aber dafür feierte sie auf der Bühne, was mit dem wohl größten Applaus belohnt wurde.




Jüri aus Estland:

Das Interview fand mitten auf einem Sportplatz in Tel Aviv statt. Daher war die erste Frage, ob er denn oft Sport betreiben würde. Er verneinte das und sagte, dass er seit seiner Geburt nicht mehr so viel Sport gemacht habe. Er selbst sei ein großes und dickes Kind gewesen. Er erzählte  erneut die Geschichte mit dem Chor und seiner hohen Stimme, die ja nun bekanntermaßen auf Arnold Schwarzenegger Frequenz schwingt. Er habe des Weiteren auch ein Jahr in Dänemark gewohnt und könne daher auch Dänisch sprechen. Ihm selbst habe seine Performance in Amsterdam besser gefallen als in Riga, da es durch die größere Menge an Zuschauern emotionaler gewesen sei. Israel gefalle ihm sehr, er habe aus seinem Zimmer den Blick aufs Meer und er freue sich bereits auf das Erkunden der Altstadt. Angesprochen auf seine Popularität in Estland antwortete er, dass er zwar oft erkannt werde, die Esten aber ein schüchternes Volk seien und ihn daher nur in Ausnahmefällen ansprechen würden. (Wenn das der Putin hört...)

Wie bereits oben erwähnt, konnte er wegen einer Erkrankung nicht am Konzert teilnehmen.

Sandhja aus Finnland:

Sandhja trat auch das erste Mal in der ESC-Bubble auf und wurde natürlich von vielen Reportern in Beschlag genommen. Sie habe durch ihre frühere Anreise das Privileg gehabt, schon am Strand zu chillen und so die Sonne zu genießen. Auf der Bühne werde sie extra für sie angefertigtes Wildleder tragen, wie genau verriet sie nicht....(Sie nannte auch die finnischen Designer, die sie für den Abend einkleideten, aber mehr als kamärääääkovääkaää konnte ich nicht verstehen.)

Sie sei dem Publikum natürlich nicht sauer, dass diese sie im finnischen Vorentscheid das Televoting nur als 3. beendete. Sie sei nun beim ESC und ihr gehe es gut. Sie wisse auch nicht, ob es ein gutes Zeichen ist, den ESC zu eröffnen. Sie sei bereits einmal in Israel gewesen, um in den Bergen bei Jerusalem ihr erstes Musikvideo zu drehen. Sie bestätigte außerdem, dass sie finnische Vizemeisterin im Kickboxen gewesen war. Ihre Mutter stamme aus Indien, aber doch irgendwie aus der Karibik. (aha)

Bei ihrem Song überraschte sie mit ihrer Optik. Ausgestattet mit einem Zebra-Jumpsuit (oder doch die kreative Gestaltung des Dopplereffekts?) rockte sie die Bühne. Sie entledigte sich noch schnell ihrer Schuhe und dann konnte die Party los gehen. Die Stimmung war wirklich auf dem Höhepunkt, aber stimmlich war es der musikalische Tiefpunkt, zumindest im ersten Teil. Sie hörte sich wahrscheinlich nicht und sang daher völlig daneben, ohne einen einzigen Ton zu treffen. Aber in Stockholm wird sich das geben, sie hat sich nämlich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen.




Amir aus Frankreich:

Seine Familie komme ja aus Israel, daher sei es nicht sein erstes Mal in Tel Aviv. Er sei bereits vor 2 Wochen dort gewesen und werde vor dem ESC erneut das Land aufsuchen. Das Staging werde so modern und elegant wie irgend möglich sein, dabei aber nicht über das Ziel hinausschießen. Man werde ihn auch nächste Woche in London erleben.

Beim späteren Konzert trat er im lässigeren Marco Mengoni-Gedächtnis-Outfit (Italien 2013) an. Also blauer Anzug mit weißem T-Shirt. Allerdings ohne Krawatte und mit weißen Sneakers. Stimmlich perfekt und das Publikum ging natürlich super mit, es war ja auch ein halbes Heimspiel für ihn. Man darf gespannt sein, ob er den Russen vom gebuchten Thron schmeißen kann.


Hovi aus Israel:

Der Gastgeber! Falls übrigens jemand Sicherheitsnadeln benötigt, muss er nur schnell bei Hovis Management anrufen. Hovi trug beim roten Teppich nämlich ein Anzug und Fliege, an denen hunderte von Sicherheitsnadeln befestigt waren. Er sei ein sehr verantwortungsvoller Gastgeber, der immer auf das Wohl seiner Gäste achte. Erst gestern beim gemeinsamen Abendessen, habe er sich wie eine Bedienung gefühlt, da er sich immer bei seinen Gästen vergewissert habe, ob alles ok sei. Sandhja aus Finnland habe er zwar erst am vorherigen Tag kennengelernt, aber sofort ins Herz geschlossen.

Hovi hielt mal wieder alles in schwarz bei seiner Performance. Er trug eine Leggins, darüber ein langes T-Shirt, beides in schwarz. Darüber hatte er eine olivgrüne Lederjacke mit Fransen an. Dass bei ihm der Applaus am lautesten war, überrascht natürlich nicht. Stimmlich war es sein bester Auftritt, da er nun endlich die hohen Töne gegen Ende ungequält erreichte. Das Publikum band er auch super ein. Sein letzter Promo-Auftritt (Malta zählt für mich nicht) war also durchaus erfolgreich.



Donny aus Litauen:

Donny, dessen erstes Promo-Event hier in Israel ist, sei sehr froh darüber, dass er nun in Israel ist und diese Stadt kennen lernen könne. Im großen und ganzen werde seine Bühnenshow sich nicht vom nationalen Vorentscheid unterscheiden (!) und er bekomme sehr viel Hilfe von seinem Team, dass sich um den Ton und die LED-Screens in Stockholm kümmere. Sein Salto werde man auch nicht missen. Er sei seit seinem letzten ESC-Auftritt 2012 wesentlich erfahrener und wisse nun einige Tricks, wie er noch überzeugender performen könne. Im Gegensatz zum letzen Mal, sei er im Wettbewerb, um den ESC zu gewinnen (viel Glück dabei). Er plauderte auch noch ein bisschen über seinen Juroren-Job bei the voice und natürlich über die das Video der baltic boys, das er sogar gesehen habe. Er äußerte sich dann noch kritisch dem litauischen Fernsehen gegenüber, da der auf 2 Monate und 7 Auftritte gestreckte Vorentscheid, viel zu umständlich und anstregend sei.


Auf seine Performance war man natürlich sehr gespannt, da er ja nun das erste Mal nach dem Vorentscheid auftrat und vielleicht schon einige Posen für Stockholm verraten könnte. Er trug ein weißes T-Shirt mit grünen Farbtupfern und dazu seine schon bekannten grünen Sneakers. Stimmlich doch relativ souverän präsentierte er seinen Partysong, der natürlich super gut ankam. Als Tänzer konnte er sich sehr gut auf der Bühne bewegen, auch wenn es manchmal wie ein Coffeinschock aussah. Was mich noch etwas nervös für seine Finalqualifikation macht ist, dass er im letzten Refrain nur hohe Töne aushält und damit das gesamte Tempo und die Atmosphäre zerstört. Bitte noch ändern! 



Lidia aus Moldawien:

Sie sei das erste Mal in Israel und sie sei beeindruckt von diesem Land, vorallem vom Meer. Das Tattoo, welches sie auf der Innenseite ihres linken Arms trägt, bedeute carpe diem ("Live the moment"). Sie habe zwei Jahre gezögert, bevor sie sich es endlich stechen lassen habe. Sie habe sich auf der Bühne in Amsterdam sehr wohl gefühlt, da die Fans sie so gut unterstützt hätten und sie sogar mitsangen. Nach dem Konzert habe sie einen Tag frei, um Tel Aviv zu besichtigen. Sie war außerdem überrascht, dass 900 Menschen zum Konzert erwartet wurden. (Das ist mehr als Moldawien Einwohner hat)

Sie trat einmal mehr in ihren weißen Hotpants mit weißem Rockschleier auf und ihre roten Haare können fast schon ihr Markenzeichen sein. Das stimmlich unkomplizierte Lied bekommt sie nun auch in den Griff. Aber meine Güte, was war das für eine Performance?! Da hat das Lied ja richtig Spaß beim zuhören gemacht, nicht, dass sie sich doch noch fürs Finale qualifiziert!

Michal aus Polen:

Der junge Jesus fand auch nach Tel Aviv, doch sein Vorgänger war irgendwie gesprächiger. Vielleicht hatte er auch nur keine polnischen Bodyguards wie Michal, wer weiß das schon. Fakt ist, dass Michael einen Satz in die Kamera sagen durfte: "Es war unvorhersehbar." Das wars, sofort wurde er weggedrängt. Ein bezeichnendes Bild für das aktuelle Polen.

Singen durfte er sogar ohne Geleitschutz (!) völlig alleine auf der Bühne. Er trug eine schwarze Lederhose und ein ins Auge springendes pinkes Hemd. Eher Augen zerkratzend. da es ein sehr sehr krasses pink war. Optisch durchgefallen war seine Stimme einmal mehr sensationell, vielleicht sogar die beste männliche Stimme, die Polen je gesehen hat. Trotzdem bleibt sein Englisch auf einem Level mit Lothar Matthäus und die einzige Chance für ein Scheitern seinerseits liegt in der falschen Klamottenwahl. 

 

Ovidiu aus Rumänien (Mittlerweile ja disqualifiziert):

Ach, es bricht einem schon das Herz, wenn man Ovidiu so sieht und er nichts von seiner Zukunft weiß. Bei den Interviews erklärte er glücklich, dass ihm der Chorus sofort eingefallen sei und ihn unverzüglich niedergeschrieben habe. Er wisse nicht, ob sein Song zum ESC passe, aber es gehe ihm darum, die Message an die Zuschauer zu bringen. Diese ist, dass die Menschen näher zusammenrücken sollen, dann können sie einiges schaffen (Angeblich hat er den Song im Anschluss an den tödlichen Diskoabend in Bukarest geschrieben, bei dem 64 Tote zu beklagen waren und scheinbar Korruption der Grund war. Offiziell von ihm bestätigt ist das nicht.). Sein Staging muss ich ja nicht weiter erklären. Sein Team würde sich aber sehr auf Stockholm freuen...

Er trat natürlich auch auf und zwar ganz in schwarz ohne den Hauch von optischen Akzenten. Stimmlich war er sagenhaft nur das Publikum drehte ihm zu Beginn buchstäblich den Rücken zu. Aber die Stimme von ihm hat einen unfassbaren Bann, den sich kaum jemand entziehen kann. Es ist wirklich ein Jammer.



Sergey aus Russland:

Der Topfavorit sei bereits das 3. Mal in Israel, zuletzt vor 8 Jahren wegen eines großen Festivals. Zur Bühnenshow wollte er überhaupt nichts sagen. Ein Hinweis darauf, dass er das Video tatsächlich auf der Bühne umsetzten möchte. Er fühle zwar den Druck, der auf ihm, seinem Song und seiner Show laste, aber er werde Russland stolz machen. Er sprach auch seine Bewusstlosigkeit auf der Bühne in Russland an. Es habe sehr viel Stress auf ihn gewirkt, da er 24 Shows im März gehabt habe und dadurch irgendwie zu viel wurde. Vielleicht liege es auch mit dem Abbau von Muskeln, da er während einer Tour nicht ins Gym könne. 

Auch er war ganz in schwarz gehalten, aber mit dem wichtigen Unterschied, dass er 5 Tänzer dabei hatte. Somit war die Performancenote eine 1+ mit Sternchen. Stimmlich auch unglaublich gut, Publikum liebte ihn, was soll da noch in Stockholm schief gehen?!



Zoe aus Österreich:

Der Auftritt in Amsterdam, bei dem sie überraschend viel Applaus bekam, sei für sie ein unbeschreibbarer Moment gewesen, der gleichzeitig einer der spannendsten in ihrem Leben war. (Hier werden aber viele Superlative durch die Luft geschleudert) Sie habe sogar geweint, da die Atmosphäre sie so überfordert haben. Sie wünsche jedem Menschen einmal im Leben ein solches Gefühl, weil es unbeschreiblich schön sei. Ihr Vater, der selbst vor einigen Jahren beim Vorentscheid aufgetreten sei, habe ihr viele Tipps gegeben, vor allem, dass sie den Moment genießen solle.

Auf der Bühne verwandelte sie sich zur menschlichen Zitrone. Hohe gelbe Schuhe, die unterhalb eines gelben Sommerkleidchens, das mit schwarzen Pünktchen versehen wurde. Also vielleicht doch eine Honigmelone? Wie dem auch sei, die Töne saßen alle und auch das performen klappte. Allerdings hatte sie zu Beginn Probleme, im richtigen Tempo zu singen, was wiederum an der nicht optimalen Tontechnik lag. Also ist das kein Zeichen, dass das auch in Stockholm passieren wird, es sei denn Nervosität wäre der Auslöser gewesen. An den Applaus von Amsterdam konnte sie nicht heranreichen.



Sanja aus Serbien:

Sie sprach darüber, warum Hovi und sie so gut befreundet seien. Sie seien beide unglaublich verrückt und so ähnlich, dass sie sich mögen müssen. Ein Projekt mit Hovi wurde von ihm angedeutet. Sie habe aktuell keinen Freund. (Wirklich erstklassige Informationen)

Aufschlussreicher war da ihre Performance. Im schwarzen Sekretärinnenrock und schwarzer Bluse trat sie doch relativ zurückgenommen auf. Stimmlich einmal mehr sagenhaft und auch in Sachen Ausstrahlung glänzte sie. Mehr muss man nicht sagen.



Rykka aus der Schweiz:

Sie sei positiv von Israel und Tel Aviv beeindruckt und möchte am Morgen schwimmen gehen. Ihr Auftritt in Amsterdam sei wunderbar gewesen. Nicht nur sie habe sich toll gefühlt, sondern auch die positive Energie des Publikums, habe sie beeinflusst. Ihr Mann reise sonst bei allen Terminen mit ihr mit, aber nicht nach Israel.

Sie trug scheinbar eine Malerhose, da schwarze Farbspritzer auf der eigentlich weißen Hose zu sehen waren. Als Top trug sie einen BH, darüber einen durchsichtigen schwarzen Stoff, dessen Reißverschluss etwas unüberlegt vernäht scheint. Rykka bewies auch hier ihre immer besser werdende gesangliche Form und das Animieren der Zuschauer hat sie nun auch vollständig im Griff. 



ManuElla aus Slowenien: 

Es sei ihr erstes Mal auf einem roten Teppich und sie habe das Gefühl noch nicht gekannt, dass alle ihren Namen rufen und sie sehen wollen. Sie habe gestern bereits einen Baum gepflanzt, wie alle anderen Teilnehmer auch, obwohl es geregnet habe. Das Konzert in Amsterdam sei für sie unglaublich gewesen, da sie jeder der Fans unterstützt habe.

Sie trug einen langen schwarzen Rock und ein besches Top, nicht gerade optimal für einen Auftritt. Stimmlich war das ok, nicht außergewöhnlich, aber dem Song angemessen. Aber sie performte ja richtig auf der Bühne! Das hätte ich der Slowenin mit deutschen Wurzeln ga nicht zugetraut.




Freddie aus Ungarn:

Freddie ließ sich auch das erste Mal auf der Promotour blicken und hatte nach meinen Infos seit dem nur einen Auftritt in einem Seniorenschwimmbad, bzw. am Schwimmbad. Er habe sehr stressige Wochen gehabt und nun habe er ein kurzes Zeitintervall gefunden, in dem er an einem Event teilnehmen konnte. Er konzentriere sich ausschließlich auf den ESC und versuche, die ungarischen Menschen zu den glücklichsten Menschen zu machen. Er kann natürlich auch noch nichts zu seiner Show sagen, aber er müsse sehr viel arbeiten, da die Bühne in Stockholm so groß sei. 

Offenbar war Freddie von seinem ersten Flug noch ordentlich durchgeschüttelt, denn seine Kleiderwahl erinnerte eher an einen ungarischen Bauarbeiter. Die zerrupfte Jeans hätte ja ganz tight aussehen können, wäre da nicht dieses unglaublich hässliche kanadische Holzfälllerhemd gewesen. Er erinnerte dadurch eher an den letzten Menschen, nach einer atomaren Katastrophe. Auch das ist ein Weg Pioneer zu interpretieren... Stimmlich war sein Schreigesang sicher wie erwartet, trotz anfänglicher Tonprobleme. Gestik ließ gerade zu Beginn etwas zu wünschen übrig, gegen Ende wurde es wirklich gut. Vom Outfit abgesehen eine solide Vorstellung.


Joe & Jake aus UK:

Sie stellten zunächst die These auf, dass das ESC Publikum deutlich netter und begeistigungsfähiger sei, als ein normales Publikum. Es sei alles so toll und auch wenn es doch so ein großes Event sei, sei die Freude im Vordergrund. Sie würden jede freie Minute zusammen verbringen, um zu üben oder um bei solchen Events aufzutreten. Sie haben sogar ihre Jobs aufgegeben (!), um sich für den ESC gut vorzubereiten zu können. Sie werden alles für ein gutes Ergebnis machen. (Wie wäre es mit Gesangsunterricht?)

Sie traten einmal mehr mit Gitarre und im casual-Outfit auf. Erneut war es eine Performance, die sehr an das Video erinnerte. Die Stimmen der beiden sind ja nicht schlecht, aber sie harmonieren im Refrain schlecht. Es wurde zwar besser seit Amsterdam, aber es ist immer noch weit weg von gut. So wird das nichts mit einem Platz in den Top20.



Ivan aus Weißrussland:

Ivan begleitet uns schon seit Anfang an und daher war das Interesse mit ihm Interviews zu führen natürlich vergleichsweise klein. Hauptsächlich geht es nämlich um seine Haare, die er nicht sehr oft schneide. Besondere Haarpflegeprodukte, die seine Haare so unglaublich geschmeidig machen, benutze er nicht. Das Wetter allein in Israel sorge dafür. (Wirklich schlaue Antwort) Ach ja, der Wolf (Shakira, kein Witz) ist nicht in Tel Aviv dabei. Er sagte aber, dass man sie in Stockholm sehen werde.

Er trug bei seinem Auftritt einmal mehr sein Unschuldsoutfit (ganz in weiß), die Bremsstreifen auf seinen Backen waren auch wieder vorhanden. Wenn es ein Beispiel für lineares Wachstum gibt, dann ist es wohl Ivan. Von Show zu Show steigert er sich. Bereits in Amsterdam war er stimmlich fast schon auf dem Höhepunkt. Und nun? Wenn man in der Kategorie singen nicht mehr besser werden kann, steigert man sich eben beim performen. Ich sehe da einen eigentlich tot geschrienen auf dem Weg ins Finale. Mittlerweile kann man auch gar nicht mehr von unverdient reden. Am Ende folgte noch der Aurela Gace-Gedächtnis-Abwürger (Albanien 2011).

  







Samstag, 23. April 2016

Ungarn als Wegbereiter

Nun also mit etwas Verspätung der Bericht von Ungarn, die ja auch am Super Saturday ihren Beitrag erwählt haben und daher im ganzen Trubel der letzen Wochen irgendwie untergegangen sind. Aber der Letzte muss nicht der Schlechteste sein. In diesem Fall stimmt dieses Sprichwort wie schon lange nicht mehr. 

Ungarn bestrebte bereits 1993 auf eine ESC-Teilnahme, schied allerdings in der damaligen osteuropäischen Vorentscheidung als 6. (Platz 3 wäre nötig gewesen)  aus. 1994 erreichte Friderika den 4. Rang in Dublin, was bis heute die beste Platzierung für Ungarn darstellt. In den folgenden Jahren war das ESC-Leben in Ungarn sehr wechselhaft. Neben einigen tollen Platzierungen (2007), wurde manchmal das Finale gar nicht erreicht (1996, 1999, 2008,2009) und dadurch wurden auch einige Pausen vom ESC ausgelöst (200-2004, 2006,2010). Seit 2011 nimmt Ungarn ohne Pause beim ESC teil und hat seit dem immer das Finale erreicht. 

Ungarn ist oftmals das Land, was Fan-Favoriten hervorbringt. Das hat wahrscheinlich auch mit ihrem Vorentscheid zu tun, dem einen Absatz tiefer gehuldigt wird. Das Problem an Fan-Favorites ist dann aber oft, dass sie im Finale die hohen Erwartungen kaum erfüllen können. Eines der besten Beispiele für einen gescheiterten Fan-Favoriten ist wohl Kati Wolf im Jahre 2011. Als eine der Favoritinnen auf den Sieg getippt, erreichte sie nur einen 22. Platz, was ihren Ruf in Ungarn allerdings keinen Strich durch die Rechnung machte. 2014 erreichte man ebenfalls als Fan-Favorit den 5. Rang, was an dem Allzeit-Rekord kratzte. Nun soll mit der 16. Teilnahme endlich der ESC nach Budapest geholt werden, Fan-Favorit ist Ungarn einmal mehr...

Der Grund, dass Ungarn oftmals bei den Fans vordere Plätze abkassiert, könnte natürlich der groß angelegte Vorentscheid sein, der von mir liebevoll als das Melodifestivalen des Ostens bezeichnet wird. Das A Dal besitzt drei Viertelfinals, zwei Semifinals und ein Finale mit 8 Beiträgen. Von diesen werden 4 von der Jury auserwählt und in ein Superfinale verfrachtet, indem dann die Zuschauer sich ihre Rosinen herauspicken dürfen. Durch diesen Modus verhindert die Rundfunkanstalt natürlich, dass ungewöhnliche oder kritische Songs den Weg zum ESC finden (Da kann man natürlich auch eine Brücke zur ungarischen Politik bilden, vielleicht muss man sogar). Dieses Jahr konnte ich A Dal auf Grund der Konkurrenz was Vorentscheide angeht, nicht live anschauen, habe mir aber die Finalbeiträge angehört. Dabei kam ich auf einen anderen Sieger als Ungarn, denn bei mir hätte das hier gewonnen:


Definitiv wäre das eine Bereicherung gewesen, da es kein Schwedenpop ist, dazu auf Landessprache und dann sogar noch moderne Elemente mit traditionellen verbindet. Natürlich gewöhnungsbedürftig und risikoreich, also das Gegenteil von den Ungarn.

Somit entschieden sie sich Gábor Alfréd Fehérvári. Diesen Namen bitte drei Mal schnell hintereinander sagen, viel Spaß! So ähnlich wird sich das Gabór auch gedacht haben und veränderte seinen Namen in Freddie, fancy oder? 26 Jahre alt und natürlich in einer Castingshow bekannt geworden. Die in Deutschland gefloppte israelische Fernsehsendung Rising star, eröffnete Freddie (4.Platz) in Ungarn eine gewisse Popularität. Der in Győr geborene Hüne spielte Basketball, wurde allerdings von einer Verletzung gestoppt und so musste er sich andere Alternativen suchen. Er begann ein Studium von Hotelmanagement, als er sich bei Rising Star beworb. Danach widmete er sich ganz der Musik, brachte die Single des Jahres in Ungarn raus und gewann nebenbei noch das Ticket für Stockholm.

Hier ist der ungarische Beitrag für den ESC 2016 von Freddie mit Pioneer:


Zunächst ein paar Worte zum Video, dass seinen Auftritt im Vorentscheid zeigt, der mit der Studioversion unterlegt wurde. Also er singt live NICHT so perfekt, wie in dem gezeigten Video.

Die Message des Liedes lautet nach Freddie folgendermaßen: "In meinem Song geht es um den inneren Kampf, den wir tagtäglich auskämpfen und dessen Antworten in unseren tiefsten Inneren liegen. Ein wahrer Pionier stellt sich allen Problemen und trägt volle Verantwortung für sein Handeln." Soweit Freddie selbst und in den Lyrics kommt auch noch ein Hauch von Sozialkritik rüber ("Und die Liebe vom Ruhm ersetzt wurde"). Also einmal wieder ein Songtext, der eine große Botschaft beinhaltet, die dann doch relativ zusammenhangslos zum Song dasteht.

Der Song beginnt mit den Klavierakkorden und der tiefen Stimme von Freddie. Im zweiten Teil des Verses kommen dann Trommeln und Schnipser hinzu. Im Prechorus setzt das Schlagwerk wieder aus und das sehr einprägsame Pfeifen erscheint. Der ohnehin schon ruhige Vers wird vom Prechorus sogar noch unterboten. Der Kontrast zum lauten, explosionsartigen Refrain wird damit noch größer. Seine kratzige Stimme läuft auch zu Höchstleistungen auf.Der zweite Vers wird durchgängig vom Schlagzeug begleitet und auch Freddies Stimme bleibt nicht mehr so ruhig, wie ihm Vorgängervers. Der Prechorus bleibt exakt gleich. Die darauffolgende Bridge wirkt sehr sehr schnell und kumuliert die Spannung auf einen kürzeren Zeitraum. Die Bridge ist auch deshalb perfekt komponiert, da sie direkt in den letzen kraftvollen Refrain übergeht und die Spannung dafür erzeugt. Das Lied endet dann ziemlich sanft, allerdings mit den kraftvollen Worten "You should know".

Am häufigen Gebrauch des Wortes kraftvoll sollte klar sein, dass das Lied ziemlich kraftvoll ist. Aber es gibt noch große Schwächen beim Lied, die größte bei der Performance. Als guter Bruder von Mans Zelmerlöw gekleidet, läuft er unkoordiniert über die Bühne. Sein Gangstil wirkt auch alles andere als kraftvoll, eher steif und nervös. Das kann man aber durch eine gute Choreo recht simpel beheben.

Größer waren jedoch die Probleme bei der Visualisierung. Die drei Backgroundsänger verpassten jedes Mal ihren Einsatz zum pfeifen und die Leuchtstäbe verstörten mich auch eher. Dazu kam der wohl taube Trommler, der zwar super durch die Luft fetzte, aber sich bei seinem Einsatz ähnlich dämlich anstellte, wie Natalie Horchler von Cascade (Deutschland 2013) bei ihrem Versuch, die Treppe runter zu stapfen. Das Hintergrundkonzept war ähnlich verwirrend und nicht nachvollziehbar. Freddie selbst hat seine Hausaufgaben gemacht und stimmlich ist er ausgezeichnet drauf. 

Somit bleibt seinem Team noch viel Arbeit, eine ähnliche Show wie letztes Jahr auf die Beine zu stellen, die wohl der Hauptgrund für die letztjährige Quali war. Die Bühne in Stockholm bietet viele Möglichkeiten, davon werden sie bestimmt einige für sich entdecken. Auch wenn es nur etwas simples wie Feuer ist, es braucht vor allem im Refrain noch etwas. Auch die Idee mit dem Trommel war nicht verkehrt, aber nächstes Mal sollte dieser kompetenter sein. Tänzer sind natürlich auch im Bereich des Erwartbaren.

Ich persönlich sehe das hier nicht so weit vorne, wie viele andere Fans. Das Gesamtkonzept passt einfach noch nicht. Der Song an sich ist ganz gut und stark, bei mir bleibt aber ein etwas eingebildeter Eindruck Freddies zurück. Das liegt wahrscheinlich an diesen genießerischen Gesten mit den ausgebreiteten Armen, also auch widerrufbar.

Es ist und bleibt ein Fanfavorit, der allerdings nicht zu krass abstürzen kann. Finale ist ziemlich wahrscheinlich, aber danach kann ich es nicht in den Top10 sehen, wie so mancher anderer. Ein Platz zwischen 18-23 halte ich da eher für denkbar. Aber er wird wohl nicht der Pionier sein, der den ESC nach Budapest holen wird.
 

RUMÄNIEN VERLIERT UNVERZÜGLICH TEILNAHMERECHT!

Der ESC wäre nicht der ESC, wenn es jährlich kleine oder große Skandale gäbe. Während es im letzten Jahr beispielsweise das Kümmer-Gate oder Australien als teilnehmendes Land waren, wird es dieses Jahr eine Nummer größer. Gestern, am 22.04.16 um 11:06 wurde auf der offiziellen Homepage des ESC´s bekanntgegeben, dass Rumänien ab sofort keine Rechte mehr an EBU-Programmen habe. Das ist natürlich der wohl schwerste Schlag, den ein offizielles EBU-Mitglied jemals hinnehmen musste. Nur mal so als Vergleich: Würde man jeglichen Personen, die einen IQ von unter 80 haben aus Deutschland ausweißen, würde Andrea Berg in etwa die Einschränkung in ihren Verkäufen haben, wie es TVR (rumänische Rundfunkanstalt) nun in seinem Programm aufweißt. 

Aber nun mal ernsthaft: Wer eine solche Reaktion erzeugt, muss wohl sehr viel falsch gemacht haben. Und soviel kann ich vorwegnehmen: TVR und die rumänische Regierung haben wohl alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Die EBU begründet den Rausschmiss folgendermaßen:

"Die EBU hat alle Mitglied-Leistungen für die rumänische Rundfunkanstalt TVR, auf Grund der nicht vollendeten Schuldentilgung von 16 Millionen Schweizer Franken (circa 14.565.000 Euro) eingestellt", heißt es auf der offiziellen Website. "Eine Deadline ist am 20.4 abgelaufen, in der die rumänische Regierung aufgefordert wurde, zufriedenstellende Lösungsansätze abzugeben." Die Schulden haben sich seit Januar 2007 angehäuft. 

"Es ist bedauernswert, dass wir zu diesem Schritt gezwungen werden", sagte das hohe EBU-Tier Ingrid Deltenre. "Wir sind enttäuscht, dass all unsere Versuche zur Lösung des Problems, von der rumänischen Regierung ignoriert wurden. In den letzten Wochen hat die EBU den Vorschlag des rumänischen Finanzministers, zur Eröffnung eines Insolvenzverfahren und der damit völligen Umstrukturierung des Senders, zur Kenntnis genommen. Die EBU ist eine non-profit-organisation, die 73 öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten in 56 Ländern vertritt. Die Fortsetzung dieser Verschuldung von TVR gefährdet die finanzielle Lage der EBU."

Der norwegische ESC-Diktator Jon Ola Sand (offiziell Supervisor genannt) sendete folgende Videobotschaft zur aktuellen Diskussion:



"Es ist natürlich enttäuschend, dass Rumänien nicht am ESC in Stockholm teilnehmen kann (darf?). Es ist enttäuschend für den Künstler, es ist enttäuschend für die Fans und die Zuschauer in Rumänien und in ganz Europa. Aber wir müssen hinter dieser Entscheidung stehen und wir glauben, dass es die richtige Entscheidung war. Nun können wir nur noch abwarten, wie sich die Situation für 2017 und darüber hinaus entwickelt."

Wenn die EBU nur für den ESC zuständig wäre, wären die Folgen ja relativ gering. Eine Pause vom ESC gilt ja nicht gerade als Weltuntergang. Nur (aus der Sicht Rumäniens) leider ist die EBU für sehr viele Veranstaltungen und vor allem Fernsehrechte zuständig. Mit der Einstellung jeglicher Dienstleistung der EBU an TVR entfällt für den Sender ebenfalls Olympia und die Fussball-WM in Frankreich. Den ESC dürfen sie auch nicht übertragen. Somit ist das ein großes Loch, was die EBU in das Programm von TVR sprengt. Ein ähnlich großes, das TVR in den Kassen der EBU hinterlassen hat. 

Wie bei allen Diskussionen, gibt es auch hier die andere Partei, in dem Fall die rumänische Regierung, die laut EBU 4 Anschreiben ignoriert hat. Laut der Website ESCKAZ, hat sich der rumänische Regierungssprecher Dan Suciu, folgendermaßen zum Ausschluss geäußert: "Die Schulden von TVR haben sich über Jahre angehäuft und es ist nicht fair, dass die EBU der Regierung ein Fehlverhalten aufzusagen, da die Schulden zu hoch sind. Wir haben keinen legalen Weg gefunden, diese Transaktion innerhalb von kurzen 24 Stunden, die wir hatten, zu ermöglichen. Wir können keine Garantie aussprechen, wenn wir die rechtliche Situation nicht geklärt haben."

Was heißt das nun aber für Ovidiu Anton, der ja eigentlich für Rumänien antreten sollte? Natürlich darf er nicht für Rumänien beim ESC starten, aber auf Grund der späten Absage (10 Tage vor den ersten Proben) wird er auf der offiziellen CD enthalten sein. Außerdem bleibt er laut EBU auch auf den Streamingplattformen vorhanden, um den Künstler immerhin noch diese Einnahmen zu ermöglichen. Aus der Youtube-Playlist des 2. Halbfinals wurde er logischerweise entfernt, sein Lied ist jedoch immer noch auf dem Kanal vorhanden. 

Soweit also die Fakten von offizieller Seite.

Im ESC-Universum stellt man sich natürlich die Frage, warum das jetzt entschieden wurde. 10 Tage vor Probenstart, Wochen nach dem rumänischen Vorentscheid, dessen Produktion ja auch Geld verschlingt. Ovidiu war sowohl in Amsterdam, Tel Aviv und London bei Preview-Parties, das wird wohl auch TVR bezahlt haben. Hätte man nicht noch bis nach dem ESC warten können?

Ich persönlich glaube, dass es auch ein Warnsignal für andere Länder sein soll, die auch Schulden bei der EBU haben. Bisher hat die EBU sich in nahezu allen Konflikten als sehr geduldig ausgezeichnet, nur hätte den Verantwortlichen doch klar sein müssen, dass es nicht ewig so weiter gehen kann. Wenn die Regierung natürlich drei Schreiben ignoriert, wird es schwierig einen Lösungsansatz in 24 Stunden zu präsentieren. Aber Rumänien sollte nicht den Eindruck erwecken, dass es ein unaufhaltsamer Schritt der EBU war, Wege waren da. Der Zeitpunkt vor dem ESC hilft TVR sogar noch etwas. Die EM findet im Juni, Olympia im August statt. Somit hat Rumänien noch etwas Zeit, ein Alternativprogramm aufzustellen, da diese Events natürlich viel wichtiger sind als der ESC.

Die Rumänen lassen derweil ihren Frust auf den ESC-Plattformen raus, hier ein paar Beispiele:


Viele Stimmen, die nicht aus Rumänien kommen, kritisieren ebenfalls den Zeitpunkt. Aber nicht, weil sie Rumänien unterstützen wollen, sondern aus Kulanz zu Ovidiu, der ja seit sehr vielen Jahren auf diese Chance gewartet hat. Er selbst zeigt sich übrigens so auf seiner Instagramseite.


    

Ein von Ovidiu Anton (@ovidiuanton) gepostetes Foto am

Somit ist er leider das Bauernopfer. Andere ESC-Stars haben ebenfalls ihr Mitleid bekundet, Sergey Lazarew (Russland 2016) fordert sogar eine Gastperformance von ihm, was natürlich keine schlechte PR-Masche ist. Aber diese Idee wird denke ich nicht von der EBU umgesetzt werden. Wenn man nun schon ein Abschreckungsurteil gesprochen hat, sollte man es auch nicht mehr verharmlosen, so gemein wie das nun klingt. Aber auch andere Auswirkungen dürfen nicht vergessen werden. Beispielsweise kann sich die Ukraine freuen, da die eigentlich sicheren 12 Punkte aus Moldawien an Rumänien, nun eben an die Ukraine gehen, eventuell aber an Russland. Griechenland wird dagegen sehr traurig sein, da sie in der Vergangenheit die meisten Punkte aus Rumänien kassiert hatten. Auch Moldawien und Russland werden einige Punkte missen.

Somit bleibt zu hoffen, dass bis 2017 eine Lösung gefunden wurde. Beispiele wie es gehen kann kommen aus Bulgarien oder Bosnien, die dank privater Sponsoren ihre Rückkehr feiern können. Mir persönlich wäre aber sogar eine längere Pause lieber, in der TVR völlig neu organisiert wird. Dadurch fällt zwar Rumänien für mehrere Jahre aus dem ESC weg, könnte aber nach gewisser Zeit völlig gesund teilnehmen. Dazu bräuchte man allerdings Köpfe, die dazu auch Willens sind und die hohen Schulden verschwinden dadurch auch nicht. Die EBU hat nun aber klar gemacht, dass es so nicht weiter gehen kann und Rumänien steht eine schwere Zeit bevor. 

PS: Das wäre natürlich nicht mein Blog, wenn ich noch ein paar zynische Zeilen schreiben würde. 

Da bekommen nämlich einige Zeilen aus Ovidiu´s Song eine völlig neue Bedeutung. Fast, als ob er das ganze Drama bereits aus Sicht der EBU im Song verarbeitet hätte.


Hier die Geschichte von Ovi: "Wir stehen am Rand, sie wollen uns zerbrechen, wollen, dass wir herunterfallen, denn die Macht steht auf dem Spiel. Sie lachen uns aus, während wir verblassen. Mit Blut an ihren Händen genießen sie das Mahl, die Augen der Bestie lachen uns aus, während wir verblassen. Und ich kann das alles nicht mehr hinnehmen, dieser Hass verbrennt meine Seele. Kämpfe für die Wahrheit! Sie sind Schuld, nur leere Worte! Kämpfe für die Wahrheit! Die Tage gehen vorbei, ohne dass sich etwas ändert oder erneuert! Kämpfe für die Wahrheit!" 

Das ist der perfekte Klingelton für Jon Ola Sand! Also sollte Jon Ola Sand die ganze Geschichte aufarbeiten wollen, hat er schon dank Ovidiu den passenden Text. Verrückt, dass der wirklich so gut passt, aber vielleicht war es auch ein Zeichen, dass ein solcher Song den Vorentscheid gewinnt. 

Mitleidsbekundungen bitte über den Hashtag #jesuisRoumanie

Donnerstag, 21. April 2016

Frankreich ist reich an guten Künstlern

Achja, Frankreich. Das Land das neben Großbritannien und Irland, den wohl krassesten Sturz in die Schlucht der Bedeutungslosigkeit verbracht hat. Oftmals lag es an dem zu festen Willen, die eigene Landessprache zu erhalten, aber auch an vermeintlichen Opernsängern, die Live schlechter drauf waren als Mariah Carey nach 2 Wodka lemon. Die Franzosen sind auf dem besten Weg, Großbritannien Konkurrenz zu machen, im negativen Bereich versteht sich. Dabei waren die Beiträge aus Frankreich oft nicht schlecht, Nein, aber sie kamen einfach nicht an. Die Kehrtwende soll dieses Jahr kommen, da bin ich mal gespannt.

Frankreich ist nach Deutschland der Rekordteilnehmer beim ESC. Im Jahre 2016 feiert also la grande nation ihre 59. Teilnahme am ESC, nur eine weniger als Deutschland. Während man noch bei der ersten Ausgabe 1956 leer ausging, folgte bereits 1958 der erste Sieg. Das war der Beginn einer großen Erfolgswelle, denn 1960, 1962, 1969 und 1977 folgten die nächsten Siege. Somit steht Frankreich mit 5 Siegen auf dem geteilten Platz 3, hinter Irland (7) uns Schweden (6), was die Menge an ESC-Erfolgen angeht. 

Auffällig dabei ist natürlich, dass ab 1977 scheinbar nichts mehr bei Frankreich funktioniert hat, da seit diesem Jahr kein Beitrag mehr gewann. Das hat natürlich mit dem in den 70-ern steigenden Stern Irlands und Großbritanniens zu tun, die alleine in den Jahren 1980-1997, acht Siege einfahren konnten. Als dann 1999 die Sprachregelung endgültig gekippt wurde, hatten auch andere Länder die Chance, in beliebten Sprachen zu singen. 

Diese Regeländerung war der Dolchstoß für Frankreich. Im neuen Jahrtausend kommt man auf 3 Top-Ten Plätze, das in 17 Veranstaltungen! Im selben Zeitraum wurde 8 Mal ein Platz außerhalb der Top-20 erreicht. Somit kann es nur noch aufwärts gehen, aber diesen Spruch sagt man zu Großbritannien schon seit 10 Jahren.

Frankreich ist auch dafür bekannt, die Teilnehmer zu benennen, anstatt das Volk bestimmen zu lassen. Nach den schwachen Ergebnissen bis 2013, entschied man sich 2014 für einen Vorentscheid. Der Gewinner von diesem erlangte sagenhafte 2 Punkte. 2015 bestimmte man wieder intern und konnte das Ergebnis tatsächlich verdoppeln, also 4 Punkte durch eine Parade auf dem Champs-Élysées bejubeln. Somit ist das Ziel für 2016 klar: 8 Punkte sind das Ziel!

Spaß beiseite, auch dieses Jahr entschied das französische Fernsehen (France 2) intern über einen Kandidaten. Heraus kam der 32-jährige Laurent Amir Khilfa Khedider Haddad. Weil das natürlich nicht fancy genug für den ESC ist, nennt er sich schlicht Amir. Wie vielleicht schon an dem Namen klar wird, ist er kein 0815 Franzose, sondern kann auf eine weit gefächerte Verschwandschaft  zurückblicken. Sein Vater ist Tuneser und seine Mutter hat selbst einen marokkanischen und spanischen Hintergrund. Er selbst wurde in Paris geboren, verbrachte aber einen Großteil seines Lebens in Tel Aviv.

Trotz seines für ESC-Verhältnisse hohen Alters, macht er erst seit kurzer Zeit Musik. Er hat ein abgeschlossenes Studium der Zahnmedizin und hat daher auch diese unfassbar gut gepflegten Zähne. 2013 nahm er dann an The voice spaßeshalber teil und schaffte den Einzug ins Finale. Danach folgten ein paar Anrufe und kaum aufgetaucht hat er seinen Traum erreicht: Den ESC. Er ist somit der erste männliche Solointerpret für Frankreich seit 2011. 


Hier also der französische Beitrag von Amir für den ESC 2016, J´ai cherché:


Das Lied startet mit einem ganz kurzen Streicherintro, nach dem sofort seine tiefe Stimme zu hören ist. Danach wird er nur durch Klavierakkorde und einer Gitarre begleitet. Im zweiten Teil des Verses, erhöht er seine Stimme und das Schlagzeug setzt im Off-Beat ein. Nun setzt der Refrain ein und er singt auf einmal auf Englisch! Auch die Instrumente kommen nun deutlicher zum Vorschein. Im Vers singt er wieder Französisch und der Offbeat setzt aus. Danach erklingt eine Variation des Refrains in etwas ruhiger Form, da die Instrumentierung bis auf den Beat wegfällt. Im nächsten Refrain ist allerdings wieder alles dabei. Die Bridge ist auf Französisch und auch alle Instrumente nehmen daran teil. Der Refrain wird nun erneut 3 Mal wiederholt und wie es sich für einen guten ESC-Beitrag gehört, verschönert er es mit einer anderen Umspielung in jedem Refrain. 

Das wohl auffälligste ist wohl neben der Sprache das breit gezogene Youuuuuu, und genau daran scheiden sich die Geister. Für manche wird es dadurch erst besonders gut, andere können den Song deshalb nicht ausstehen. Amir hat selbst an dem Song mitgeschrieben und singt einmal mehr auf Grund der Message den Refrain auf Englisch. 

Die Geschichte bzw. Message ist schnell erzählt. Es geht um etwas, was einen sehr glücklich macht. In seinem Fall war es die Musik, die ihm vom stupiden Zahnsäubern abgebracht hat. Im Video wurde das durch die beiden Personen auch sehr gut dargestellt. Das Mädchen, dass misshandelt wurde und mit Hilfe von Taekwondo seine Stärken zurück erhält und sogar bei Olympia starten darf, oder der Junge aus ärmeren Verhältnissen, der dank des Balletts eine Karriere und eine Chance bekommt. In diesen Fällen bezieht sich das Youuuuuu nicht auf die Musik, sondern eben auf den Kampfsport und den Tanz.

Das Video ist wirklich schön anzusehen, aber es wäre nicht der ESC, wenn nicht irgendjemand ein Plagiat darin sehen würde. In diesem Fall bin ich das, auch wenn ich es eher als Inspiration bezeichnen würde. Die Art, wie das Video nämlich gemacht wurde erinnert stark an Fucking Perfect von P!nk. Natürlich ist das nicht dramatisch und es spricht ja für den Künstler, dass er am Beispiel der noch härteren Message, ein ähnliches Video dreht.

In Fankreisen gilt dieser Song als der wohl einzige, der noch die Katastrophe Russland verhindern kann. Wenn das allerdings die letzte Waffe der Welt gegenüber Russland ist, braucht man gar nicht zum ESC antreten. Das Lied gefällt mir super super gut und es wird auch den Sommer in meiner Playlist überleben, aber als Livesong eignet er sich einfach nicht. Russland hat auch ein radiofreundliches Lied, wird aber in der Präsentation aller Voraussicht nach ähnlich viel ausgeben wie die Ukraine, um eine spektakuläre Liveperformance zu erlangen. Von Frankreich hört man zur Präsentation noch relativ wenig, kein gutes Zeichen. 

Für mich ist klar, dass er das beste Ergebnis für Frankreich seit 2009 holen wird (8. Rang), wahrscheinlich sogar noch mehr. Aber der Sieg scheint mir unrealistisch. Live kann er den Song jedenfalls super singen und performen. Von daher braucht sich Frankreich keine Gedanken in Richtung 20+ machen, dass sollten eher deutsche Fans. Frankreich hat sich für den richtigen Weg entschieden, aber leider ist umdrehen eine Option.   

Montag, 18. April 2016

Bulgarien schickt Alleskönnerin

"Scheitern ist ein Umweg, keine Sackgasse"
Zig Ziglar 

Dieses schöne Zitat vm US-Amerikaner Zig Ziglar, lässt sich gut auf die diesjährige bulgarische Interpretin beziehen oder auf die bulgarische Vergangenheit beim ESC generell. Die doppelte Rückkehr aus Bulgarien zum ESC erfreut die Fans im ganzen ESC-Universum, nur bleibt die Frage, ob sich diese Freude auch im Mai bezahlbar macht.

Bulgarien nimmt erst seit 2005 beim ESC teil und gehört damit auch eher zu den Spätstartern. Das Land kann sich aber damit rühmen, eines der schlechtesten im ESC-Universum zu sein, also was die Ergebnisse betrifft. Bei bisher 9 Teilnahmen gelang ihnen nur ein Mal die Qualifikation fürs Finale. Doch der Schein trügt.

Bulgariens erfolgreichste Platzierung war logischerweise die Finalqualifizierung 2007. Allerdings erhielt das Duo damals 157 Punkte, was den 5. Platz nach sich zog. Auch die anderen Beiträge waren nie im Bereich der Letzten in den Semis. So landeten sie bereits 4 Mal entweder auf der 11 oder der 12, knapp daneben ist eben auch vorbei. Somit darf man das Land allerdings nicht als ein ESC-Schlusslicht bezeichnen, sie hatten und haben eben nur viel Pech. Nachdem 2013 das Duo, welches für den 5. Platz verantwortlich war, auch als 12. scheiterte, setzte Bulgarien aus. Dazu kamen dann noch finanzielle Probleme, die bereits eine Rückkehr 2015 einen Strich durch die Rechnung machten. Nun, 2016, feiert das Land seine 10. Teilnahme und nun soll alles besser werden.

Die Bulgaren versuchten es bislang auch immer sehr demokratisch und veranstalteten nationale Vorentscheide. Durch die aktuell aber klamme finanzielle Lage, war es dieses Jahr nicht möglich und so wurde intern bestimmt. Aber wer soll die Last auf sich nehmen?

Die Lösung für viele Fans lag auf der Hand: Poli Genowa wird gebraucht! Sie ist ein Multitalent, erfahren und dazu hat sie noch tolle Songschreiber. Diese Gebete wurden offenbar erhört, denn im Dezember wurde bekannt gegeben, dass sie Bulgarien vertreten werde.

Auch beim ESC ist Poli keine Unbekannte. Die 1987 in Sofia geborene Bulgarin ist sozusagen die Helene Fischer des Landes. In nahezu jeder bedeutenden Show hinterlässt sie ihre Fußabdrücke. So war sie schon Juror bei The voice, nahm bei Sing wie dein Star und Let´s Dance teil, spielt in mehreren Musicals und synchronisiert für Disney. Außerdem ist sie noch UNICEF-Botschafterin. Ein wahres Multitalent. 

Es begann aber alles damit, dass sie in einer Kindergruppe erste Erfahrung beim Fernsehen sammeln konnte. Darauf folgte ein Studium der Klarinette und des Films. Nach gescheiterten Anläufen bei den Vorentscheiden zum ESC 2005 und 2006, sie war 16 bzw. 17, schaffte sie es 2011 den Vorentscheid zu gewinnen. Somit durfte sie in Düsseldorf auftreten und wurde schnell zu einer Art Fanfavorit. Ihr rockiger Song mit Klaviereinflüssen in Landessprache, war äußerst beliebt und auch eine neue Hoffnung für das so gebeutelte Bulgarien. Dann kam im Halbfinale der Schock: Platz 12. Nur 6 Punkte von der Qualifikation entfernt. Europa war geschockt.


Poli´s Karriere nahm erst nach diesem vermeintlichen Misserfolg Fahrt auf und sie war in Bulgarien praktisch omnipräsent. Als dann auch noch 2015 Italien die Ausrichtung des JESC´s verweigerte, durfte Bulgarien als Zweitplatzierter diesen ausrichten. Die Moderatorin war, wer auch sonst, Poli Genowa.

Ein von Junior Eurovision Song Contest (@junioreurovisionofficial) gepostetes Foto am  


Spätestens ab diesem Zeitpunkt wollten die ESC-Fans ihre Poli zurück und scheinbar ist diese Reaktion dem bulgarischen Broadcaster nicht entgangen. So kommt Poli also zurück, stärker wie je zuvor.


Hier ist der bulgarische Beitrag zum ESC 2016 von Poli Genowa If love was a crime:


Poli schrieb auch an #ILWAC mit und auch ihr Songwriterteam blieb im großen und ganzen unverändert zu 2011. Sowohl der Österreicher Sebastian Arman, der auch Heroes von Conchita (Österreich 2014) schrieb, als auch Boris Milanow aus Bulgarien, unterstützten sie bei der Produktion des Songs. Zum Team stieß dann auch noch der äußerst erfolgreiche Produzent Joacim Persson, der unter anderem schon für Kelly Clarkson und Aura Dione arbeitete. 

Das Lied ist ein schneller Partysong, der bis auf eine Zeile ausschließlich in Englisch dargeboten wird. Der Vers ist dabei relativ schlicht gehalten, obwohl relativ schnell die Spannung steigt. Der Prechorus wirkt wesentlich stärker als der Refrain selber, der auf Bulgarisch ist. Der zweite Vers besitzt keine Steigerung und auch keine neuen Instrumente. Der zweite Refrain wirkt etwas krafvoller, aber eine richtige Steigerung gibt es bisher nicht. Darauf folgt ein kurzes Instrumentalsolo, bei dem eine Flöte in Vordergrund tritt und dadurch etwas osteuropäisches Feeling aufkommt. Die Bridge ist an sich nur eine Steigerung zum letzten Refrain, dass noch mit einem Saxophon verstärkt wird.

Im Text geht es um eine verbotene Liebe zwischen zwei sich liebenden Menschen. Dabei haben Freunde oder die Familie Zweifel an der Beziehung und versuchen diese zu verhindern. Aber die beiden sind ein so gutes Team, dass es sie nicht interessiert, was die anderen sagen. Besonders auffällig dabei ist, dass eine hohe Stimme zu Beginn des Liedes " ich glaube nicht in Liebe" sagt. Dabei könnten eben diese Stimmen des Umkreises gemeint sein.

Warum der Song unter den Fans so gehyped wird hat natürlich den Grund, dass es für viele schon als Hymne für die LGBT-Community gilt. Dabei hat Poli das nie verlauten lassen, sogar eher verneint. Aber die Tatsache, dass Liebe eben in einigen Regionen tatsächlich ein Verbrechen ist, bekräftigt wiederum die Community in ihrer Deutung. Also entweder klasse PR-Arbeit oder reiner Zufall, ich tippe auf die PR.

Für die Präsentation wünsche ich mir eine hellere Visualisierung als im Video. Das wirkt zu teilen doch sehr düster und etwas schnell produziert. Auf der Bühne erwarte ich außerdem Tänzer, Poli selbst kann dem Publikum auch ordentlich einheizen. 3 Minuten Party müssen das ausgesprochene Ziel sein, das wäre super! 

Die Chancen für Bulgarien stehen ausgezeichnet. Fürs Gewinnen ist das Lied wohl doch etwas zu gewöhnlich und zu viele andere, fischen in diesen Gewässern. Aber die Qualifikation sollte im schwächeren Semifinale dann doch fast schon sicher sein. Somit dauerte der Umweg zwar 5 Jahre, aber die Gaststätte ist in Sichtweite.