Lisboa 2018

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Sonntag, 4. September 2016

Was macht eigentlich...? (3. Ausgabe: 2013)

Leider hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass der ESC meist die Spitze der Laufbahn der angetretenen Künstler war. Es gibt kaum einen Interpreten, der nach dem ESC noch einen Hit in Europa landen konnte. Und sogar die Liste der Ausnahmen fällt vergleichsweise kurz aus. 

Durch diese neue Serie möchte ich zeigen, was die Künstler nach dem ESC noch auf die Beine stellen. Denn viele Künstler wehren sich gegen ihr dadurch bestimmtes Schicksal und veröffentlichen fleißig Songs. Diese reichen oft nicht an den ESC-Beitrag heran und gehen in den Tiefen der Itunes-Liste unter. Einige Perlen gibt es natürlich dennoch unter den unglaublich vielen neuen Songs. Nun in der absoluten Stunde 0 des ESC´s kann man sich damit beschäftigen. Aber das stoppt mich nicht in den tiefen des Internets, nach neuem Material zu stöbern.

Starten werden wir in 2013, dem letzten Jahr indem Schweden Ausrichter war. Natürlich haben nicht alle Künstler neue Songs veröffentlicht, manche haben gar den Beruf Sänger an den Nagel gehängt, aber dennoch gibt es so einige Neuigkeiten. Die Lieder sind nicht nach meinem Geschmack sortiert, sondern nach ihrer Platzierung beim ESC. Ich hoffe, dass ich zu jedem Künstler zumindest ein Lebenszeichen finde. Sicher ist das nicht. In diesem Post kümmern wir uns um das Mittelfeld des Finales, also die Plätze 11-20.

Platz 20: Birgit Õigemeel (Estland)

Et uus saaks alguse, so hieß ihr ESC-Beitrag. Es könnte ein neuer Anfang sein war für ihren Beitrag ein in allen Belangen der passender Titel, denn im Mai 2013 war sie im fünften Monat die ESC-Quotenschwangere. 2015 war das Trijntje aus Holland, 2016 Ira aus Malta. Im Oktober 2013 kam ihr gesundes Kind zur Welt und komplettierte das Glück der heute 39-Jährigen. Sie wuchs im beschaulichen Dorf Vilivere, das direkt am Fluss Keila liegt, auf und diese ländliche Prägung kann man in ihren Songs wiedererkennen. Bevor sie 2013 zum ESC durfte, scheiterte sie 2008 und 2012 im estnischen Vorentscheid als 3 bzw. 7.

Die Gewinnerin der Castingshow Estland sucht den Superstar 2007 ist glücklich (?) mit ihrem estnischen Manager Indrek Sarrap verheiratet. Dadurch hat sie auch ihren wunderschönen Nachnamen verloren und heißt nun Birgit Sarrap. Musikalisch ist sie noch aktiv und arbeitet mit der estnischen ESC-Prominenz zusammen. So nahm sie 2014 eine Single mit Ott Lepland (Estland 2012) auf, hatte im Oktober acht Auftritt mit Jüri Pootsmann (Estland 2016) und ihr Mann organisierte eine Weihnachtstour für Tanja (Estland 2014). Am ersten Mai wurde ihre erste Tochter geboren, was sie mit einer neuen Single feierte. Im Song geht es nach einem schnellen Estnisch Crashkurs darum, dass sich zwei Menschen treffen und zusammen glücklich werden und allen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen. Der gute Laune Softpop-Song geht sofort ins Blut und animiert zum mitsingen. 




Platz 19: Bonnie Tyler (Großbritannien)

Ja, manch einer hat schon vergessen, dass diese große Popdiva auch schon im ESC-Karussell war. Manch einer hat es schon verdrängt. Aber ihre guten Tage sollten natürlich nicht unerwähnt bleiben. 6 Top-10 Hits in ihrer Heimat Großbritannien, ein Nr.1 Song in den USA und ein Nummer 1-Album in Großbritannien. Diese Erfolge stammen aus 1977-1984. Aber das Ablaufdatum ihres Erfolges hatte sie kurz darauf überschritten. Selbst der deutsche Pop-Titan Dieter Bohlen konnte mit ihr keinen Erfolg erzielen. Der schafft es normalerweise unmusikalische französische Schildkröten zu Stars zu machen, aber Bonnie war dann doch eine Nummer zu groß. 2005 dann der vorzeitige Abschied, der 2012 dann mit dem neuen Flop-Album und 2013 mit der ESC-Teilnahme ad absurdum geführt wurde. Aber der guten alten Zeiten wegen ihr größter Hit:



Beim ESC konnte nicht einmal eine fünfköpfige Backgroundsängerband die Geräusche im Refrain verbessern, obwohl natürlich nicht alles an ihrem Auftritt so unterirdisch war, wie ihre Ausstrahlung. Die Choreographie und die Kameraführung waren wirklich passend, dass rettet aber keinen Song, der selbst in den 90ern als altbacken gegolten hätte. Es ist immer schade wenn Stars nicht wissen, wann sie langsam aus dem Spotlight abtreten sollten. Ein abschreckendes Beispiel hierfür ist Madonna und ihr Song Bitch I´m Madonna. Bei Bonnie Tylor mag das, was sie aktuell macht nicht peinlich wie bei Madonna sein, aber man verspürt eben nur ein Gefühl, wenn man hört, dass ein solcher Star sich mittlerweile mit Konzerten in Ulm oder Dresden über Wasser hält: Mitleid. Wer übrigens noch einmal Bonnie Tylor sehen möchte, kann das in diesem Herbst bei ihrer Deutschland-Tour. Hier die Daten


Platz 18: Dorians (Armenien)

Die armenische Rockgruppe mit ihrem Frontsänger, dem Augenbrauenbalkenmonster, zeigte sich mit ihrem hymnischen ESC-Beitrag ziemlich nachdenklich über die Zukunft unserer Erde. Hätten sie sich mal Gedanken um ihre Zukunft gemacht, denn diese ist nicht existent. Die 2008 in Jerewan gegründete Band, deren Fronsänger schon 2010 als Backgroundsänger beim ESC war, gab im Mai 2015 das letzte Lebenszeichen von sich. Das war ein Spendenaufruf für ein Kleinkind. Seit dem scheinen sie vom Erdboden verschluckt zu sein.

Platz 17: Eyþór Ingi Gunnlaugsson (Island)Der erste Schock dieser Ausgabe. Der sehr friedliche Wikinger war bei seinem ESC-Auftritt erst 24. Ich dachte allein um eine solche Haarpracht zu entwickeln, brauche man mehr als 30 Jahre. Wie dem auch sei, der in diesem Jahrtausend bislang einzige Isländer, der beim ESC Isländisch gesungen hatte, ist dem Musikgeschäft auch mit 27 Jahren noch treu geblieben. Er hat eine sehr aktive Facebook-Seite, auf der er seine verschiedenen musikalischen Projekte erwähnt. So lautet sein aktuelles Projekt Atomskaldin, was eine rein isländische sechsköpfige Band ist. Aber auch seine Solokarriere macht weiter Fortschritte. So veröffentlichter er diesen Sommer den Titelsong zum Film Alfheim´s Edge. Diesen typischen isländischen Folksong, der eine ähnliche Stimmung wie der neue Song Row von Greta Salomé verbreitet, möchte ich natürlich nicht vorenthalten.

Privat ist er nicht mehr Solo unterwegs, sondern glücklich mit der Frau seiner Träume zusammen. Das gemeinsame Glück wird durch zwei Kinder seiner Frau aus einer vorausgegangener Beziehung , zusammen mit einem gemeinsamen Kind, komplettiert. 

Platz 16: Aljona Lanskaja (Weißrussland)

Die tanzende Diskokugel aus Minsk scheint den typischen Gang einer Frau nach dem ESC nachzugehen. Die Diskokugel bezieht sich natürlich auf die Visualisierung ihres Auftrittes und nicht auf ihren Körperbau, bevor hier eine Hobby Alice Schwarzer auftaucht. Auch sie bringt keine neuen Lieder heraus, postet täglich neue Fotos auf Instagram und hat einige TV-Auftritte hier und da. Im Moment ist sie in Sotschi, um einen Auftritt beim New Wave Festival (einer nicht ernst zu nehmenden osteuropäischen Konkurrenz zum ESC) hinzulegen. Wirklich spannende Neuigkeiten gibt es nicht. 

 




 Platz 15: Nodiko Tatishvili & Sopho Gelovani (Georgien)

Die Performance von den beiden war so konstruiert, gewollt und statisch, wie es ein Auftritt beim ESC wohl nie mehr sein wird. Stimmlich harmonierten die beiden aber sensationell, dass sollte man fairerweise dazu sagen. Nach dem ESC haben sich ihre Wege aber meinen Erkenntnissen nach nicht mehr gekreuzt. Nur für den ESC 2015 saßen sie wohl im selben Raum, denn sie agierten als 2 der 5 Juroren Georgiens.  Sopho veröffentlichte im Dezember eine neue Single. Der Sound dieses Songs ist wirklich speziell und erzeugt eine sphärische, fast majestätische Stimmung, die die Natur im Vordergrund behält. Falls ihr also für eure nächste Hot-Stone-Massage noch nicht die richtige Musik gefunden habt, hilft euch Sopho dabei, eine mystische Atmosphäre zu erzeugen.



Und Nodiko? Der feiert im November seinen 30. Geburtstag. Musikalisch gibt es wohl keine Neuigkeiten von ihm. Auf seiner Facebook-Seite sitzt er in einem The-Voice Juroren Stuhl, also gehe ich davon aus, dass er dort als Juror arbeitet(e). Sein letzter Auftritt ist auf den 19.8 im #Sector26 datiert. Seit dem postete er nur noch ein religiöses Gemälde. 


Platz 14: Robin Stjernberg (Schweden)

Robin, der Mann von dem Natalie Horchler so beeindruckt war, aber am Ende doch nur den 14. Platz Zuhause erreichte. Ein Wunder, dass man keine Kötbullar aus ihm gemacht hat. Was sein komisches Podest sollte, dass wie eine überdimensionale IKEA-Lampe aussah, verstehe ich bis heute nicht. Sein Gesang allerdings war sehr stark, 2013 war es einer meiner Hassbeiträge, 2016 einer meiner Liebsten. 

Aber nach dem ESC ist vor allem in Schweden meistens vor dem ESC. Aber bisher gab es keine Bemühungen von ihm, erneut beim ESC anzutreten. Aber ich liebe die Gerüchteküche, von daher kann jeder sein neustes Instagram-Bild selber interpretieren...



Ein von Robin Stjernberg (@stjernbergrobin) gepostetes Foto am

Direkt nach dem ESC kam sein Album auf den Markt, dass in Schweden Platz 2 erklomm. Darauf folgten noch einige Singles. 2015 erschien der typische EDM-Song Let me dance with you, der von TDK produziert wurde. Im Januar 2016 erschien seine bislang letzte Single Take me home. Diese erinnert mich ein bisschen an Charlie Puths See you again, dennoch durchaus hörenswert. Keine der neuen Songs schaffte es in die Charts. Nirgends.

Platz 13: Cezar (Rumänien)

An dem in Mailand professionell ausgebildeten Opernsänger scheiden sich die Geister. Ist ja toll, dass er so schön singen kann, aber er sollte dann doch lieber bei Opern bleiben. Aber er mischt da fröhlich, wie in seinen Stimmlagen. Neue Songs gibt es nicht. Instagram ebenfalls nicht. Aber dennoch ist er in Rumänien noch regelmäßig zu sehen - nämlich im Fernsehen. Er nahm schon Lieder mit Paula Seling (Rumänien 2010 &2014) auf, in welchen er mit seiner außergewöhnlichen Stimme zaubert. 2015 nahm er an der rumänischen Staffel von Youre face sounds familiar teil. Und beim rumänischen Vorentscheid 2016 trat er als Interval Act auf. Mit einer unglaublichen Version von Rise like a phoenix berührte er die Zuschauer:



Platz 12: Roberto Bellarosa (Belgien)

Der Belgier mit italienischen Wurzeln gehörte 2013 zu den auffälligsten Teilnehmern, da man in jeder seiner Schritte Unsicherheit und Anspannung spüren konnte. Sein Management setzte bei seiner Optik auf die "Ohh, wie putzig ist der denn!" Strategie. Der Justin Bieber Topfhaarschnitt war die passende Ergänzung zu den Rehkitzaugen und dem verschmitzten Lächeln. Warum man ihn dann in einen langweiligen Anzug packte - Egal, wir reden hier ja nicht über den ESC-Auftritt. 

Das Erste, was sofort ins Auge fällt, ist sein neuer Look. Dieser lässt ihn zwar deutlich älter als 22 aussehen, ist aber ein Quantensprung zum pubertären Wischmop zuvor. Mit seinem Freund/Mann hat er scheinbar eine kleine Tochter, deren Leben er sehr gerne auf Instagram teilt.





Aber genug vom Privaten, ab zum Beruflichen! Zur Zeit absolviert er einige Auftritte bei kleineren Locations in Belgien, der nächste am 07.10 in der Kleinstadt Binche. Aber zum Leben kann das nicht reichen und seine letzte Single ist in 2015 erschienen. My Girl erschien in Zusammenarbeit mit Sony und klingt in der Studioversion ganz ok, wenn man billig produzierten Pop mag. Aber live hat es Roberto immer noch super drauf, einen Song unglaublich zu verhunzen. Respekt! 

Platz 11: Aliona Moon (Moldawien)

Die bislang letzte Person Moldawiens, die das Finale bereichern durfte. Warum schafft es Moldawien nicht mehr ins Finale? Diese Antwort würde einen eigenen Blog-Post rechtfertigen. Aber egal, die Broadwayhexe Aliona hat doch nach ihrem dramatischen Aufstieg beim ESC bestimmt eine kometenhafte Karriere gestartet! 

Naja, sie lebt immerhin noch. Obwohl ihr Gewicht mir noch mehr Sorge bereitet als 2013. 2014 nahm sie an The Voice in Rumänien teil und kam einige Runden weiter. Da die Musikbranche im malerischen mittelgroßen Moldawien (Jetzt reicht´s aber mit den Alliterationen!)  nicht als Größte gilt, führt nahezu kein Weg am ESC vorbei. So trat sie als Interval-Act beim Vorentscheid 2016 auf. Eine Einladung aus Rumänien nahm sie dankend ab, da sie nicht den perfekten Song hatte. Im Nachhinein hat ihr das viel Arbeit für Nichts erspart. Musikalisch gibt es auch Neuigkeiten aus dem April. Ihre Single "Raum für Romantik" ist ein typisch entspannter Sommerhit, der nirgends aneckt und auf jeden zweiten Popalbum gefunden werden könnte. Im Video hab ich fast das Gefühl, dass das rote Etwas von Sekunde zu Sekunde noch dünner wird! Das Video erinnert an die 70-er und enthält einen tollen Witz, der den Titel auf den Arm nimmt. Aber dafür bitte das Video ansehen. Und wer sich fragt, wie sie heute aussieht:



Ein von alionamoon (@alionamoon) gepostetes Foto am

 Bisher scheint Sara Jo aus Serbien die einzige ESC-Teilnehmerin 2013 zu sein, die aktuell wirklich erfolgreich ist. Aber die Top10 aus 2013 werden in der finalen Folge behandelt. An sich kann es nur besser werden. Aber ich täusche mich sehr oft, wie die Zuschauer, als sie Aserbaidschan auf Platz 2 wählten! Das habe ich immer noch nicht überwunden.