Lisboa 2018

Lisboa 2018

Mittwoch, 25. Januar 2017

Die ersten Titel stehen

So langsam nimmt der ESC Fahrt auf. Grund genug, zu überblicken, was uns im Mai erwarten wird. Die ersten Kandidaten stehen schon seit einiger Zeit fest. So vertrauen Österreich, Aserbaidschan, die Niederlande, Belgien, Mazedonien, Griechenland, Irland und Zypern auf interne Nominierungen, derren Namen bereits fest stehen, die Lieder jedoch erst später veröffentlicht werden. Dazu kommen dann noch Russland, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Frankreich, San Marino, Tschechien und Montenegro hinzu, die allerdings noch keinen Kandidaten auserwählt haben. Armeniens Interpret steht ebenfalls schon fest, gewann einen Vorentscheid allerdings ohne Song. Alle restlichen Länder bestreiten einen Vorentscheid. In drei Fällen stehen die Sieger schon fest.

Albanien Lindita Halimi mit Botë

Die kosovarische Sängerin Lindita Halimi gewann am  Vorabend des heiligen Abends, das traditionsreiche FiK. Festival i Këngës. Dieser Vorentscheid ähnelt stark dem San Remo Festival, mit Orchester, eher konservativer Musik und schicker Abendgarderobe. Ein Bewerbertyp setzt sich hierbei regelmäßig durch. Eine schöne Frau mit großen braunen Augen, die sich die Seele aus dem Leib schreit. 2009-2012 und 2014-2016 war das der Fall.

2017 war die Qualität des Wettbewerbs deutlich geringer als 2015 oder 2016. Die modernen Ansätze infinite und asaj (2016) wurden 2017 nicht fortgeführt und es blieb alles relativ blass. Am Ende überzeugte die in Amerika lebende Lindita die Jury und die Zuschauer (die erstmals abstimmen durften) am meistens. Wenig überraschend singt sie eine laute Ballade und hat große braune Augen. Lindita hat einiges an Erfahrung, nahm an American Idol teil und ist eine Bekannte von Jennifer Lopez. Dazu hat sie eine bewegende Gewichtsverlustsgeschichte, welche sie auf das Cover eines amerikanischen "Brigitte"-Abklatsches brachte. In ihrem Song Botë, Welt, geht es um unseren Planeten, dem es immer schlechter geht. Ein Augenwink auf Donald Trump? Man weiß es nicht. Was man allerdings weiß ist, dass sie den Song selbst geschriehen, pardon, geschrieben hat und zwar auf Englisch. Sie trat bereits 2015 beim FiK an, scheiterte aber an Elhaida Dani und nahm sich die Kritik zu Herzen, dass ihr damaliger Beitrag zu modern war. Somit ließ sie ihren Beitrag dieses Jahr älter wirken und diese Taktik zahlte sich aus.

Bis zum ESC möchte sie den Song noch ordentlich umkrempeln, Englisch, moderner, besser. Da gebe ich ihr recht, denn bisher wirkt es eher wie eine Warmmachübung für ihre Stimmbänder. Stimmlich ist das nicht besser zu machen, aber daran scheitert es selten in Albanien. Das Problem ist es, den Song modern und spannend zu gestalten. Insbesondere, wenn man ihn in Englisch performen will. Und ich hoffe, dass uns der "albanische Revamp" dieses Jahr ersparrt bleibt, dieser ist nämlich die schlimmste Verschlimmbesserung im ESC-Universum. Wozu das führt, sahen wir letztes Jahr, nämlich einem abgeschlagenen Semifinalausscheiden.

Georgien: Tako Gachechiladze mit Keep the faith

Am 20.01 vollführte Georgien als nächstes Land seinen Vorentscheid, und was für einen! 25, in Worte fünfundzwanzig, Beiträge umfasste der georgische ESC. Während des Hörens der Studioversionen, hatte ich schnell einen Favoriten, der sich live allerdings abschoss. Harmonik scheint kein georgisches Wort zu sein, da viele Acts live mehr als nur enttäuschten. Dazu kam oftmals eine minimalistische Bühnenshow hinzu, was die Aufregung doch etwas brach. International wurde schnell eine Favoritin gefunden: Tako.

Die 33-jährige mit den wohl schönsten Haaren seit Serbien 2009, setzte sich am Ende mit der Weltverbesserungsballade durch. Sehr rise like a Phoenix mäßig war ihr Auftritt performt. Am Ende leuchtete sogar die ins Kleid integrierte Lichterkette, WAHNSINN. Keep the faith ist eine sehr stark gesungene Ballade, welche sehr düster und unheimlich geschrieben wurde, von Tako selbst. Dabei singt auch sie sich die Seele aus dem Leib, rettet sich am Ende aber in den Chor, also etwas Arbeit muss da noch gemacht werden. Textlich kann man sie praktisch neben Albanien legen, genau da ist das Problem. Die beiden Lieder ähneln sich in Text, Stimmung, Aufbau und der Performance. Sollte Lindita also nun auch noch auf Englisch setzen, kann man beide kaum noch unterscheiden. Während Botë etwas armosphärischer ist, bleibt Keep the faith eher im Ohr hängen.

Dann kommen wir zum nächsten Problem. Der Background. In diesem erschienen nämlich Schlagzeilen, die einigen Nationen nicht gefallen werden, vor allem Russland. So zum Beispiel: "Russland marschiert in Georgien ein" Fraglich ist, ob die EBU solche Botschaften zulässt, es also als politische Botschaft sieht und nicht als historischer Fakt. Ich persönlich sehe es als historischen Fakt an und würde es daher erlauben. Anders sähe es allerdings aus, wenn man den Konflikt mit der Ukraine einblenden würde, da Russland sich ja offiziell als unbeteiligt dar stellt. Aber das ist ein anderes Thema.

Ohne Tako hier etwas vorwerfen zu wollen, aber ich sehe dort ein sehr brisantes politisches Potential. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass Taco damit beim ESC auffällt. Taco war 2009 Mitglied der disqualifizierten Gruppe Georgiens mit dem Titel we don't wanna put in. Anhören, daran denken, dass es einen Krieg im Jahr zuvor mit Russland gab und Wladimir Putin Präsident war.

Weißrussland: Navi

Der Alptraum eines jeden ESC-Fans ist jährlich die Reise in das spärlich besuchte Weißrussland. Nach dem in früheren Jahren oftmals der Beitrag einfach gewechselt wurde, konnte man in den vergangenen Jahren größere Skandale umschiffen. Allerdings ist oftmals der größte Skandal das Teilnehmerfeld. Dieses besteht aus untalentierten Abklatsch aus den 80-ern, ein Großteil jedenfalls.

Dieses Jahr konnte man die Qualität des Felses verbessern, was uns aber nicht vor stimmlichen Totalaussetzern schonte. International war es ein Zweikampf zwischen einer der bekanntesten Bands im kleinen Ruasland und einer Indiefolk-Band, die im dritten Anlauf zum ESC fahrem wollte. Am Ende des Abends wurde klar: Alle guten Dinge sind drei!

Die Band Navi wird somit das erstemal einen Song beim ESC auf weißrussisch präsentieren, Premiere dieser selten gehörten Sprache. Der Song Historyja majho zyccia, zu Deutsch Geschichte meines Lebens, ist ein super einprägsmaer Folkpopsong, der ordentlich zum mitwippen anregt. Das Duo verfügt über eine gute Harmonik und auch die Einzelstimmen sind sehr gut, wobei die Dame den Lockenkopf doch übersingt. Die Stimmung wird ausschließlich über die Musik verkörpert, die Lyrics könnten somit auch völlig unpassend sein, da sie sowieso niemand versteht (wobei Ukrainisch, Russisch und Polnisch sehr verwandte Sprachen sind)

Beim Vorentscheid konnten sie die Herzen des Publikums erobern, die Jury nur bedingt mit einem 5. Platz. Dass diese Kombination tatsächlich für den Sieg reichen kann, galt als relativ unwahrscheinlich. Nun dürfen die gut gelaunten Sänger nach Kiew reisen. Ich wage eine Prognose: Je näher wir an den ESC kommen, desto mehr Stimmen werden auf ein Ausscheiden setzen, denn der Song hat ein großes Problem: Die hey hey hey- Schreie nerven ziemlich schnell. Aber auf Grund der aktuell depressiven Phase Europas (Balladen werden dieses Jahr keine Mangelware sein) ist dieser Beitrag perfekt. Unbeschwert, Locker und catchy. Nach dem ersten Hören, wird schon eifrig mitgesungen, zumindest gesummt. Die breite Masse könnte dieser Farbtupfer in der grauen Masse sehr gut gefallen. Und der BelaExit fürs Finale, der vergangenen beiden Jahre, könnte vergessen gemacht werden.

Das erste offizielle Video im Jahrgang 2017 haben sie auch veröffentlicht.

Wenn wir die ersten drei Songs betrachten, lassen sich noch nicht all zu viele Rückschlüsse ziehen. Die Semifinalauslosung kann da dann etwas mehr Licht ins Dunkel bringen, wobei ich sagen muss: Im Moment gefallen mir alle drei Beiträge ziemlich gut. Stand heute würde ich Belarus auf die 1, Georgien auf die 2 und Albanien (in der aktuellen Version) auf die drei setzen.

Die nächsten Vorentscheide werden aus Uk, Finnland und der Schweiz kommen. Dazu noch die Auslosung der Semifinals.

#roadtokiew

Samstag, 21. Januar 2017

Sadi stiehlt sich aus der Show

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die jüngere Geschichte des deutschen ESC-Vorentscheids, ähnlich wie die schlechten Platzierungen. Ein neuer Skandal, ein neues Jahr und das alte Bild: Ein erneut bloß gestellter NDR.

Einer der fünf Kandidaten für Unser Star für Kiew, hat seine Teilnahme "freiwillig" zurückgezogen. Sadi, mit bürgerlichen Namen Wilhelm Richter, galt international als Favorit die Show im Februar zu gewinnen. Jedoch berichtete die Bild am 16.1 als Erstes, dass Sadi Ärger mit der Justiz Dortmund habe. Er habe mit einer Frau zusammen als Putzdienst gedeckt, das Haus eines Düsseldorfers leergeräumt, so das Boulevard-Blatt. Darüber hinaus habe er eine Uhr auf Ebay versteigert, das Geld einkassiert, die Uhr aber nie ausgeliefert. So müsse sich der 19-jährige Pottler nicht zum ersten Male dem Jugendrichter stellen.

Das Echo aus dem ESC-Universum folgte promp und bereits einen Tag später gab der NDR bekannt, dass Sadi kein Teilnehmer mehr sei. "Berichte über mich verursachen gerade so viel Trubel - das möchte ich erst einmal klären und verarbeiten. Ich bin selber verwundert, was mir vorgeworfen wird. Ich hatte mich total auf die Teilnahme gefreut, möchte das aber nicht unter diesen Umständen machen. So kann ich nicht unbeschwert auftreten. Deshalb bin ich am 9. Februar schweren Herzens in Köln nicht dabei.", so Sadi.

Der NDR, Lob an dieser Stelle, versuchte diese Nachricht so schnell wie möglich zu verdauen und nominierte eine Künstlerin nach. Dabei ist Yosefin Buohler auf gar keinen Fall ein unbeschriebenes Blatt. Die 21-jährige Halbschwedin, hatte die Musik schon lange für sich entdeckt. Sie stand mit 13 im RTL-Finale von Das Supertalent, tourte darauf mit einem Musical durch Deutschland und lebt seit her in Stockholm. Die Kölnerin sang beim denkwürdigen Länderspiel Deutschland Schweden (Entstand 4:4) die deutsche Nationalhymne. Sie selbst ordnet sich dem Pop zu, wobei ihre musikalischen Vorlieben eher im Rap oder Metal zu liegen scheinen.

Für mich ist sie ein starker Ersatz, für den nicht minder starken Sadi. Ein geschlechtliches Ungleichgewicht entsteht durch diese Neubesetzung zwar (4 Frauen, 1 Mann), aber in Zeiten der Gleichstellung braucht man keine Quoten sondern Leistung. Wenn die Frauen in dieser Auswahl das starke Geschlecht sind, dann ist das eben so. Sadi wird sich dagegen auf die Zunge beißen. Wer seine Chance so leichtfertig vergibt und nicht von Anfang an offen mit seiner (hoffentlich) Vergangenheit umgeht, dann das ganze als Trubel der Medien bezeichnet, der verdient eine solche Abfuhr. Ob er tatsächlich schuldig gesprochen wird, steht noch nicht fest, jedoch spricht sein Rückzug eine deutliche Sprache.

Sadi ist nur die Fortsetzung der Unruhe bei deutschen Vorentscheiden. Eine Zeitreise.

2013: Das Cascada-Gate

Die Vorfreude war groß, als einer der international erfolgreichsten deutschen Gruppen, ihre Teilnahme am Vorentscheid bekannt gab. Es war das Jahr 1 nach der Zusammenarbeit von ARD und Stefan Raab. Der Vorentscheid war hochwertig besetzt und lieferte eine gute Show ab. Natalie Horler, die Frontfrau Cascadas, sah zwar etwas unglücklich mit ihrem Kleid aus, begeisterte allerdings trotz Textunsicherheiten die Halle. Im dreiteiligen Voting konnte sie sich schließlich dank der Jury gegen LaBrassBanda verteidigen. Der Skandal begann, als die Ohren der internationalen Bubble auf das Lied stieß. Denn das hatte in einigen Ohren Erinnerungen an Loreen und der Swedish House Mafia geweckt. Vereinzelt wurde gar eine absichtliche Ähnlichkeit ge(t)wittert, also ein Plagiat. Danach begann für Cascada ein Spießrutenlauf nach Malmö zum ESC. In jedem Interview wurden Fragen nur zu diesem Thema gestellt und der NDR gab gar eine unabhängige Untersuchung in Auftrag, die Cascada musikfachlich für unschuldig erklärte. Doch das gemeine Volk hatte die Mistgabeln schon aus dem Keller geholt und angezündet. Beim ESC konnten Cascada ihrer Favoritenrolle bei weitem nicht gerecht werden und landeten abgeschlagen auf den hinteren Plätzen.

2015: Das Was-Kümmerts-Mich-Gate

Die Mutter aller ESC-Vorentscheidsskandale, das worst case scenario. 2015 trug man einen ähnlichen Vorentscheid aus wie 2014, bei dem alles glatt lief. Doch wir alle können uns noch an das Finale erinnern. The Voice Sieger Andreas Kümmert gegen die bis dahin unbekannte Ann-Sophie. In der finalen Abstimmung gab es einen lawinengleichen Sieg für den ruhigen Rocker. Babsi Schöneberger war glücklich und übergab ihm die letzten Worte. In diesen zeigte er, dass der Gewinn seine größte Niederlage war, denn seine Maske viel. Ohne jegliches Selbstvertrauen, ängstlich und krank sagte er live auf der Bühne, dass er Deutschland nicht vertreten könne. Babsi löste die Situation recht gut und Ann-Sophie war glücklich, zweite Wahl zu sein. Dann begannen die großen Diskussionen. Wenn er nur kleine Konzerte spielen will, wieso nimmt er dann vor dem Millionenpublikum teil? Drängt ihn sein Management? Hat er eine psychische Krankheit? Hätte er die Reißleine früher ziehen müssen?

In der Süddeutschen Zeitung sagte er später, dass er durchaus gewillt war, Deutschland zu vertreten. Jedoch hätten ihn kurz vor dem Auftritt üble Sprüche im Internet verletzt und ihm wurde klar, dass das nur zunehmen würde, wenn er nach Wien fahre. Er habe Depressionen, Angstzustände und Selbstmordgedanken gehabt, die ihn zu einer Therapie gebracht hätten. Ann-Sophie, die nur von gut 20% der Voter gewählt wurde, ging in Wien als 27 klanglos unter. Rang 27 wird einige Zeit in den Geschichtsbüchern bestehen bleiben, da die EBU nur noch 26 Länder im Finale haben möchte. Und der Herr Kümmert? Der macht das eckelhafteste, egozentrischte und traurigste überhaupt: er nutzt seine überstandene Erkrankung, um mehr seiner neuen Platte zu verkaufen. Jeder bekommt das, was er verdient.

2016: Das Naidoo-Gate

Der vorläufige Höhepunkt bis Sadi. Einer der bekanntesten deutschen Sänger, Xavier Naidoo, wurde intern vom NDR als Repräsentant von 'Schland auserwählt. Dies führte jedoch zu einer Empörungswelle mit 2 Argumenten.

1. Niemand darf ohne einen Vorentscheid Deutschland beim Esc vertreten! (Außer Helene Fischer)
2. Erst recht kein rechter, vor Nazis auftretender, das Grundgesetz nicht anerkennender Reichsbürger.

Während Punkt 1 relativ unproblematisch ist, hat der zweite Punkt einiges an Potenzial in sich. Wie dieses Video zeigt, präsentierte er vor Reichsbürgern in Berlin unhaltbare Verschwörungstheorien und stand seit her stark in der Kritik. Während sich also die internationale ESC-Presse begeistert gab, ging ein wahrer Shitstorm auf die ARD nieder. Nach einigen Tagen folgte dann das wahre Chaos: Der NDR schmiss Naidoo wieder von Bord. Somit konnte sich das Opfer als Täter darstellen, erhielt unfassbare Rückendeckung aus der Musik und der NDR zeigte sein rückratloses Gesicht. Wenn man einen umstrittenen Künstler wie Naidoo nominiert, muss man von einem Shitstorm ausgehen. Dann aber den Schwanz einzuziehen war peinlich, schwach und würdelos. Das Ende des Liedes war der letzte Platz Jamie Lees und eine beleidigte Musikibranche, die sich wohl auf Jahre vom ESC fernhalten wird.

Mit Sadi haben wir nun also bereits unseren jährlichen Skandal. Dieser wurde zum Glück so zeitig aufgeklärt, dass die Wellen nicht zu hoch schlagen. Außerdem sind andere Länder auch recht fleißig heuer, beim produzieren von Problemen. In Ungarn gab es mehrere Disqualifikationen, ebenso in Georgien, wo ein Lied im Vorentscheid antreten wird, dass nicht in Kiew auftreten darf.

Somit glaube ich, dass Yosefin ein exellenter Ersatz ist und der NDR keine andere Wahl hatte, als Sadi zum Rückzug zu bewegen. Hoffen wir, dass es nun ruhig bleibt und uns am 9.2 zwei Hammersongs erwarten!

Dienstag, 17. Januar 2017

5 (un)glückliche Deutsche Kandidaten

Der NDR mit Thomas Schreiber hat sich also entschieden. Die 5 glorreichen Talente, die live an einem kühlen Februartag gegeneinander antreten werden, stehen fest. Die drei jungen Damen und die beiden Herren stelle ich etwas ausgedehnter vor:

1. Axel Maximilian Feige
Beim ESC wäre der Sänger mit 29 der Älteste deutsche Teilnehmer seit Cascada 2013 und ist auch in diesem Aufgebot der Papa. Er kommt aus Hamburg, spielt Klavier, Bass und Fagott, dazu singt er ganz gerne. Er hatte mehrere Bands, die zwar Covers performten, jedoch hin und wieder auch eigene Lieder spielten. Er selbst ordnet sich eher dem harten Rock zu und seine Lieblingskünstler sind seit mindestens 10 Jahren nicht mehr in den Charts zu sehen.

Erster Eindruck: weiß was er will, nur will ich das nicht. Nix innovatives, wird wohl einen Rocksong oder Rockballade aus den 2000ern beisteuern.

2. Felicia Lu Kürbiß
Überraschung: den Namen dieser Dame kenne ich sogar! 2014 stand die heute 22 jährige nämlich im Finale der Flop-Show rising star auf RTL. Sie stammt aus Bayern, spielt Klavier und hat eine professionelle moderne Gesangsausbildung in Salzburg hinter sich. Lieblingsmusik sind Lieder aus der Kindheit, sie selbst befindet sich jedoch im Elektropop, spannend!

Erster Eindruck: Sehr symphatisch und locker drauf. Erfahrung hat sie, singen kann sie ebenso und ihr Genre klingt vielversprechend.

3. Helene Nissen
Aus dem tiefsten Bayern in den hohen Norden zu Helene. Sie ist 20, macht seit 8 Jahren Musik und ist die unbekannteste aller Teilnehmer. Sie hört gerne Demi Lovato und würde sich im Blues, Jonny Cash ansiedeln.

Erster Eindruck: Schüchtern und 0 Charisma, überhaupt kein typisches Nordlicht. Dazu die Unerfahrenheit und der Musikstil bei Country? Vielfalt ist gut, sie ist nicht gut genug.

4. Isabelle Lueen
Levina ist ein gefördertes Talent: Aus Chemnitz kommend, gewann sie mehrere Preise, darunter Jugend musiziert. Sie studierte in London, wo sie währenddessen weitere Preise abräumte. 2014 wagte sie den Schritt in die Solokarriere und pendelt seitdem zwischen London und Berlin. Stimmlich sei sie im SoulPop unterwegs.

Erster Eindruck:
Sehr viel Erfahrung und Preise gewinnen sich nicht von selbst! Wird das Projekt in eigene Hand nehmen, muss nur auf den richtigen Song hoffen.

5. Wilhelm Richter
Ist eine 19 jährige Pottsau uns nennt sich selbst Sadi. Er stand schon mit Silvie Meis (aka van der Vaart) auf der Bühne, kommt aus Dortmund und studiert Gesang in Essen. Er selbst behauptet, ee habe eine 4 Oktaven Stimme. Aber der kleine hat es faustdick hinter den Ohren. Wie Bild berichtet, darf er sich wegen Betrug dem Richter stellen.

Erster Eindruck: Stimmliche Wucht, charakterlich kein Gewissen.

Am Finalabend von USfK wird es aber sehr kompliziert, ich fürchte zu kompliziert. Es wird wohl insgesamt 4 (!) Votingphasen geben und das grauenvolle: die Erste ist nach einer Runde von Coversongs, der Grundstein jeder Katastrophe. Ja, in einer Castingshow ist es unabdinglich, dass Talente Covers singen. Nein, an jenen Abend brauchen wir einen Künstler, der seinen eigenen Weg gewunden hat. Der ein Lied zu seinem macht. Wenn man das bei Coversongs macht, sie also dem persönlichen Stil anpasst, kommt das oftmals nicht sehr gut an, da es anders bzw. befremdlich klingt. Somit kann man einen Künstler die Chance rauben, bevor er überhaupt seinen Beitrag vorgestellt hat.

Das bringt uns auch schon zum nächsten Problem. Es wurden noch keine Einzelheiten bekannt gegeben, aber jeder Künstler wird 2 Songs vorbereiten. So stelle ich mir dann den Ablauf vor:

Runde 1: Coversongs

Voting --> 4 verbleiben

Runde 2: Song 1

Voting--> 3 verbleiben

Runde 3: Song 2

Voting: --> 2 verbleiben

Runde 4 (Superfinale): Künstler A und B treten jeweils mit ihrem stärkeren (mehr Anrufe) Song gegeneinander an.

Voting: --> Sieger

Insgesamt macht das 14 Songs an einem Abend. Jedoch, wenn man die fünf Coversongs weglässt, werden 9 potentielle ESC-Beiträge vorgestellt. Somit kann ein Kandidat nur einen Song performen, ein anderer sogar gar keinen! Wir hören somit 3 Beiträge überhaupt nicht. Da frage ich mich schon, warum man nicht einfach die Coversongs in die Tonne steckt und stattdessen alle ihre beiden Songs performen lässt, mit abschließenden Superfinale der beiden bestbewertesten Songs. Somit käme man auf 12 Beiträge, also auf 2 weniger, als mit dem aktuellen System. Das hieße mehr Zeit für Babsi Schöneberger.

Kritik ist ja schon und gut
und daher geht es direkt weiter. Der NDR hatte ja international um Songs geworben und damit geprahlt, dass man auch aktiv Labels angeschrieben habe. Nun ja, am Ende haben die Teilnehmer einen Pool gigantischen Ausmaßes für ihre Songs. 2. Im Finale werden 2 Songs immer und immer wieder, zugegeben in völlig veränderten Arrangement, gesungen. Da stellt sich natürlich die Frage, ob nur zwei Songs eingereicht wurden oder diese beiden so granaten geil sind, dass sie sich von den anderen ohnehin absetzen könnten. Da diese Kompetenz in der Hand des NDR liegt, befürchte ich zweites.

Meckern ist immer einfacher als loben. Und ich muss sagen, dass Deutschland dieses Jahr einen wohl besseren Weg eingeschlagen hat. Zunächst wurde ja das Konzept des Vorentscheids völlig geändert. Nun wird der ESC nicht von schon bekannten Acts als Promo benutzt, sondern ist das Event, weshalb man sich beworben hat. Das Hauptaugenmerk liegt auf Kiew, nicht auf dem deutschen Markt. Das ist natürlich alles nur theoretisch gedacht. Wenn ein fleißiger Manager nach dem Finalabend schon weiter plant und den Esc vergisst, dann haben wir eine neue Ann-Sophie. Was ich ebenfalls gut finde ist, dass man sich mit Bürger Lars Dietrich einen erfahrenen Entertainer ins Team geholt hat. Dieser alleine wird natürlich dem Ansehen des ESC's wenig helfen, aber Promis bringen immer eine Form der Aufmerksamkeit.

Es gibt aber auch noch Dinge, die ich mir noch dieses Jahr wünschen würde. Zum einen wäre das, dass der deutsche Interpret an der Pre-Esc Tour teilnehmen wird. Übrigens sind Amsterdam, Riga und London bestätigt. Das hat den Vorteil, dass die Bubble den Künstler besser kennenlernt, denn schauen wir uns mal die Fanlieblinge 2016 an. Barei (Spanien), Sergey (Russland), Hovi (Israel) und Poli (Bulgarien; alle 2016) haben alle mindestens an einem Event teilgenommen. Jamie-Lee an keinem. Gabi, die Vorletzte wurde, ebenfalls nicht. Ann-Sophie war 2015 in Amsterdam dabei, was aber ehrlicherweiße eigentlich Pflichtprogramm ist.

Das andere ist, dass doch die stärkste Volkswirtschaft beim Contest bitte das offizielle Video auf dem offiziellen YouTube Kanal uploaded. Jamie-Lee besaß ein solches Video, jedoch wurde es nur auf Kanälen hoch geladen, bei denen ihr Management verdient. Wie das beim offiziellen YouTube Account ist, weiß ich nicht, aber welchen Grund sollte es sonst geben, dass offizielle Video nicht zu posten? Dazu kommt, dass das Video einfach nur Dreck ist. Ann-Sophie hatte kein Video, Elaizas Billo-Produktion kann man nicht zählen und auch Cascada lieden ihr Video lieber beim eigenen Label hoch. Kleiner Vergleich: Malta (300.000 Einwohner) lädt jedes Jahr eine hochwertige Performance hoch.

Wie sieht nun meine Vorhersage aus? Schwierig ohne Songs, aber rein von den Kandidaten wünsche ich mir den Kürbis oder Levina. Erfahren, dynamisch und jung. Der Song wird alles nochmal aud den Kopf stellen, ich hoffe aber, dass es wirklich gute Arrangements gibt!

Somit bin ich äußerst gespannt, wie es ausgehen wird und mit welchem Song wir überrascht werden. Mein Gefühl sagt mir nichts gutes, es fühlt sich ähnlich zu Jamie-Lee an. Aber wir befinden uns früh in der Saison, noch kein Song steht in der finalen Version fest und evtl. ist ein Song von Barei (Spanien 2016) im Vorentscheid dabei.

Falls es jemanden interessiert: dieser Post wurde in einer Nacht am Flughafen Auckland erstellt. Ich war zu schwäbisch mir eine Unterkunft für den ersten Tag zu buchen und so nächtige ich am Flughafen neben dem McDonald's.

Freitag, 13. Januar 2017

Finnland will aus dem Schatten der Nachbarn

In diesem Post geht es um den diesjährigen finnischen Vorentscheid UMK und dessen Teilnehmerfeld. In den vergangenen Wochen wurden die Lieder, sowie die Videos der einzelnen Teilnehmer veröffentlicht. Diese analysieren wir, um eine ultimative Prognose abzugeben. Dabei sei gesagt, dass die Finnen oft sehr, nennen wir es mal "unkonventionell" , entscheiden.

Das UMK wird seit 2012 in verschiedensten Formen zur Ermittlung des finnischen Teilnehmers genutzt. Die Abkürzung steht hierbei für Musiikin Uuden Kilpailu, was frei übersetzt Festival der neuen Musik bedeutet, also ein Gegenentwurf zu Florian Silbereisens Festival der Volksmusik ist. Gewählt wird am 28.1 in den Arenen zu Helsinki. Die 10 Gladiatoren werden von Königin Krista (sie führt durch den Abend) empfangen und auf ihre Fähigkeiten im Kampf überprüft. Wer gewinnt, entscheidet eine internationale Jury und das gemeine Volk. Im letzten Jahr verursachte dieses "sorgfältig ausgewählte Feld aus Musikexperten und Kennern" dafür, dass Finnland im Semifinale deutlich scheiterte. Und das gemeine Volk? Das stimmte mehrheitlich für Saara Alto. Genau die, die nach ihrer knappen Niederlage nach London zog und das Königreich bei the X-Factor so begeisterte, dass sie den Silberrang erreichte und einen Plattenvertrag + Sia's Hilfe bekommt. Ja lieber Experten, was wäre wenn...

2016 verzichtet man auf jegliche Semifinals ( es würde ja kein finnischer Song das Finale erreichen haha) und geht mit diesen 10 Kandidaten an den Start:

1.) Zühlke - Perfect Villain

2.) Emma - Circle Of Light

3.) Günther & D'Sanz -Love Yourself

4.) My first band - Paradise

5.) Alva - Arrows

6.) Norma John - Blackbird

7.) Lauri Yrjölä - Helppo Elämä

8.) Knucklebone Oscar and the Shangri-La rubies - Cavemen

9.) Anni Saikku - Reach Out For The Sun

10.) Club la perse - My Little World

Da ich vom Handy aus blogge, kann ich die Videos leider nicht einfügen, daher bitte dem Link folgen.

1. Zühlke - Perfect Villain:

Das Video ist sehr amerikanisch gehalten und erzählt die verhängnisvolle Geschichte einer Undercover Agentin. In einem Verhöhrraum sitzen ein Verdächtiger und ein Emittler, der gerne ein Geständnis hätte. Klappt scheinbar nicht und der Vorhang für Zühlke öffnet sich. Sie probiert es wortwörtlich mit Zuckerbrot und Peitsche, ohne Erfolg. Nun fährt sie zurück in ihr Apartment in einer asiatischen Großstadt und der Verdächtige zündet den Sprengsatz, der unglücklicherweise in Zühlkes Apartment ist. Tot.

Das Video ist sehr toll und hochwertig produziert. Alles wirkt echt, bei den Knutsch - und Duschszenen manchmal zu echt, für Kinderaugen ist das nichts. Generell mag ich Videos, die eine Geschichte erzählen und dieses macht das sehr gut. Schauspielerisch hat Zühlke schon Mal einiges drauf, das wird sich positiv auf den 28.1 auswirken.

Nun zum wichtigen: Der Song. Für mich wirkt dieser wie eine Homage an die 2000er. Power-Pop einer starken Frau, die zwar keine Modell-Maße hat, dafür aber ein starkes Organ besitzt. Kurzum: Der Song selbst könnte ohne Probleme auf einem Christina Aguilera Album sein. Lyrisch ist auch etwas Bewegung drin, da er zunächst Zühlke um den Finger wickelt und später das ganze gedreht wird. Aber textlich gab es sehr viel Gegenwind auf Grund der Passage: "Was würde X-Men machen (...) wenn du das Kryptonit wärst" Finde ich persönlich nicht schlimm, da diese Stelle im Kopf bleibt. Jede Form der Aufmerksamkeit ist positiv für den Betreffenden, siehe Kardashian.

Zühlke wurde 2013 durch eine Castingshow bekannt und hatte schon damals eine sehr gute Stimme. Aber auch live fehlt mir etwas Power, die dieser Song einfach braucht. Da muss geschriehen werden, nicht emotional gehaucht. Beim UMK würde ich mir einige Elemente aus dem Video wünschen. Finster, böse Zühlke und viel Rauch. Die Bridge eignet sich perfekt, um sich auf der Bühne auf seinen Schoß zu setzen und ihn weg zu hauen, schöne Kameraufnahmen sind da sicher.

Gesamt: Grundsolider Beitrag, der mit einem tollen Live-Programm überraschen könnte. Dazu muss Zühlke aber einen super Tag haben.

2. Emma - Circle Of Light

Ach da kommen König der Löwen Erinnerungen hoch, aber Disney hat dieses Meisterwerk nicht komponiert.

Das Video beginnt mit dem Ende. Es werden 2 Geschichten erzählt, die sehr sehr ähnlich sind. 2 Flüchtige verstecken sich vor einem Angreifer. Zum Schluss kämpfen sie, gewinnen die Schlacht, aber verlieren den Krieg. In Szenario A geschieht all das in einem schneebedeckten Wald, mit einem Pfeile schießenden Ninja. In Szenario B befinden sich die Protagonisten in einer Lagerhalle mit einem Angreifer, bewaffnet  durch Pistole. Beide Male gibt es einen Kampf und der Angreifer geht zu Boden, anstatt ihn zu töten wiegen sich die Protagonisten in Sicherheit - mit tödlichen Folgen.

Lyrisch geht es darum, dass es einen Kreis des Lichtes gibt, indem es keine bösen Dinge gibt (Umarmung). Man könne von was auch immer verfolgt werden (Wölfe, Zweifel), aber dort sei man sicher. Auffällig ist, dass das Wörtchen pretend, also so tun als ob, sehr häufig vorkommt. Zusammen mit dem Video wird die also eigentlich schöne Botschaft ziemlich negativ. Du kannst rennen, aber nicht gewinnen, denn die Orte an denen du sicher bist, bildest du dir nur ein.

Emma gilt seit erscheinen der Songs als haushohe Favoritin und mit dem Video verstärkt sie diesen Eindruck. Für mich ist das eines der stärksten Videos. Das Lied würde ich im Ethno-EDM-Greta Salome einordnen. Das internationale Autorenteam hat ea geschafft, dass der Song zwar skandinavisch, aber trotzdem europäisch klingt. Natürlich kommt das durch die Geige und das für mich unterschätzte Becken. Das Werk wirkt für mich wie ein Hybrid aus Wild Dancers (Sieg Ukraine 2004) und Hear them calling me (Island 2016 Greta Salome). Insbesondere der Postchorus ist an Greta angelehnt, natürlich kein Plagiat. Auch mir gefällt der Song gut und der Sieg kann nur über sie gehen. Aber wie sollte das Staging aussehen? Nun, seit Loreen wissen wir, dass man Schnee auf der Bühne haben kann. Ich würde im Postchorus eine Kampfszene gerne sehen und generell eher der Naturszene folgen, um den Ethno-Faktor noch etwas zu steigern.

Gesamt: Wer siegen will, muss sie schlagen. Wären wir nicht in Finnland, wäre sie jetzt schon die klare Siegerin.

3. Gühnter & D'Sanz - Love Yourself

Vielleicht kennen Sie Günther noch, das war die tiefe hauchende Stimme von "uh, you touched my tralala" und ein früherer Teilnehmer des Melodifestivalen. Über D'Sanz ist relativ wenig bekannt, meinen Informationen nach ist er ein spanischer Sänger, der seinen Erfolg als James Blunt Kopie suchte, jedoch nicht fand. Nun also trifft das ungleiche Paar aufeinander.

Vorweg wenig Überraschendes: Natürlich handelt es sich hierbeium einen Funact, der erste von drei (!) in diesem Jahr. Im Video sitzt Günther als heißer Leder-Lustknabe auf einem handelsüblichen drehbaren Bürostuhl und versucht verzweifelt seine Lippen mit seiner Fleischschleimschnecke zu bewässern. Scheinbar unerfolgreich, da er es das ganze Video über weiter versucht. Der Background ist die ganze Zeit über weiß und schießt von Zeit zu Zeit Herzen wild durch die Gegend. Latino-Leadsänger D'Sanz ist ebenso vollständig in weiß gekleidet, nur seine farbwechselnden LED-Schuhe sind aufregend. Ansonsten sieht man in Videos vor allem nackte Oberkörper mit VR-Brillen auf dem Kopf. Diese schauen sich wohl nicht jugendfreies Material an und werden von Günthers Hebel kontrolliert, bitte nicht falsch verstehen.

Die Aussage des Songs ist ziemlich eindeutig: "berühe dich selbst und fühle dieses Kribbeln" Naja, man kann es wie gesagt nicht ernst nehmen. Mir tut D'Sanz ein wenig leid, denn während Günther voll in seinem Element ist, wirkt er etwas fehl am Platze. Als ob diese Kolabaration die letzte Chance, aus Sicht seines Management, für seine Karriere ist. Ein gutes Bild gibt er im Video schon Mal nicht ab. Der Song kommt aus den 90-ern, die Hook zwar einprägsam, doch schon tausendfach gehört und altbacken. Generell ist mir das alles zu erwartbar und zu eindeutig. Diese Figur Günther ist für mich mittlerweile ausgelutscht und hat viele  (bessere) Nachahmer gefunden. Dazu verwirrt mich, was der andere Typ da macht, da dieser ja das durchaus ernst zu nehmend performt.

Wie man da eine gute Performance auf die Bühne bringt. Wohl mit viel Trara und Nebenschauplätzen. Ich würde möglichst selten D'Sanz ins Bild holen, da er sich scheinbar nicht wohl fühlt und das auch deutlich zeigt. Die Rampensau Günther hingegen wird die Kamera verführen. Dazu Tänzer, Konfetti und Lichtshows - Die Finnen könnten das fressen und daran Gefallen finden. Bei den Juroren sehe ich jedoch schwarz, sowas darf da auch ganz einfach nicht gut ankommen.

Gesamt: Ein Sugardaddy geht mit seinem "Opfer" das erste Mal in einen Szenenclub. Er feiert, seinem Sohn ist das alles peinlich und ganz Finnland schaut zu. Wäre ein Plot für ne Telenovela. Für den ESC wird es denke ich nicht reichen und ich habe das Gefühl, dass D'Sanz darüber recht glücklich wäre.

4. My first band - Paradise

Ach ja, ich liebe es ja, wenn erfolgreiche Bands so einflussreich auf Künstler sind, dass die Songs dieser Band sich nicht vom Vorbild unterscheiden lassen. Diese nicht mehr all zu jungen Hüpfer klingen doch verdächtig nach Maroon 5, nicht wahr?

Von roten Lampen angestrahlt steht die Band mitten in einer Sporthalle einer Schule oder Universität. Da bleiben sie auch die ganze Zeit über stehen, nur das Licht ändert sich manchmal und es wird nicht an Konfetti gespart. Es wird dann ab und zu ein junges Pärchen eingeblendet, bei dem s zum Ende des Videos doch ordentlich zu Sache geht. Das wars. Sehr statischer und einfallsloser Weg ein Video zu gestalten, wobei man sicherlich nicht an der Budgetgrenze war. Für einen solch fröhlichen Song ist die Farbwahl ziemlich dunkel gewählt, dadurch wären wir beim Thema.

Hast du was gemerkt? Ist dir irgendetwas aufgefallen? Beim ersten Hören empfand ich diesen Maroon 5 Abklatsch mit jamaikanischen Einflüssen noch ganz nett. Schöne Melodie, gute Stimme, nicht das ganz große Los, aber es wird seine Fans finden. Beim zweiten Hören achtete ich auf den Text und war sprachlos. Hier eine kleine Auswahl: kiss your paradise, leave you paralysed, falling in front of you, working on my appetite, I just wanna have a bit. Das ist X-Rated, texte das auf finnisch um und du hast einen Skandal an der Backe. Dazu das Rotlicht und die Ah ah ah Schreie. Das geht gar nicht. Warum? Ein Günther spielt eine Rolle, diese frechen Finnenrocker wollen ernst zu nehmende Künstler sein. Dieser Text, der kann von pickelverseuchten, hormongesteuerten Pubertätsbands kommen, aber doch nicht von Männern, die sich mindestens in den hohen 30-ern bewegen.

Für das Staging kann man nur weitere Anspielungen vermeiden, sonst wird es noch peinlicher. Ein einfaches Bandstaging ohne viel Tamtam und hoffen, dass die Finnen nicht auf den Text hören. Wenn der Frontmann noch ein bisschen symphatischer rüber kommt und diesen lächerlichen Moustache abnimmt, können sie die Bühne ohne all zu viel Schaden verlassen.

Gesamt: Ein Song, der textlich absolut für fremdschämen sorgt, garniert mit einer Band, die Maroon 5 sehr gut covert. Nope, das hat keine Chance.

5. Alva - Arrows

Wir kommen zur jüngsten Interpretin des diesjährigen UMK's. Die 16-jährige Alva, die als Mini-Me von Krista Siegfrieds gilt. Bei der Pressekonferenz standen beide auf der Bühne und man konnte sehen, dass an diesem Spruch etwas dran ist.

Die typische Teenie-Romanze mit einem Unterschied: Es ist keine. Alva und ihr mit einem autofetisch behafteter Freund, fahren zu Autowaschstraßen, Parkplätzen und Flughäfen, jeweils natürlich mit einem Oldtimer. Dabei haben sie viel Spaß, genießen die Zweisamkeit, doch das Entscheidende fehlt. Keiner macht den ersten Schritt. Keiner traut sich aus der Konforzone der Freundschaft in die unbekannten Weiten einer Beziehung, obwohl beide dies sichtbar wollen. Oder wie wir jungen Hüpfer das zusammenfassen: Friendzone. Währenddessen dreht sich Alva noch einige Male dramatisch in Zeitlupe zur Kamera und blickt mit finsterer Miene bei lila Beleuchtung hinein. Das Video endet mit einem Selfie der beiden.

Als die Lieder noch ohne Videos veröffentlicht wurden, war dies mein Favorit und wenn ich nur an das Lied denke, ist es das auch immer noch. Mir war klar, dass das Video in diese Richtung gehen wird, allerdings hätte ich mir ein bisschen Bewegung gewünscht, eine etwas ausgeflipptere Alva, denn wie im Video ist sie nicht. Ein solcher Mangel an Authenzität hat letztes Jahr den Mitfavoriten Estland den letzten Platz eingebracht. Etwas mehr mit dem Text spielen, dass hätte ich mir im Video gewünscht. Ein paar offensive Handlungen Alvas, die in peinlichen Situationen (die geschossenen Pfeile) enden, aber sie immer weitere vollzieht. Oder auch seine Perspektive verdeutlichen. Eine Aufnahme, in der er über ein Foto von ihr streicht hätte schon gereicht. Aber man hat sich dagegen entschieden und mich nicht als Regisseur beauftragt.

Für mich ist das der beste Text im Vorentscheid. Da süß und doch irgendwie Police "Every breath you take" mäßig. "Ich werde weiter Pfeile in die Dunkelheit schießen (...) um dein Herz zu finden. Ich werde erst aufhören, wenn ich es bekommen habe" Sätze, die man auf RTL selten von jungen Mädchen hört, da dort sofort der nächste Mark-Jeromé gesucht wird. Beim Staging befürchte ich ein Understatement. Wie gut Alvas Stimme ist, kann zur Zeit niemand einschätzen, aber Bühnenpräsenz hat sie sowas von. Viele Close-Ups, starke Mimik strahlt sie aus. Ansonsten habe ich auch keine großartigen Ideen für ein Staging, Tänzer passen nicht wirklich, aber irgendwas sollte passieren. Vielleicht eine kleine Choreo allá Serbien 2007 nur weniger dramatisch?

Gesamt: Mein Favorit und das Dark Horse des Wettbewerbs. Die Jurys werden sie lieben und an den Bildschirmen wird sie auch gut ankommen. Sollte Emma patzen wird sie parat stehen und ach ja: Mit was wird auf Emma im Video Jagd gemacht? Richtig, mit einem Pfeil.

UPDATE: Am 5.1 postete Alva ein Bild auf Instagram, auf dem sie am Mikrofon mit einem Tänzer steht. Also wird man offenbar eine Schauspielnummer dem Song beifügen. In meinem Kopf macht sich das sehr gut! Pass auf Emma

6. Norma John - Blackbird

Das Duo besteht aus der singenden Dame und dem danebenstehenden Typen. Worin genau seine Aufgabe liegt, weiß bis jetzt wohl nur er selbst, aber ich denke schon, dass er eine tragende Rolle auf der Bühne übernehmen wird.

Es beginnt mit einem roten Meer und einem starken Seil in diesem. Danach fahren Norma John nachts mit einem Truck zu einem See und haben einige Materialien dabei. Die Dame bindet sich das Seil um und geht immer tiefer ins Wasser. Der Herr schlägt einen Pfeiler in den Schlamm und bindet das Seil daran fest. Die Dame lässt sich ins Wasser fallen. Stille. Plötzlich zieht der Herr wie ein Besessener am Seil und man sieht in einem Schnitt, wie die Dame das Seil loslässt und keine Regung mehr im Wasser vollführt. Doch anstatt ihrer Leiche, befindet sich nun am anderen Ende des Seils ein Piano, dass der Herr alleine (!) auf den Truck legt, er sieht sehr verzweifelt aus.

Hier mal ein ganz ganz großes Lob an alle Beteiligten des Videos, denn es wurde ein unfassbar gutes und für mich klar das Beste. Man fühlt sich ganz unwohl, es zieht einen mit und ist dabei geheimnisvoll und finster. Die Schauspieler sind nicht die Besten, aber das unterstreicht nur die Klasse dieser Produktion. Norma John können sich freuen: Das Video wird äußerst positiv in den Fankreisen aufgenommen und für mich ist es nun Klassen höher. Blackbird ist kein Lied, sondern ein Soundtrack, dass starke Bilder kräftig untermalt. Ähnlich zu Edurne 2015.

Die sehr klangvolle Ballade in tiefsten Moll wirkt wie Norwegen 2015 ohne den letzten Knall. Ohne Video pendelt das Lied vor sich hin, nimmt keinen Schwung auf und wirkt deutlich länger als 3 Minuten. Aber dank des Videos liegt das HauptAUGENmerk nicht mehr auf dem Lied und dieses kann seine Rolle als Bildverstärker mehr als gerecht werden. Auch lyrisch kommt für mich eine völlig neue Ebene hinzu. Ohne Video dachte ich, dass sie nach einer längeren Beziehung verlassen wurde und dieser Blackbird ein Symbol für ein physisches oder emotionales Andenken an ihn ist. "Du sangst, wenn mein Herz sang. Nun erinnerst du mich an etwas, was ich nie wieder haben werde" Wegen des neuen Videos habe ich neue Interpretationen, dis auch mit der Amsel (Blackbird) zu tun haben. Ich meine, dieser Vogel gilt seit vielen Jahrhunderten in der Literatur als Todessymbol, aber auch als Glücksbringer. Ist dieser Blackbird also eine Erinnerung, ein Geheimnis oder noch stärker: Todessehnsucht? Fakt ist, dass es keinen klaren Ansatz gibt und jeder seinen eigenen Blackbird findet.

Für den Zuschauer bleibt keine Zeit sich solche Gedanken zu machen, er wird nach Staging und Gehör gehen. Der Juror jedoch sollte den für mich künstlerisch hochwertigsten Beitrag deutlich höher bewerten. Wie man das gut auf der Bühne inszeniert ist wohl die Frage aller Fragen. Ich würde um ehrlich zu sein, einfach das Video abspielen im Vollbild und am Ende ein prägnantes Bild auf der Bühne visualisieren. Vielleicht wie er am Piano sitzt, noch völlig durchnässt.

Gesamt: Es ist ein klasse Beitrag, dessen vollständige Wirkung erst mit dem Video kommt. Ich wünsche mir ein tolles Ergebnis der beiden, aber für den ESC ist das wohl doch etwas zu harte Kost. Da würde sich Finnland einen großen Gefallen tun, wenn sie Norma John nicht nach Kiew beordern.

7. Lauri Yrjölä - Helppo Elämä

Der einzige Beitrag in Landessprache kommt von einem Gitarristen, der seit neuesten den Gesang für sich entdeckt hat. Der Videoclip ist ziemlich schnell erklärt: Im Video spielt Lauri in einem futuristisch kalten Restaurant über den Dächern Londons (?) zugleich Barmann und Bedienung, so sparsam bei der Einrichtung. Im Laufe der Zeit tritt eine Frau im besten Alter mit verschiedenen Gefährten in die Lokalität ein und genießt ein hochprozentiges Getränk, serviert vom lässigen Laufburschen Lauri. Von allen drei Männern bekommt sie am Ende der Treffen ein Glitzibitzi. Oder einfach gesagt Schmuck. Sie tut total überrascht und Lauri kann nur staunen. Zwischen diesen einzelnen Dates bekommen wir Lauri zu sehen, der in besagten Restaurant bei Nacht eine Performance abliefert. Bei lila und blauen Licht geht er so richtig ab und wird von 4 Tänzerinnen und einem Lederstuhl umgarrnt. Am Ende folgt noch ein ziemlich unlustiger Witz, den man sich hätte sparen müssen.

Ich habe leider ein ganz ganz großes Problem mit diesem Beitrag: Lauri. Er wirkt auf mich total unsympathisch und das nicht nur im Video. In der Pressekonferenz wirkte er genau so, wie in den Tanzszenen im Video und diese übertrieben überzeugten Gesten kann ich gar nicht ab. Diese Eindrücke hatte ich 2016 bei Freddie und Douwe, beim Ungarn ging das schnell weg und so wünsche ich mir das auch bei Lauri. Gerade, weil mir der Song so gut gefällt. Diese Loungemusik ist ja seit einiger Zeit auf dem Vormarsch und letztes Jahr kam sie ja auch beim Esc an. Für mich ist das Lied an sich nicht all zu besonders oder hochwertig, die Sprache und Aussprache macht es für mich einzigartig. Das ist für mich ESC, wenn die Sprache einem Song das gewisse Etwas gibt. Ähnlich wie bei Zoë letztes Jahr oder Estland 2012. Nimmst du diese Lieder in English - die bleiben im Halbfinale hängen. Finnisch ist ja ohnehin eine sehr befremdlich klingende Sprache und dadurch wird der Effekt noch verstärkt. Natürlich hat auch dieser Song eine Message: Der Titel bedeutetso viel wie angenehmes Leben. Es geht um Menschen, die ohne jeden Skrupel andere für sich ausnutzen, um ein möglichst angenehmes Leben zu führen. Sieht man im Video ja recht deutlich.

Lauri mag zwar über sehr viel Bühnenerfahrung verfügen, aber wie er gesanglich drauf ist weiß man noch nicht. Die Studioversion hört sich ziemlich hochwertig an, was gut ist, da er scheinbar mit Profis arbeitet, aber auch schlecht, da diese ja sehr viel drehen und verschönern könnten. Die Antwort folgt am 28.1. Ansonsten fällt mir zum Staging nichts besonderes ein. Relativ standardmäßig am Mikro und in den Refrains dramatischer Lichtwechsel mit Tänzern, um diese verruchte Atmosphäre zu erlangen. Man sollte des Weiteren dringend seine Hände zügeln und diese Yo Yo Gesten unterbinden.

Gesamt: Mein liebster Beitrag im Radio, der hoffentlich beim UMK nett rüberkommt. Durch das Finnisch hat er das berühmte Alleinstellungsmerkmal und wird damit einige Votes einkassieren. Dennoch rechne ich ihm maximal Außenseiterchancen ein.

8. Knucklebone Oscar and the Shangri - La Rubies - Cavemen

Der wahrscheinlich älteste Teilnehmer Oscar performt den am ältesten klingenden Song Cavemen. Begleitet wird er von 2 Burlesque-Tänzerinnen, was die erste Kolabaration der drei ist.

Der zweite Funact im Vorentscheid hat sich für ein passendes Video entschieden. Zunächst fahren die beiden Tänzerinnen mit einem Truck in eine leere Tiefgarage. Im Laderaum befindet sich ein kleiner Käfig, in dem ein Gefangener mit silberner mexikanischer Wrestlingmaske sitzt und versucht zu fliehen. Mit dem Käfig fahren die beiden Aufzug und erreichen eine neue Ebene. In dieser ist ein Bandset in einem riesigen Käfig zu sehen. Drum herum stehen interessante Gestalten, die auf Action warten. Das ganze Setting ist an einen underground Fightclub angelehnt. Die Blonde Burlesque Barbie zählt runter und pünktlich zum Refrain nimmt der Gefangene die Maske ab und siehe da: Es ist Oscar, wer hätte das gedacht. Dieser flippt nun mit Gitarre völlig aus, eckt wie ein Kreisel an jede Wand an und versetzt die Zuschauer in eine super Stimmung. In der Bridge, in der er über die früheren Tanzriesen singt, befindet er sich in einem Jungel, danke für diese überdeutliche Darstellung. Am Ende gibt es einen kleinen Psy Moment, da es einen Flashmob gibt, an dessen Ende Oscar lässig auf einem Motorad vorgefahren kommt.

Rocky Horror Picture Show. Damit fasst man den gesamten Song denke ich ziemlich gut zusammen. Die Gitarrensoli, die Charaktere und insbesondere der zweite, ansteigende Teil im Refrain ist sowas von inspiriert von meinem Lieblingsmusical. Genau deshalb mag ich das Lied und ist mein Liebster der Unernsten. International kommt er aber mit großem Abstand am schlechtesten an. Am Video kann es nicht liegen, das ist grundsolide, unterstreicht die Stimmung des Songs und ist doch ganz amüsant anzusehen. Ein Großteil der Kritik geht an den Musikstil, gut das ist Geschmackssache, aber vor allem den Text. Da muss ich nämlich recht geben, der macht gar keinen Sinn. "Ich habe keine Filme (...) Ich habe keine Mickey Mouse Pyjama Hosen" Auch der Refrain strotzt nicht wirklich vor Sinn. "Do the cavemen wunderbar" Ja, das Deutsche Wort wunderbar hat es tatsächlich in das Lied geschafft. Da fällt mir auf, dass verdammt oft Deutsch in Funacts verwendet wird, siehe Verka Serduchka oder die Hungry Hearts im Vorentscheid 2016 in Norwegen. Der Unterschied zu cavemen ist, dass diese beiden Songs politische Interpretationsmöglichkeiten offen liesen. Verka aus der Ukraine mit ihrem lasha tumbai alias russia goodbye und die lesbischen Norweger mit der Zeile "auf den Straßen Moskaus, mit meiner Freundin.

Was dieser Cavemen ist, dass weiß man noch nicht. Ein Tanzmove ist es nach langer Googelei wohl nicht, oder ziemlich unbekannt. Der Flashmob am Ende hatte nun auch keinen Move, der den Namen rechtfertigen würde. Aber vielleicht steckt ja doch ein tieferer Sinn dahinter, der sich mir nur noch nicht ergibt. Auf der Bühne dürfen wir uns sicherlich auf Chaos und visuelle Überlastung freuen. Da wird für drei Minuten abgedreht. Tänzer und Flashmob würde mich freuen und ein flummihafter Oscar könnte auch spaßig werden.

Gesamt: Wer nun meint den letzten Platz zu kennen, der könnte sich gewaltig irren. Oscar ist nämlich sehr populär in Finnland und tourte gar durch Deutschland. Somit hat er eine Fanbase, die ihm schon mal einen Vorsprung gibt, bitte nicht unterschätzen. Aber unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es drei Funacts in ähnlicher Richtung gibt, die sich gegenseitig die Stimmen klauen werden, denke ich nicht, dass Oscar eine Chance hat.

9. Anni Saikku - Reach Out For The Sun

Eine weitere blonde Skandinavierin versucht ihr Glück mit einem exzentrischen Video. Zu Beginn sieht man das leuchtende Rechteck aus Calvin Harris' this is what you came for, in einer Nummer kleiner. Danach wird es ziemlich wild und unübersichtlich. Es wechseln sich Goldfische, Anni und Ärsche von Sychronschwimmerinnen in fließenden Übergängen ab. Mal ist Anni über den Dächern Helsinkis, mal im Rechteck und mal in mitten der Schwimmer, einmal sogar auf dem Sprungturm. Unterstützt wird das ganze von einer schwimmenden Kamerabewegung, die den Effekt eines "Trips" verstärkt. Anni ist darüber hinaus nie im vollen Ausmaße zusehen, dick ist sie nicht, hätte man also auch lassen können. Das wichtigste und der letzte prägnante Eindruck zuletzt. Ein Einhorn auf ihrer Lederweste.

Das alles mag nun sehr zufällig wirken, das ist es wohl auch. Ein klares Muster erkenne ich nicht, was nun Tunnel, Rechteck und Sprungturm miteinander zu tun haben. Auch manche Blicke von Anni in die Kamera wirken manchmal dezent unglücklich und machen mir Angst. Es polarisiert sehr stark. Es gibt meine Fraktion, die den Sinn hinter diesem Video vergeblich sucht und die uns Gegenüberstehende die meint, dass das alles künstlerische Ausdrücke sind und einen musikalischen Sinn ergeben. Da muss ich ihnen recht geben, die Musik und das Visuelle harmonieren sehr schön miteinander.

Das Lied würde ich im Felix Jahn chillout Bereich deklarieren. Für mich beginnt es sehr vielversprechend mit leisen Piano Akkorden und kraftvoller Stimme. Der Prechorus ist auch sehr kraftvoll und man erwartet den typischen Drop, an dem die einprägsame Melodie beginnt und alles tanzen oder zumindest wippen wird. Doch dann kommt die große Enttäuschung: Am eigentlichen Höhepunkt befindet sich kein Höhepunkt. Anstatt des Berges hören wir ein Tal. Statt Extase Cannabis. Für mich hat dieser Beitrag sehr viel Potential, nur so wird eben allea zunichte gemacht. Wenn du diesen Song 5 Mal hörst, kann er das #UMK gewinnen, aber wir hören Anni eben nur ein Mal. Chillout Musik braucht seine Zeit um in die Köpfe der Leute zu kommen, die hat sie aber nicht und auf einer Bühne macht sie es sich nicht sonderlich leicht. Da bleiben eigentlich nur lockere Tanzmoves von ihr. Tänzer? Nein, Atmosphäre passt nicht. Gesanglich schätze ich sie sehr gut ein, da das Lied einige Hürden besitzt und um die zu bekommen, muss man schon einiges drauf haben.

Gesamt: Vielversprechend beim ersten Bissen, aber enttäuschend im Abgang, das ist Anni! Sie könnte durchaus einen Hit landen, aber bei einem Vorentscheid könnte es schwierig werden. Die Jurys werden das wohl ziemlich hoch loben, aber wie hoch? Ich spreche ihr nicht sämtliche Chancen ab, jedoch könnte Finnland bessere Wahlen treffen.

10. Club la persè - My little world

Und wir kommen zum letzten Act, dem dritten Funact. Club la persè haben sich in einschlägigen Szenenclubs in Finnland einen Namen gemacht und versuchen nun diesen Schwung mitzunehmen, um als Transvestit-Lordis die Trophäe zu erringen. Wie erwartet, befinden wir uns mit der vierköpfigen Gruppe, auf einer ausgefallenen Party. Zunächt beginnt Miss Lili, die eine ausgesprochene Ähnlichkeit zu Olivia Jones besitzt. Blonde Perrücke garniert mit bienenfarben um die Augen und lila schimmernden Lippenstift. Dazu trägt die Dame ein schönes rotes Kleid, dass sie gewagt in Szene setzt. Dieses besitzt einige Einflüsse aus der Barockzeit und kontrastiert diese wunderschön mit den roten Lederhandschuhen. Dazu verspeißt sie verführerisch Pralinen und der Zuseher erstarrt vor....Eindrücken. Danach ist Ellen Vivian dran, diese sieht ehrlicherweiße am weiblichsten aus. In einem türkisenen hautengen Latexeinteiler, mit ein paar dezenten Ketten und Accessories, wirkt sie wie ein Alien mit verirrten Klamottengeschmack. Im Video haucht sie einige Küsse in die Kamera und sprüht einen gelben Freund mit Konfetti voll. Jean Michelle ist das dritte im Bunde und wirkt wie eine glitzernde Version von Ursula aus Ariele der Meerjungfrau. Blauer Kopf, mit goldener Krone, unter der die goldene Glatze hervorlugt. Ein Mund, der von Konstantinopel bis Paderborn reicht, gibt es mit viel Glitzer auch. Sie trägt ein klassisches weißes Brautkleid ohne Schleppe, dafür mit Scherpe. Das letzte in der Reihe ist Mr C**t, ein blondes Etwas mit Schweinenase (kein sarkastischer Kommentar, er trägt tatsächlich eine) Der Interpret überzeugt mit seinem silbernen Kleid, dass viel Rücken zeigt. Eine Handlung gibt es nicht wirklich, verschiedene Ärsche werden maltretiert.

Trash, Trash, Traaaaash. Aber für mich unterhaltsam und die fröhlichen Finnen werden das wohl ähnlich sehen. Es ist auf seine Art sehr unterhaltsam und dadurch, dass es 4 völlig verschiedene Charaktere gibt, wird der eigentlich langweilige Song zur wahren Spektakelbombe, natürlich glutenfrei. Intoleranz ist in Finnland weniger Thema und sollten sie diesen Beitrag zum ESC schicken haben wir wieder Schlagzeilen, weil irgendwelche Länder das nicht einblenden wollen. Kann sich nach diesen Zeilen noch jemand an den Song erinnern? Aber ich wette Sie können die Charaktere immer noch beschreiben.

Auf der Bühne wird das ein Fest und der Regisseur kann alles verfeuern, was bei den eher ruhigen Songs gespart wird. 3 Rampensäue und ein echtes Schwein werden die Kamera voll im Griff haben. Stimmlich könnte die Schwäche gar zur Stärke werden, da noch mehr Kontrast zu den anderen. Damit kein falscher Eindruck entsteht: ich bin kein Fan von diesem Beitrag, ich sehe aber das Potential. Natürlich ist das nicht neu und man kennt es schon, ich möchte sie auch gar nicht in Kiew sehen, aber diesen Unterhaltungsfaktor kann man nicht bestreiten.

Gesamt: Politische Botschaft? Dass Menschen wie sienicht in die "kleine Welt" mancher Leute passen? Wer weiß das schon. Außenseiter, jedoch nicht chancenlos dank Fanbase und Aufmerksamkeit. Vergesst aie nicht.

Das wars

Somit komme ich zu folgendem Endergebnis:

Emma wird das Ding gewinnen (Mein Platz 2)

Dahinter wird sich Alva (1) und Club la persè (7) auf dem Podest wieder finden.

Der undankbare 4. Platz geht an Anni(8).

Im Mittelfeld folgen Oscar (4), Lauri (6) und Norma John  (3)

Platz 8 geht an Günther (9), 9 an My first Band (10).

Den letzten Platz befürchte ich für Zühlke(5).

Somit habe ich, das Orakel, gesprochen und freue mich auf den 28.1!

Möge der beste gewinnen!

Donnerstag, 5. Januar 2017

Australien Pause

Es ist nun schon eine Weile her, seit dem letzten Post. Das liegt an meiner Australienreise, die noch bis August anhalten wird. Nun wird mobil vom Handy gebloggt, um auch der 2017-ner Saison genűgend Würdigung entgegen zu bringen. Neue Artikel folgen demnächst