Lisboa 2018

Lisboa 2018

Montag, 21. August 2017

Das wünsche ich mir von dir, Deutschland (Episode 1)

In der folgenden Serie möchte ich auf den ESC 2018 zu sprechen kommen. Nachdem das Jahr 2017 nur in Ansätzen beschrieben wurde, besitze ich umso mehr Elan und Antrieb, für die nächste Ausgabe. Hier möchte ich ausgewählten Ländern Vorschläge oder Ideen bringen, was ich als HoD (Head of Delegation) als Auswahlverfahren präferieren würde. Vor allem schaue ich auf die aktuellen Charts. Welche Künstler haben das Zeug und schon international überzeugt? Natürlich spekuliere ich auf DEN Glückstreffer, um dann in jeglichen Forum zu sagen: "Ich habs ja gesagt". Beginnen möchte ich natürlich mit der Heimat, dem Sorgenkind, dem Syrien des ESC-Zirkus´. Deutschland
Schrei nach Punkten? Quelle: https://youtu.be/t1KKjykH6fw?t=2m10s


Es mag vermessen klingen, doch in den Stunden der größten Niederlage zeigen sich die größten Sieger. Wenn wir uns nach diesem Spruch leiten lassen würden, hätten wir zur Zeit ein unfassbares hoch im ESC-Universum. Doch wo Schatten ist, ist auch Licht und nicht jeder kann immer siegen. Genug dieser leeren und belangloser Versprechen. Lang genug flüchten wir uns in Ausreden, wie "Das passiert jedem einmal" oder " Niemand ist fehlerfrei", nicht zu vergessen "Es war nicht alles schlecht". Einen dieser fast schmerzvollen Aufheiterungssätze muss ich noch von mir geben: Einsicht ist der erste Weg zur Besserung und diesen Weg gehen wir nun zusammen, durch das Eruieren potentieller Vertreter.

In Deutschland hatte sich ja in den letzten Jahren der Schlendrian eingeschlichen. Nach den erfolgreichen Ära Raab (2010-2012), vielen wir in das alte Muster zurück und veranstalteten einen Vorentscheid, mit mehr oder minder bekannten Persönlichkeiten. Dass die ARD (genauer NDR) durchaus gewillt ist, etwas am eingefahrenen System zu ändern, hatte man bereits 2016 bewiesen. Die direkte Nominierung war ein schöner Farbtupfer, der allerdings dank der Personalie Xavier Naidoo, einen unschönen Braunton annahm. Der anschließende Vorentscheid damals war notgedrungen. Aber was wäre eine Alternative zum Vorentscheid? Hier eine Idee:


Vorentscheid einsparen und Geld in Künstler investieren


Zugegeben, ein durchaus unkonventioneller Ansatz, aber was haben wir noch zu verlieren? In den letzten Jahren standen viele Musiker an der Spitze der Charts, die nicht mal singen. Hier rede ich nicht von akustischer Klassik, sondern von der DJ-Szene rund um die Koryphäe David Guetta. Mittlerweile ist die Szene extrem gewachsen und neben erwähnten David Guetta finden sich dort sehr viele Amerikaner und Norweger, aber auch Deutsche müssen sich da nicht verstecken. Es ist wohl der letzte Bereich in der Populär Musik, in der viele Nationen mitmischen, auch wenn die meisten Sänger(innen) aus englisch sprachigen Ländern kommen oder eben aus Schweden.


Nun gehe ich etwas ins Detail, was jedoch an sich sehr simpel ist. Wir streichen einen nationalen Vorentscheid. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass die Plattenfirmen kein Interesse am ESC haben, sondern auf die Karriere nach dem Event. Doch die Vergangenheit zeigt, dass der ESC oft der einzige bzw. letzte Höhepunkt jener "Karrieren" war. Oder hat man noch was von Ann-Sophie (2016) oder Jamie-Lee (2015) gehört? Habt Ihr überhaupt bemerkt, dass die beiden Jahreszahlen vertauscht sind? Dazu der Ansatz des letzten Jahres mit Song und Sänger, die keine Verbindung aufweisen. Es war eine Katastrophe mit Ansage, wie die Jahre zuvor. Wir müssen weg von dem Gedanken, eine zweite Lena zu finden, selbst mit Stefan Raab wäre das ein nahezu unmögliches Unterfangen.

Ich würde keinen Vorentscheid 2018 veranstalten. Das gesparte Geld würde ich an andere Stelle investieren denn da wird einiges zusammen kommen. Allein die Moderation der Zuckerpuppe Babsi Schöneberger - da sind wir im hohen zweistelligen Tausendbereich. Dazu die Liveübertragung, Bühnenmiete, Auf- und Abbau, Bühnentechnik,  Werbekosten, sonstige Personalkosten. Es ist denke ich nicht vermessen hier von einer Summe deutlich über 500.000€ zu rechnen. Genau dieses Geld würde ich in einen erfolgreichen Produzenten stecken. Praktisch kaufen wir eine Single eines erfolgreichen Musikers und benutzen ihn für unseren ESC.

Unser Vorteil wäre, dass
  1. der Künstler auch ein Interesse an einem guten Abschneiden hat
  2. der Künstler Teil eines eingespielten Teams ist
  3. der NDR nichts kaputt machen kann
  4. wir einen Künstler mit Erfahrung und evtl. einer großen Fanbase vorweisen können.
Eine Auswahl dieser Künstler:

Felix Jaehn


Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=F3VIJLm8qHc

Der 1994 geborene Hamburger wuchs an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns auf und hatte bereits mit 16 seine ersten Auftritte als DJ. Er ist vor allem in den Stilrichtungen Deep House und Tropical House heimisch. Seinen internationalen Durchbruch feierte er Ende 2014 mit seinem Remix von Cheerleader vom jamaikanischen Sänger Omi. Es wurde gleichzeitig sein größter Hit und erreichte Kultstatus. Es erklomm die Spitze der Charts in den DACH-Ländern, Uk, USA, Schweden, Belgien, Australien, Polen, Mexiko, Kanada und vielen anderen. Es wurde darüberhinaus als Single des Jahres in Österreich, Deutschland, Frankreich und Belgien ausgezeichnet. Platin wurde unter anderem in den USA (3x), Uk (2x), Deutschland (5x) und Schweden (7x) erreicht. Außerdem erreichte das Video bereits über 760 Millionen Aufrufe auf Youtube.  Kurze Zeit später folgte Ain´t Nobody, die Coverversion eines 32 Jahre alten Songs, mit der britischen Sängerin Jasmine Thompson. Auch dieser Song konnte in Europa die Charts stürmen mit Top5-Platzierungen in allen relevanten Charts. 2016 folgte Bonfire mit der finnischen Sängerin Alva, 2017 Hot2Touch unter britischer und amerikanischer Unterstützung. Beide Songs wurden in den DACH-Ländern veröffentlicht und konnten Erfolge verzeichnen. 



Cheerleader 2015


Ain´t Nobody 2015


Hot2Touch 2017

Robin Schulz:

Quelle: https://youtu.be/qQaFSKomyh0?t=5m28s

Der 30-jährige Osnabrücker ist schon etwas länger dabei und feierte 2013 seinen ersten Welterfolg. Seine Remixversion von Waves thronte in den DACH-Ländern, Belgien, Polen, Schweden, Norwegen, UK und einigen mehr auf der 1. In den USA kratzte er außerdem an den Top10, vielfache Platinauszeichnungen dürfen auch nicht unerwähnt bleiben. 2014 folgte dann Prayer in C vom französisch, israelischen Folkpop-Duo Lilly Wood and the Pricks. Dieser Song erreichte in nahezu ganz Europa die Topposition in den Charts, ebenso in Mexico und Russland, in den USA wurde Rang 23 erreicht. Noch bevor Felix Jaehn mit Jasmine Thompson gearbeitet hatte, produzierte Robin Schulz seinen ersten "eigenen" Song Sun goes down, mit ihr. Dieser konnte in den DACH-Ländern die Top3 erreichen. 2015 folgte Sugar mit dem kanadischen Sänger Francesco Yates. Platinstatus in DACH, Uk, USA, Kanada und Australien, gepaart mit Nummer 1 in DACH. Nach einer Zusammenarbeit 2016 mit David Guetta folgte 2017 die Veröffentlichung seines neusten Werkes, OK mit James Blunt, das in allen DACH-Ländern Rang 2 erreichte.



Waves 2013


Prayer in C 2014


OK 2017

Zedd:

Quelle: https://youtu.be/a2AjlTLdU1M?t=2m


Geboren wurde der zur Zeit erfolgreichste deutsche DJ in der Förderationsprovinz Wolga, in der damaligen Sowjetunion. Mit drei Jahren wanderten seine Eltern 1992 nach Deutschland aus. Er wuchs in Kaiserslautern auf, bis er 2012 in die USA zog. Etwas Klatsch darf hier nicht fehlen, denn er führte eine längere Beziehung mit Selina Gomez. 2012 arbeitete er mit Max Martin, Justin Bieber und Nicky Minaj zusammen. Seinen Durchbruch als Produzent hatte er 2013 mit der Single Clarity und der britischen Sängerin Foxes. Im Gegensatz zu den anderen DJ´s, konzentriert sich Zedd vor allem auf den amerikanischen Markt. Der Song erreichte in den USA den 8. Platz, in Europa wurde er kaum wahrgenommen, in Deutschland reichte es nur zu einem 94. Rang. Allerdings gewann er für diesen Song einen Grammy! Mit der Frontfrau der Band Paramore legte er ein Jahr später mit Stay The Night einen weiteren Hit drauf. Rang 2 in UK und Top20 Platzierungen in Europa standen zu buche. 2014 ging es dann weiter mit Ariana Grandes Break Free. 3x Platin, über 2,8 Millionen verkaufte Einheiten, Platz 4 in den amerikanischen Charts. 2015 und 2016 folgten weitere Hits mit I Want You To Know von Selena Gomez und Starving von Hailee Steinfeld. Sein zur Zeit neuster Hit ist Stay mit der Kanadierin Alessia Cara. Auch dieser Song reihte sich in zahlreichen Ländern an die Topplatzierungen der Charts.


Stay The Night 2013


Break Free 2014


Stay 2017

Soweit mein Vorschlag. Natürlich kann es sein, dass keiner der drei Stars Interesse am ESC hat. Für diesen Fall würde ich eine andere Option vorschlagen:

Vorentscheid mit bekannten Namen:


Wenn wir einen Vorentscheid durchführen, müssen wir die großen Namen der Musikbranche einladen. Namen, die man kennt, gestandene Künstler oder Talente mit Potential. Trotz der desaströsen Ergebnisse beim ESC, hat sich die Musikbranche in Deutschland weiterentwickelt. Wenn wir also einen erneuten Vorentscheid haben, dann bringt jeder Künstler seinen eigenen Song mit und der NDR hat nur eine beratende Tätigkeit. Dazu nur eine Votingrunde, ohne Superfinale, wie auch beim ESC. Babsi führt durchs Programm und sorgt für den Unterhaltungsfaktor. Der Gewinner MUSS danach von den öffentlichen Radios unterstützt werden! Man muss ihn in die Charts bringen, Promoaktionen schon vor dem ESC, Auftritte beim Echo, Lanz, Mittagsmagazin, Morgenmagazin, Frühstücksfernsehen,... Falls es zu einem solchen Vorentscheid kommen sollte, bräuchten wir eine große musikalische Diversität. Dazu sollte man aber bedenken, dass die großen deutschen Stars sich nicht in einem Vorentscheid messen werden, aus Angst zu verlieren. Meine Favoriten wären daher:


1. Milky Chance:

Ein großer Name zum Start: Milky Change schockte die Welt 2013 mit ihrer Chillout-Single Stolen Dance. Der Song wurde schnell zum weltweiten Hit für das Folk-Duo aus Kassel. In den europäischen Charts wurden viele Topplatzierungen erreicht, auch in Großbritannien sowie den USA schnellte die Single in die Charts. Besonderen Erfolg konnten sie in Australien und Kanada mit vierfach Platin und den USA mit über 2 Millionen verkauften Einheiten feiern. Das Album konnte sich bis auf Rang 17 in den USA hochschrauben. Seit dem ist es ruhiger um sie geworden, die folgenden drei Singles und das Album konnten nicht überzeugen. Somit wäre es der perfekte Zeitpunkt für den ESC: Sie haben einen sehr eigenen Sound, sehr chillig, modern, dabei aber trotzdem unverkennbar. Dazu können sie schon große Erfolge feiern, sind geübte Performer und benötigen eine kleine Starthilfe. Einziges Manko: Die Stimme des Frontsängers Clemens weist live einige Schwächen auf.


2. Alice Merton:

Wer? Der Name der 24 jährigen hat sich noch nicht sonderlich weit in der Branche herumgesprochen, doch dahinter steckt eine hochtalentierte Künstlerin. Die Deutsche, mit Britischen Background, absolvierte ein Studium an der berühmten Popakademie in Mannheim. Ihre Kindheit verbrachte sie hingegen in New York, Kanada und ab ihrem 13. Lebensjahr in Deutschland. Sie ist mutig und alles andere als faul, denn sie veröffentlicht ihre Musik unter ihrem eigenen Label. Durch das Internet erregte sie ordentlich Aufmerksamkeit, sodass Vodafone beschloss, ihren Song als Werbesong zu verwenden. Dadurch wurde der Song einem breitem Publikum vorgestellt und ging von da an steil nach oben (Die Parallelen zu Laing fallen nicht nur mir auf?). Ihr Song No Roots wird seitdem im Radio auf- und abgespielt, erreichte Platz 2 der deutschen Charts und wurde über 400.000 Mal verkauft. Wir haben also eine hervorragende, junge Sängerin, die selbstständig arbeitet, lyrisch alles selbst macht und keine Angst hat. Das wäre doch mal was.



3. Alle Farben:

Wenn wir in diesem Plan B - Szenario schon die drei großen DJ´s nicht überzeugen können, warum nicht den Vierten in der Riege? Frans Zimmer aka Alle Farben, feierte seinen Durchbruch 2014, wie viele andere DJ´s dank Soundcloud. Der mittlerweile 32 Jahre alte Berliner, ist außerdem auch ein begnadeter Maler, woher auch sein Künstlername seinen Ursprung nimmt. insgesamt 5 Singles konnte er in die Charts bringen, davon in Österreich und Deutschland alle in den Top15. Besonderen Erfolg feierte er im Radio, in welchem seine Lieder Dauerbrenner sind. Eine kleine Auswahl: She Moves, Supergirl, Please Tell Rosie, Bad Ideas und sein neuster Hit Little Hollywood (Unten Video). Somit hat er sich einen ordentlichen Namen in der heimischen Musikbranche gemacht, sorgt für moderne Beats und ist bereit für den nächsten Schritt: Die internationale Bühne. Für mich zumindest.

4. Maite Kelly:

Naja, man nimmt, was realistisch ist. Eine Helene Fischer ist auch für 2018 nicht vorstellbar. Sie befindet sich mitten in der Promotion ihrer neuen riesen Platte, die ja gegen die ESC-Regeln verstößt (Erstveröffentlichung nach dem 1.September). Aber auch der billige Abklatsch von ihr, Vanessa Mai, befindet sich mitten in der Bewerbung ihrer neuen Platte und hat schlichtweg keine Zeit für den ESC. Somit kommt Kandidatin Nummer 3, Maite Kelly! Die Stimmen mehren sich, dass wir es einmal mit Deutsch versuchen sollten. Mittlerweile finde ich das gar nicht so schlecht, dann hätten wir nämlich diesen Ideenansatz zumindest probiert. 2017 war ja das Jahr der Muttersprache, da nicht nur ein portugiesischer Song gewann, sondern auch alle Landessprachen das Halbfinale überstanden. Ihre Fernsehkarriere, inklusive Kelly Family, attestieren ihr umfangreiche Erfahrung. Hohe Single-Platzierungen gab es in ihrer Solo-Laufbahn noch nicht, dafür überraschte ihr Album 2016 auf Rang 6. Musikalisch ist sie durchaus am Zahn der Zeit, mit den typischen Schlagerklängen. Warum nicht? Tut nicht weh und wäre ein schöner Lückenfüller. Auch das ständige Meckern der Schlagerfans, wäre so berücksichtigt.



5. Daniele Negroni

Natürlich muss mindestens ein Casting Sternchen in einem Vorentscheid vertreten sein, doch so verzweifelt wie Großbritannien, in dem ALLE Teilnehmer bei X Factor scheiterten, sind wir dann doch nicht. Warum also Daniele? Er kommt noch aus einer Zeit von DSDS, inder die Sendung noch an alte Erfolge anknüpfen konnte. Außerdem sagt der Name dem ein oder anderen doch noch etwas, oder? Das dürfte vor allem an seiner extrovertierten und bunten Außendarstellung liegen. Auch die Verbindung Dieter Bohlen und ESC gab es schon einige Male und könnte eine Fortsetzung vertragen. Der in Italien geborene Negroni gewann 2012 Silber in der neunten Staffel und ist heute auch erst 22 Jahre alt. Seine Alben aus den Jahren 2012 und 2013, erreichte in Deutschland und Österreich die Top-10, sein Debütalbum erklomm sogar Platz 1 in Österreich. Bis auf seine Debütsingle, konnte keine weitere überzeugen. 2013 chartete seine letze Single, 2015 veröffentlichte er eine weitere:




6. Wincent Weiss

Wo wir grade bei DSDS sind: Im Zuge von Tim Bendzko und Andreas Bourani, hat sich auch dieser Sänger auf den Deutsch-Pop spezialisiert. in Schleswig-Holstein geboren, nahm er 2013 an DSDS teil und schafft es in die Top30. Dort war für den heute 24 Jahre alten schon Schluss. Er veröffentlichte einige Covers im Internet, welches zwei Jahre später von den DJ´s gestört aber Geil als Remix verwendet wurde und Platin in Deutschland erreichte. Es wurde Rang 6 in den Charts erreicht, konnte sich dabei sogar über ein Jahr in den Charts halten, ein echter Dauerbrenner also. Darauf folgten zwei weitere erfolgreiche Singles mit Musik sein und Feuerwerk. Sein 2017 erschienenes Album erreichte Platz 3 in Deutschland. Somit siedelt sich das junge Talent langsam aber sicher in der deutschen Musiklandschaft an. Dazu hat er bewiesen, dass er keinen Zufallstreffer gelandet hatte, sondern die Situation perfekt für sich ausnutzen konnte. Moderner deutscher Sound, gute Texte, vorgetragen von einem smarten und guten Live-Sänger.



7. Leslie Clio

Von einem aufsteigenden Stern zu einem fallenden Kometen. Die Hamburgerin war vor allem in Radio mit ihrer Trilogie an Singles zwischen 2012-2015 erfolgreich. In den Charts allerdings, konnte sie in keinem Land die Top20 erreichen. Aus ihrem 2017 erschienenen Album (Platz 64) chartete kein einziger Song. Die mittlerweile 31-jährige hat auch schon einiges an Erfahrung für den ESC vorzuweisen. So war sie 2015 in der deutschen Fachjury und ihre Favoriten waren die modernen Beiträge aus Lettland und Belgien, sowie die berührende Ballade aus Russland. Alle drei Songs landeten am Ende in den Top-6. Geschmack hat sie schon mal, aber kann sie das auch auf ein Lied ummünzen? Naja, hohe Lyrik sollten wir nicht von ihr erwarten, dafür Gute-Laune-Pop. Auch 2016 hatte sie eine Aufgabe, als sie auf ONE und auf eurovision.de ein paar Beiträge bewertete. Ihr Auftritt war dabei, nett gesagt, sehr speziell. Man könnte auch sagen verpeilte Blondi. Ob sie die richtige für uns wäre? Eine Option auf jeden Fall.




8. Broilers

Zum Abschluss noch ein paar lautere Töne. Wann gab es den letzten guten Rockbeitrag beim ESC? Ich bin verleitet ins Jahr 2014 den Song Something better aus Finnland zu nennen. Also könnten es in Lisboa 2018, 4 Jahre keinen guten Rocksong gegeben haben. Um das zu verhindern würde ich die diesjährigen Gewinner des ECHO´s empfehlen, die Broilers. Die Punkrock-Gruppe aus Düsseldorf, um Frontmann Sammy Amara (38), gründete sich bereits 1992. Sie konnten zwei Alben auf Platz 1 setzen und Rang 27 in den Single Charts war bisher ihr größter Einzelerfolg. Die Band besteht aus 4 Männern und einer Frau am E-Bass. Warum denn nicht? Avantasia haben 2016 eine große Fanbase beim Vorentscheid gewonnen und im Nachhinein hätte man sie statt der Manga-Braut schicken MÜSSEN. Aber anstatt in der Vergangenheit leben, könnten wir es in der Gegenwart besser machen. Voraussetzungen: Sie nehmen teil und haben den perfekten Instant-Appeal. 








Das sind also meine beiden Vorschläge, was der NDR macht, steht auf einem anderen Stern. Vielleicht wird dieses Jahr eine rationale, gut überlegte und sensationelle Idee nicht vom NDR abgelehnt. Die Konzepte sind vielfältig, doch auch bei der Umsetzung kann man viel falsch machen. Partizipation ist leider nicht möglich, da der NDR unter Führer Schreiber, das alles intern regelt. Was in anderen Länder klappt, scheint hier zu scheitern. Vor allem liegt es daran, dass wir keine klare Linie haben. in Dänemark gibt es einen Vorentscheid, der schon Tradition hat. Nach den Misserfolgen 2015 und 2016, wurde 2017 neue Details verändert, sodass nur Solokünstler starten durften. Wir wechseln zwischen Clubkonzert (2015), interner Nominierung (2016), zu Castingshow mit Song-Künstler-Puzzle (2017). Wir wechseln die Konzepte, wie Lothar Matthäus seine Frauen. So langsam sollten wir uns entscheiden, doch auch die Fixierung auf ein Projekt nach Misserfolg scheint zweifelhaft. Der einfachste Weg: Wir überzeugen dieses Jahr mit einem Konzept und führen es länger fort. Voraussetzung hierfür wäre jedoch ein Erfolg 2018.

Vielleicht ja mit einem der oben genannten Künstler? 
  


   

Sonntag, 9. Juli 2017

Portugals große Party

Was wissen wir über den ESC 2018?

Es gibt weder einen Termin, noch eine Austragungsstadt. Jedoch scheint ein Mitte Mai Termin in Lisboa (Lissabon) mher als nur wahrscheinlich.Nach 48 gescheiterten Versuchen macht der ESC nun also endlich Halt an der westlichen iberischen Halbinsel

Folgende Länder haben bisher eine vorläufige Zusage bestätigt:
  • Armenien
  • Aserbaidschan
  • Belgien
  • Dänemark
  • Deutschland
  • Estland
  • Finnland
  • Frankreich
  • Georgien
  • Irland
  • Island
  • Litauen
  • Lettland
  • Malta
  • Niederlande
  • Norwegen
  • Österreich
  • Portugal
  • Polen
  • Rumänien
  • Russland
  • Schweden
  • Schweiz
  • Serbien
  • Spanien
  • Tschechien
  • Weißrussland
  • Zypern
somit haben zur Zeit 28 Länder ihre Teilnahme bestätigt. 

Andere Länder, deren Teilnahme ich als wahrscheinlich betrachte sind:

  • Italien
  • UK
  • Moldau
  • Slowenien
  • Griechenland
  • Niederlande
  • Australien
Wundertüten sind dieses Jahr wohl:
  • Albanien
  • Bulgarien
  • Ukraine
  • Tschechien
Eher schlecht sieht es leider hier aus:
  • San Marino
  • Mazedonien
  • Montenegro
  • Bosnien 
Dazu gibt es noch die immer undurchsichtige Situation mit Israel (neuer Sender, der kein EBU Mitglied ist) und die Versuche der Teilnahme aus Kasachstan, Kosovo und China.

Prognose: Wir werden mit 41 Ländern in Portugal arbeiten

Donnerstag, 18. Mai 2017

Gedanken nach dem Finale

Der ESC war für uns alle eine spannende Reise, auch für mich am anderen Ende der Welt. Das Finale konnte ich leider nicht live verfolgen und so entschloss ich mich, jegliche Internetaktivität zu unterlassen. Am Montagabend neuseeländischer Zeit, kam ich endlich in meinem Hostel in Invercargill (Südspitze Südinsel) an, zum Glück mit unbegrenztem WiFi. Doch dann begann der schlimmste Part, wie öffne ich das Video, ohne das Ergebnis im Titelbild zu sehen? Da ich mich natürlich über die amateurhaften Kommentare eines Peter Urban aufregen möchte, musste ich den umständlichen Umweg über die Mediathek der ARD gehen. Mit zugekniffenen Augen öffnete ich das Video und los ging es. Hier nun meine Gedanken nach dem Eurovision Song Contest 2017 in Kiew.

Moderatoren ohne Charisma:

Es traf mich doch etwas, dass die Ukraine gegen meine Zlata Ognevich als Moderatorin entschied und drei jungen Herren das Feld übergaben. Natürlich waren die Fußstapfen nach einer Petra Mede umfassbar riesig und wie erwartet konnten sie nicht daran heran reichen. Das unlustige Skript wurde recht gut von den Drei umgesetzt, was natürlich kein gutes Skript draus macht. Auch die Englisch Kenntnisse klangen gut, bei spontanen Anmerkungen wurde es jedoch etwas holprig. Insgesamt waren die beiden Hauptmoderatoren solide, die Harmonie sogar sehr gut, aber doch etwas zu konstruiert und dabei ununteehaltsam. Der dritte im Bunde, der Zahlengeek im Green Room, konnte nicht annähernd an die Leistung seiner Kollegen anschließen. Man hatte den Eindruck, dass er kein Englisch spreche, sondern nur die Karten auswendig lernte. Seine Einsätze, bei denen er oft nur Kommentare über Länderstatistiken ablaß, ohne diese direkt anzusprechen, wirkten seltsam.

Peter Urban bestach einmal mehr mit Fehlern und einer Blauäugigkeit, die nur von einem Thomas Schreiber getoppt werden kann. Ein Trinkspiel, bei dem jeder Versprecher Urban's zu einem Griff zum Glas führt, sorgt für irreparable Leberschäden. Der künstliche Schockzustand nach den Ergebnissen, passt ins Bild (weiter unten mehr dazu).

Der Kiewer Klothron (auch 'Bühne' benannt):
Das Bühnendesign war ja eher konservativ gewählt, was der kleinen Halle doch gut tat. Der Atompilz oder die unzähligen anderen Namen dafür, wurde aber doch nur sehr sporadisch benutzt. Das selbe gilt für den so hoch gepriesenen Kronenleuchter, der eigentlich nur von Zypern und Deutschland für eine Kameraeinstellung genutzt wurde. Die eigentliche Größe der Halle kam auf den Fernsehbildern sehr großzügig an, kein Schuppen wie befürchtet. Der LED Backdrop wurde intensiver genutzt als 2016, jedoch hatte er keine so große Effekte wie 2015. Special Effects spielten nach den letztjährigen Festspielen eher Nebenrollen. Bulgarien, Griechenland, Armenien und Norwegen benutzten diese Möglichkeit, Letztgenannten waren die einzigen, bei denen es einen größeren Zweck hatte. Ansonsten wurde der Boden durch konventionelle Muster (Striche und Uhren) benutzt. Große Wow-Effekte gab es, wenn man ehrlich ist, von den Bildern nicht. Die Pyrotechnik wurde recht häufig verwendet und sah auch gut auf den Bildern aus. Also eine hochwertige Produktion, was ja auch anders befürchtet wurde.

Semi 1: die ersten Schocks.

+ Georgiens Bühnenperformance
+ Armeniens Staging
+ Stimmen von Polen, Albanien, Island, Georgien, Finnland, Portugal, Slowenien
+ Anspruchslose Gute Laune bei Moldau
+ Zyperns durchchoreographierter Auftritt
+ Belgien trotz furchtvoller Sängerin qualifiziert
+ Portugal setzt Italien unter Druck
+ Portugal kann die intime Atmosphäre erzeugen
+ Griechenlands Gadgets
+Outfits Island, Georgien
+ Brautstraußwurf Moldau's
+ Keine politischen Andeutungen vom Kaukasus
+ Aserbaidschan mit sehr hochwertigen Staging

- Live Stimme von Griechenland, Australien, Montenegro, Belgien
- Finnlands Ausscheiden
- Lettlands letzter Platz
- Outfits von Tschechien, Montenegro, Belgien
- Montenegros Live Gesang (extra Punkt, so schlimm)
- Islands langweilige Performance
-Reaktion auf Ausscheiden von Montenegro und Lettland

Ergebnis:
1. Portugal
2. Moldau
3. Schweden
4. Belgien
5. Zypern
6. Australien
7. Armenien
8. Aserbaidschan
9. Polen
10. Griechenland
--------------------------------------
11. Georgien
12. Finnland
13. Tschechien
14. Albanien
15. Island
16. Montenegro
17. Slowenien
18. Lettland

Semi 2: Trends werden wahr

+ Harmonien der Niederländer
+ Stimmen von Niederlande, Bulgarien, Dänemark, Malta, Rumänien, Ungarn, Irland, Kroatien, Österreich, Norwegen
+ Computerstimmen Norwegens dürfen verwendet werden
+ Alle nicht Englischen Titel qualifiziert
+ Dänemarks Kleiderwahl
+ Enges Feld
+ Kanonen, Mond, Boot Requisiten in einem Semi
+ Pyro bei Ungarn
+ Ralph Siegel 25. Beitrag

- San Marino nur ein Punkt (aus Deutschland)
- Auslöschung des Balkans bis auf Kroatien
- Kroatiens Qualifikation
- Live Stimme von Mazedonien (vor allem Backgroundstimmen)
- Maltas 28 jährige sah immer noch aus wie 55
- Mikroprobleme bei Estland
- Verabschiedung des gesamten Balkans
- sinnlose Kanonen bei Rumänien
- Kleiderwahl der Schweiz
- Israels schwache Party.

1. Bulgarien
2. Ungarn
3. Israel
4. Norwegen
5. Niederlande
6. Rumänien
7. Österreich
8. Kroatien
9. Weißrussland
10. Dänemark
----------------------------
11. Serbien
12. Schweiz
13. Irland
14. Estland
15. Mazedonien
16. Malta
17. Litauen
18. San Marino

Finale:

+ Nach 40+ Jahren erster Sieg für Portugal
+ Sympathischer Sieger
+ Bulgariens zweiter Platz
+ Sensation Moldau auf dem Podest
+ Spanien verdient Letzter
+ Niederlande, Österreich, Norwegen von Juroren gut bewertet
+Reibungsloser Votingverlauf
+ Überraschend
+ Selber Sieger der Zuschauer und Juroren

- Italiens 6. Rang
- erneute dt. Enttäuschung
- 0 Punkte für Österreich bei den Zuschauern
- Niederlande und Israel kaum Televoting Punkte
- Griechenland und Zyperns Punkteschieberei
- Israels Absturz vom Semi zum Finale
- Ankündigung über Probleme der zukünftigen Teilnahme Israels.
- Armenien Unterschätzt

Was lernen wir aus dem erneuten Rückschlag?

Zunächst Mal hat uns nicht Levina, sondern Manel Navarro vom letzten Platz gerettet. Der NDR ist wieder völlig überrascht, obwohl die Pleite seit Auswahl des Songs klar war. Drei peinliche Niederlagen in Folge, ein Thomas Schreiber ist nicht mehr haltbar. Köpfe müssen rollen und vernünftige Konzepte her. Kann denn wirklich niemand Stefan Raab überreden?

Montag, 10. April 2017

Das Rennpferd und die 42 Gäule

Fast genau einen Monat noch und wir werden wissen, wer in Kiew die Trophäe mit nach Hause nehmen wird und wo der Eurovision Song Contest 2017 (wohl) statt finden wird. Da mir dieses Jahr leider die Zeit für detaillierte Einzelberichte fehlt, werde ich einige gebündelte Beiträge vor dem Probenbeginn in knapp 3 Wochen veröffentlichen. Beginnen werden wir mit der entscheidensten und wichtigsten Frage: Ja wer wird denn den ESC gewinnen? Dazu begnügen wir uns einer alten britischen Sucht, dem Wetten. Im Internet wimmelt es nämlich nur von Plattformen, die Wetten für den ESC anbieten. Dazu muss man sagen, dass sich diese Plattformen insbesondere in UK, Irland und Australien großer Beliebtheit erfreuen und dadurch eine gewisse Verzerrung entstehen kann, da die eigenen Beiträge gepusht werden. Um die Favoriten zu diskutieren, nehmen wir die aktuellen Top10 der Wette auf den Sieg. Dabei handelt es sich nur um eine Momentaufnahme und nach den Proben & Semifinals ist da immer noch ordentlich Bewegung drin. Auch bedeutet ein vierter Platz beispielsweise nicht, dass man diesen Beitrag auf den vierten Platz vermutet sondern, dass er die viertgrößte Wahrscheinlichkeit hat zu gewinnen, ein großer Unterschied. Die Daten stammen vom 10.4.17 um 12:29 dt. Zeit.

1. Italien
2. Bulgarien
3. Schweden
4. Portugal
5. Belgien
6. Armenien
7. Australien
(8.) Russland
9. Frankreich
10. Aserbaidschan
11. Dänemark
...
24. Deutschland
...
32. Schweiz
...
36. Österreich
...
41. San Marino, Tschechien, Slowenien

Platz 11: Dänemark

Anja Nissen gewann den Dansk Melodi Grand Prix mit ihrem Powerbeitrag "Where I Am". Die beeindruckende Blondine schaffte somit im zweiten Anlauf die Teilnahme am ESC. Mangelndes stimmliches Talent sollte allein schon durch ihren Sieg bei the voice  Australia selbstverständlich nicht der Fall sein. So ist es auch bei ihrem eher blassen Beitrag, der ohne Anja nie und nimmer da oben stehen würde. Die Wettenden hoffen auf einen ähnlichen Effekt von Dami Im und Australien 2016, als sie mit ihrer Stimmakrobatik einen Löwenanteil der Anrufe verursachte. Der Radiopopsong beginnt mit einem an Gospel erinnerten Einstiegschor und verhält sich zu Beginn recht ruhig. Je länger der Song geht, desto mehr kommt die powervolle Stimme hervor. Dazu sieht Anja noch super aus, hat einen exzellenten Modegeschmack und begeistert im letzten Chorus wirklich jeden Zuseher. Anjas Ausrucksstärke wurde im Vorentscheid blind vertraut, ein Konzept im Staging war nicht zu erkennen. In Dänemark war es in den letzten Jahren Tradition, dass der Auftritt nahezu unverändert zum ESC gebracht wird. Für Dänemark spricht außerdem​ die skandinavische Allianz, die sich gegenseitig gerne Punkte zuschiebt (insbesondere im Zuschauervoting). Dazu kommt sowohl im Semi als auch im Finale, dass sie in Australien praktisch eine sichere 12 der Zuschauer haben wird. Es gibt nur 10 Länder mit höheren Chancen auf den Sieg, laut Wettanbietern.

Platz 10: Aserbaidschan

Der Kaukasus ist durch Dihaj und ihrem Song "Skeletons" ebenfalls im Favoritenkreis. Die Mutter eines Sohnes verbringt viel Zeit in London, schreibt dort ihre eigene moderne Elektro-Musik. Für den ESC hat sich Aserbaidschan allerdings erneut für einen schwedischen Export entschieden. Die moderne Instrumentierung wird durch einen hymnischen, mehrschichtigen Chorus ergänzt und weckt ein modernes, dunkles Gefühl. Beim Staging war Aserbaidschan dazu nie verlegen Dinge auszuprobieren und mit der erfahrenen Künstlerin Dihaj könnte ein kurzweiliges Intermezzo bevorstehen. Sie hat bereits ein aufwendiges Staging angedeutet. Stimmlich ist Dihaj erste Ware und mit der größte Star aus Aserbaidschan. Außerdem verfügt auch Aserbaidschan über viele wohlwollende Nationen in Osteuropa (besonders Georgien, Israel). Dazu kommen oft unerklärlich gute Resultate aus kleineren Ländern, die Raum für Spekulationen (und Pre-Paid Handys) lassen, aber Aserbaidschan fleißig Punkte gibt.

Platz 9: Frankreich

Alma wird Frankreich mit "Requiem" vertreten, dass bilingual vorgetragen wird. Frankreich schaffte nach langer Durststrecke letztes Jahr mit Rang 5 den Befreiungsschlag und hofft diesen Trend beibehalten zu können. Alma arbeitet dabei mit dem Komponisten des letzten Jahres zusammen, hat also durchaus Grund optimistisch zu sein. Der leicht orientalische Einfluss ihres Beitrages , könnte in Osteuropa noch zusätzlich einiges rausreißen. Live hält sie, was die Studioversion verspricht und der Charakter des Liedes lässt ein interessantes Staging zu. Dank der Big5 Regelung muss sie nicht ins Semifinale.

Platz 8: Russland

In meinem letzten Post habe ich praktisch alles über Russland gesagt, was es zu sagen gab. Ich denke nicht, dass Russland teilnehmen wird und daher streiche ich sie aus der Wertung.

Edit 15.4.17: Russland wird nicht teilnehmen und den Wettbewerb ebenfalls nicht ausstrahlen.

Platz 7: Australien

Die Fern-Fern-Ost-Erweiterung 2015 brachte eine neue Instanz, die regelmäßig um den Sieg mitsingt. Mit Rang 5 und 2 kann Australien jenseits jeglicher Diaspora, auf Qualität und Klasse setzen. So auch dieser Jahr mit dem Song "Don't come easy", gesungen von einer 17-jährigen Aboriginal person. Das sehr an Sam Smith angelegte Paket könnte ohne Probleme im Radio gespielt werden und unterscheidet sich nicht von Chartrennern. Die Single konnte sogar in Skandinavien vereinzelte Platzierungen in den Charts verbuchen. Da Australien in den letzten beiden Jahren beim Staging beeindruckte, liegt die Messlatte hoch. Auch stimmlich sind Guy Sebastian und Dami Im in einer handverlesenen Gesellschaft, in die man dieses Jahr erneut vorrücken muss. Die Ballade ermöglicht nebenbei das Verzieren wie Dami Im.

Platz 6: Armenien

Für mich Recht überraschend befindet sich Armenien weit vorne mit der Modeikone Artsvik und ihrem "Fly With Me". Der mit Ungarn einzige traditionelle geprägte Beitrag ist praktisch eine einzige Steigerung, mit der sehr starken Sängerin Artsvik. Es erinnert nicht grundlos an Iveta letztes Jahr, da das selbe Komponisten Ehepaar dahinter steckt. Mit diesen Klängen gelang Armenien der 7. Rang. Der aktuelle Song schreit nach einem aufregenden Staging, da der Song keine Hook bietet. Hier werden die armenischen Choreographen wieder Höchstarbeit leisten, Beyoncé ist die Grenze, die Iveta ehrlicherweise kratzte.

Platz 5: Belgien

Lange lange mit Italien vorne, wurde Belgien auf Grund der Promoevents etwas Wind aus den Segeln genommen. Blanche mit "City lights" befindet sich irgendwo zwischen Lana Del Rey und Lorde. Bei den Preview Events in London und Tel Aviv (Amsterdam musste sie krankheitsbedingt absagen) konnte sie mit ihrer Stimme beeindrucken, doch wirkte wie ein scheues Reh, auch während der Performance. Vertrauen sollte Blanche in die belgische Delegation haben, was man mit Laura letztes Jahr anstellte ist immer noch unfassbar, diese Charismabombe! Bei Blanche muss man ja nur für drei Minuten einen sicheren Eindruck vermitteln. Dazu wird ein modernes, kreatives Staging erwartet, der Song könnte die Radiostationen nach dem ESC fluten.

Platz 4: Portugal
Portugal setzt auf eine verträumte Disney Ballade, die selbst in den 60-ern als altbacken gegolten hätte. Jedoch schauen viele melancholisch auf diesen Beitrag und versinken in eine andere Welt. Dazu ist Portugal der kleine tapsige Welpe, der beim ESC immer auf die Schnauze fliegt und liebevoll von den ESC-Fans wieder hingerichtet wird. Somit wird ein guter Song Portugals oftmals super doll gehypte. Das Staging wird simpel bleiben und wir haben die unprovokatiefste Ballade auf dem kontroversen vierten Platz.

Platz 3: Schweden

Das Melodifestivalen fand einen recht überraschenden Ausgang, als sich zwischen den Favoriten Nano, Wiktoria und Mariette, Robin durchsetzen konnte. Sein Titel "I can't go on" ist lyrisch kein Meisterwerk, verfügt aber über eine unfassbar packende Hook. Der Song wird des Weiteren als eher Nummer sicher beschrieben, was aber mit dem Staging wieder ausgeglichen wird, wie so oft in Schweden. Beginnend im Backstage Bereich, wandert Robin mit seinen 5 Kumpels in maßgeschneiderten Anzügen die Bühne hoch, um dort mit ihnen auf Laufbändern selbstsicher zu posieren. Auf der Bühne wirkt das alles sehr selbstbewusst (verliebt), abseits der Bühne ist Robin jedoch scheu wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Da Christer Björkman als Messias nach Kiew berufen wurde, kann Robin mit großer Sicherheit sein Staging zum ESC bringen, wie üblich in Schweden. Somit ist das potentielle Versagen beim Staging für Schweden ausgeschlossen und ist ein sicherer Hafen für Wettbegeisterte.

Platz 2: Bulgarien

Wer hätte gedacht, dass Bulgarien einmal bei den Wetten soweit vorne liegen würde? Das Land, welches in den Jahren 2011-2013 das Finale verpasste und daraufhin bis 2016 auf weitere Enttäuschungen verzichtete. Nach Poli Genovas sensationellen vierten Rang letztes Jahr, lebt der Hype weiter mit dem erst 17 jährigen Kristian Kostov. Das wohl größte Talent Bulgariens hat russische Wurzeln und lebt, besonders in der aktuellen Zeit, das Motto Celebrate diversity, da seine Familie harmonievoll in Muslime und Christen unterteilt werden kann. Natürlich sind die hervorragenden Quoten auch mit dem Hype zu erklären, aber sie kommen nicht von ungefähr. Beautiful Mess ist eine klassische Ballade mit modernen Einflüssen und herrausragender Melodieführung. Dazu die gefühlvolle Stimme von Kristian und man ist der Hauptherausforderer von Goliath. Teile des Autorenteams haben schon Poli Genovas Song produziert und sind des weiteren mit Serbien und Mazedonien gleich drei Mal dieses Jahr vertreten. Beim Staging wird auch einiges erwartet, um der Favoritenrolle gerecht zu werden. Dazu kommt noch, dass durch Russlands Absage viele Punkte (besonders im Televoting) wieder verfügbar sind und von jemanden abgeholt werden müssen.

Platz 1:

Mit 22% Gewinnchance bei den Buchmachern gut 10% vor allen anderen Beiträgen, so gefällt es der Charismagranate Francesco Gabbani. Sein guter Laune Song geht sofort ins Ohr, trotz Sprachbarriere und kann der nächste große Wurf des ESC'S seit Loreen werden. Dazu kommt ein einfacher Tanz mit einem Gorilla und Anfeuerungsrufe im Song, die sicher in Kiew groß eingefangen werden. Dabei hat sein Occidentalis Karma einen sehr lustigen, dennoch ernsten und hochwertigen Kern. Westeuropäer bilden sich nämlich ein mit Yoga, YingYang, Karma, Namaste und Co ihr Leben zu verbessern, obwohl wir das alles nicht wirklich verstehen und im Grunde immernoch Affen sind, die ihren Trieben nach gehen. Das alles beruht auf einem Studium eines Buches eines Biologen, das Gabbani auf die Idee brachte. Das Staging steht, der Song ist jetzt bereits der erfolgreichste ESC Song auf YouTube aller Zeiten und die Frage ist nur: Rom, Neapel oder Verona? Gabbani favorisiert übrigens Mailand, so weit ist es schon, die Spannung war letztes Jahr doch etwas größer. Doch wer weiß, vielleicht erweißt sich Gabbani als größter FanFavoritFail (FFF) aller Zeiten!

Freitag, 31. März 2017

Zwei selbsternannte Opfer ohne Täter

Das Drama war vorprogrammiert, die EBU ignorierte es und nun haben wir den Salat: Die Politik-Eskalation des ESC's hat einen neuen Urknall erreicht, nur Täter gibt es weit und breit keine. Zwei total verhärtete Fronten, die jeweils die Gegenseite beschuldigen für die hohen Opferzahlen verantwortlich zu sein und dazwischen eine heillos überforderte Anstalt, die Neutralität predigt, sich dabei aber auf eine Seite schlägt. Herzlich Willkommen im Clown-Hamsterrad, oder anders ausgedrückt, Willkommen zum ESC 2017, Willkommen in der Ukraine!

Von Beginn an deutete sich an, dass der aktuelle Konflikt in der Ostukraine, zwischen eben dieser und Russland, auch Auswirkungen beim ESC haben werde. Welche Dimensionen das nun alles annimmt, wäre durch ein konsequentes Auftreten der Organisatoren von der EBU vermeidbar gewesen. So dreht sich das Eskalationsrad weiter und weiter, außerhalb jeder Kontrolle und die Musik wurde schon längst überrollt.

Wir rollen den ganzen Fall zurück und versuchen das Geschehen chronologisch geordnet in mundgerechten Häppchen an den Mann zu bringen. Aus russischer Sicht beginnt das Dilemma im März 2016, aus der Sicht der Ukraine zwei Jahre früher. Im Jahre 2014 begannen nämlich die Ausschreitungen in der Ukraine und die, zumindest Beeinflussung Russlands, wobei vieles für mehr spricht. Die Krim Annexion, der Flugzeugabschuß und die Unterstützung der Separatisten in Donezk und der gesamten​ Ostukraine durch Russland, führten die Ukraine in einen Bürgerkrieg und einen Krieg, gegen ein Gespenst, das selbst jegliche Beteiligung leugnet. Auch beim ESC 2014 hatte das ganze Auswirkungen. Die Ukraine, welche gerade einen Pro Westlichen Kurs Dank der Maidanrevolution (Euromaidan) eingeschlagen hatte, wurde in Dänemark von der restlichen europäischen Gemeinschaft solidarisch bejubelt und unterstützt. Das belanglose Liebeslied Tick Tock, konnte im Nachhinein als Zeitbombe verstanden werden. Das von vielen Europäern als schuldig angesehene Russland schickte ein minderjähriges blondes Zwillingspaar, das ein Liebeslied schmetterte. Liebe empfanden zu dieser Zeit nur wenige Menschen für Russland und so kam es, dass die beiden in ungeheurer Lautstärke ausgebuht wurden. Sie versuchten sich nichts anmerken zu lassen, doch man sah es ihnen an, dass ihnen der Moment mehr weh tat, als sie ihn genießen konnten. Ihr großer Moment, zerstört von der Politik des Landes.

Hier startet das Eskalationsrad mit den ersten Schwüngen, praktisch wie das Hamsterrad, das bei der Ukraine auf der Bühne stand. Der Riss zwischen Putinreich und dem Rest des Wettbewerbs wurde deutlich. Ein konsequentes Auftreten der EBU, insbesondere von Jon Ola Sand wäre bereits hier nötig gewesen. Ein einfacher Regelzusatz: Länder, die gegeneinander einen Krieg bestreiten, dürfen auf Grund dieser politischer Brisanz nicht teilnehmen. Das wäre es gewesen, doch so kam das nächste Jahr.

2015 sagte die Ukraine ab, der Konflikt wirkte sich zu stark auf den Etat des Landes aus und für Musik war nun wahrlich der falsche Zeitpunkt. Russland hingegen nahm Teil und schickte das im Nachhinein fast zynische "A million voices". Eine Friedensballade, mit diesem Text: "Wir beten für Frieden und Besserung, ich hoffe, wir können neu starten" Einige Monate nach der Krim Annexion, ein Schelm, der eine Verbindung sieht. Der europäische Zuschauer fand die sehr gefühlvolle und ausdrucksstarke Polina so toll, dass man sie auf den zweiten Platz hob, 12 Punkte aus Deutschland nebenbei. Hier ist es nun durchaus strittig, ob man es als Provokation gegenüber der Ukraine sehen muss. Man kann es auf jeden Fall, die Beweggründe werden nie aufgedeckt werden. Die EBU verlor jedoch hier erneut die Kontrolle über ihre Neutralität (welche die EBU schon lange in anderen Fällen verloren hatte). Die russische Sängerin wurde von Teilen der Halle ausgebuht, als sie größere Wertungen abkassierte. Darauf wurde ein Jubeln aus der Konserve abgespielt, sobald es Punkte gab. Ist es politisch neutral, die Meinung der Zuschauer zu unterdrücken und zu verschleiern? Ist das nicht auch schon eine Form der Einflussnahme, wenn man das negative Bild Russlands, versucht in ein anderes abzuändern?

2016, also der Start der russischen Version, war der bisherige Höhepunkt. Während Russland einen unpolitischen Song nach Stockholm schickte, entschied sich der Rückkehrer Ukraine für etwas Gewagtes. In einem skandalösen, von Politik bestimmten Vorentscheid, setzte sich Jamala mit "1944" durch. Die Krimtatarin verarbeitete darin die Geschichte ihrer Großmutter, die damals von Stalins Schergen von der Krim deportiert wurden. Man muss kein Politikwissenschaftler sein, um die Lyrics auf die aktuelle Krimsituation anzupassen. Jamala bekräftigte immer lautstark, dass es ihr nur um die Geschichte ihrer Großmutter ginge. Da sie bisher keine sonstigen politischen Aktivitäten startete, glaube ich ihr. Jedoch glaube ich daran, dass sie die aktuelle Situation für sich ausnutzte. Die Zuschauer in der Ukraine empfanden natürlich den selben Schmerz um die Krim in 2014 und sie hatte zur richtigen Zeit, das richtige Lied. Somit war der Erfolg von ihr fast sicher, am Ende jedoch noch knapper als vermutet. Als der Beitrag fest stand, waren sich viele Foren einig, dass die EBU daran etwas zu beanstanden haben muss! Die Russen drehten natürlich am Rad, machten schöne Kampagnen auf Russia Today und Politiker beschäftigten sich mit dem Thema. Die EBU jedoch ließ den Beitrag (den Text) ohne Beanstandungen zu und nun hatte sie die Kontrolle vollkommen verloren. Es kam am Finalabend natürlich wie es kommen musste: Die Russen gewannen das Publikumsvoting, landeten in der Jurywertung aber abgeschlagen weit hinten. Die Juroren der westlichen Länder haben ja nicht für Russland stimmen dürfen, argumentieren später viele russische Politiker. Fehlende musikalische Qualität, gepaart mit der riesigen Diaspora Russlands, sorgen für den Unterschied, argumentierten hingegen die Kritiker. Wie so oft, liegt die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte. Das Bild des Abends: die vorne liegende Ukraine oben, der auf seine Punkte wartende Sergey aus Russland unten. Ukraine jubelt über enttäuschten Russen und "besiegt" diese praktisch.

Boykottforderungen aus Russland standen seit jenem Maiabend auf dem Tagesplan. Die Ukraine war ein stolzer Sieger, durch das neue Nationalgefühl auch von einer Ausrichtung trotz fehlender Halle überzeugt. Die EBU genehmigte der Ukraine die Austragung, trotz des stehts laufenden Konflikts in der Ostukraine. Das Rad drehte sich zu schnell, um es noch zu stoppen. Nun holte sich Bürgermeister Klitschko den Wettbewerb nach Kiew, ins bisher schmucklose Messegelände. Darauf war lange nichts von den russischen Teilnahmeambitionen zu hören, bevor sie 24 Stunden vor Frist diesen Beitrag einsendeten:

A flame is burning

Da ich, im Gegensatz zur EBU weiß, dass ich keinen neutralen Bericht schreiben kann, werde ich nun sowohl die Perspektive aus Russland und der Ukraine darlegen. Die Qualität des Songs lasse ich dabei außer Acht. Für mich persönlich der schlechteste Beitrag seit 2015.

Russische Perspektive:

Wir haben uns nach langer und intensiver Diskussion entschlossen, am ESC teilzunehmen. Wir glauben an den unpolitischen Charakter des Musikwettstreits und hoffen, dass die Ukraine uns fair behandelt und unsere Sicherheit vor ukrainischen Nationalisten gewährleistet. Der ESC war schon immer losgelöst von jeglicher Politik und wir hoffen, dass die Ukraine diese Tradition beibehält.

Yulya ist keine normale Sängerin. Seit ihrem Kindesalter ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen, das hielt sie jedoch nicht davon ab, ihre Träume zu verwirklichen. Niemand dachte, dass eine Behinderte erfolgreiche Sängerin werden könne. Niemand dachte, dass eine Behinderte ein Land beim Eurovision Song Contest vertreten könne. Mit a flame is burning erzählt sie die Geschichte, wie ihr Traum (flame) sich endlich verwirklicht und wie stolz, froh und glücklich sie ist, insbesondere, da sie es nie leicht hatte. Der ESC ist ihr großer Traum, bereits bei ihrer Castingshowteilnahme sang sie den ESC Siegerssong von 2007.

Leider erreichte uns die Nachricht von ukrainischen Behörden, dass Yulya nicht einreisen dürfe, da sie eine nationale Gefahr für die Ukraine dar stelle. Eine junge Dame in ihren Zwanzigern, die ihren Traum leben will, sei eine nationale Bedrohung? Diese Einschätzung zeigt die Russophobie und Diskriminierung von Behinderten in der Ukraine. Der ESC wird als Deckmantel der Propaganda instrumentalisiert und da machen wir nicht mit. Wir werden weder teilnehmen, noch den ESC ausstrahlen. Nächstes Jahr, sofern der ESC nicht in der Ukraine statt findet, werden wir Yulya schicken, damit sie ihren Traum erfüllen kann.

Ukrainische Perspektive:

Das ist doch alles ein bis ins letzte Detail geplante Propagandamittel der Russen! Russland hatte von Anfang an gar nicht vor teilzunehmen, dass können wir sogar beweisen. Bevor wir jegliche Beurteilung der Person Samoylova veröffentlichten, gab es ein Treffen der Delegationen, indem die Hotels verteilt bzw. verkündet wurden. Die Russen hatten kein Hotel gebucht.  Sie hätten es allen erleichtert, wenn sie einfach auf Grund der aktuellen Situation nicht teilgenommen hätten. Aber sie treten nach und benutzen des ESC als Propagandamittel gegen uns aus!

Sie verkündeten die Interpretin so kurz vor Frist, um deren Austausch unmöglich zu machen. In den letzten Jahren stand der Interpret jeweils Wochen vor Fristende fest. Zufall? Samoylova darf auf Grund geltender ukrainischer Gesetze nicht einreisen, nicht auf Grund einer von ihr ausgehender Bedrohung. Sie veröffentlichte einige Statements zur Krim auf ihren Sozialen Netzwerken und reiste auf die Krim für Konzerte. Das wäre nicht schlimm, wenn sie über legalen (heißt von der Ukraine) Wege eingereist wäre. Da sie aber von russischer Seite einreiste, startete unser Geheimdienst Ermittlungen gegen sie. Ein Gesetz besagt, dass jeder, der die Krim von russischem Territorium aus bereist, eine dreijährige Einreisesperre in die Ukraine erhält. Nach eingehender Prüfung war das bei Samoylova der Fall.

Dieses Gesetz gilt bereits seit einiger Zeit und wurde nicht für den ESC beschlossen, sondern findet Anwendung bei vielen Personen. Die Behinderung der Person spielt dabei keine Rolle. Wir haben diese Gesetze offen kommuniziert und die Russen haben extra eine Person ausgewählt, die dagegen verstößt, um das alles dann auf die diskriminierenden behindertenfeindlichen Ukrainer zu lenken. Dass das Gesetz nicht nur für Russen gilt, sondern für jede andere Nationalität auch, passt natürlich nicht ins Bild der russophoben Ukrainer. Auch bei der armenischen Interpretin gibt es aktuell Ermittlungen, wegen der selben Problematik, doch ein Ergebnis steht noch nicht fest.

Der ESC ist kein rechtsfreier Raum und geltende Gesetze müssen angewendet werden, es gibt keine Immunität! Somit schiebt Russland uns den schwarzen Peter zu. Entweder wir machen eine Ausnahme und erlauben ihr die Einreise, geben die Krim damit ein Stück auf und verstoßen gegen unsere eigenen Gesetze, oder wir sind die Bösen, die einer Behinderte den Traum zerstören. Im Übrigen haben wir nie Russland ausgeschlossen, sondern die Person. Sollte Russland so viel am Contest liegen, könnten sie ja einen Interpreten bestimmen, der nicht gegen geltende Gesetze verstößt. Ein so großes Land, hat doch bestimmt viele talentierte Sänger. Diese riesige Inszenierung ist nur ein kleiner Teil des Propagandakrieges mit Russland.

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Ob Russland nun teilnimmt oder nicht steht in den Sternen. Die Chancen stehen wohl sehr schlecht. Die EBU allerdings verhält sich alles andere als das von ihr so oft gepredigte neutral. In einem offenen Brief fordert sie die Ukraine auf, Samoylova eine Einreiseerlaubnis auszusprechen, obwohl es glasklar gegen das Gesetz ist. Der russische Einfluss in der EBU scheint riesig zu sein. Offenbar drohen in diesem Brief auch einige Nationen einen Boykott der Veranstaltung, falls das aktuelle Einreiseverbot bestehen bleibt. Ich mutmaße die Russland freundlichen Nationen wie Weißrussland, Serbien, Moldau dank neuem Präsident,... Die Ukraine werde des Weiteren mit Sanktionen in den nächsten Jahren bestraft, gegebenenfalls mit einem Ausschluss, so wie es nach EBU Recht möglich ist. Wer hier nun nicht die Doppelmoral der EBU erkennt, sollte den Absatz erneut lesen. Durch diese klare Positionierung der EBU erhält das ganze eine neue Brisanz. Ein Versuch, Samoylova per Videoleinwand aus Russland zuzuschalten, wurde öffentlichkeitswirksam kund getan, jedoch von beiden Seiten kopfschüttelnd abgelehnt. Da die EBU solche Vorschläge nicht intern verhandelt, sondern mit der Presse unter eine Decke geht zeigt, dass die EBU nur Alibi mäßig um einen Kompromiss bemüht ist. Einen klar Schuldigen und ein Opfer hat die Dachorganisation schon gefunden.

Das eigentliche Opfer sind aber andere. Samoylova, egal ob von Russland willendlich provoziert, wird um ihren Traum gebracht. Der größte Verlierer ist aber der ESC. Der in Zeiten von politischen Krisen oftmals Recht unbeschadet davon kam. In diesem Konflikt jedoch gab man beiden Parteien zu viel Spielraum, es kam viel unglücklicher Zufall hinzu und so riskiert man die Marke damit. Ironisch und lächerlich ist ein Satz, aus dem Appell der EBU an die Ukraine: "Bitte sorgen Sie dafür, dass der unpolitische Charakter des ESC'S nicht beschmutzt wird."

Für das nächste Jahr wünsche ich mir eins: Das Fernbleiben sowohl der Ukraine, als auch Russlands​, bis der Konflikt halbwegs gelöst ist. Doch scheinbar teilt die "neutrale" EBU diese Einschätzung nicht.

So rufe ich: Herr Sand, treten Sie zurück!

Donnerstag, 16. Februar 2017

Totentanz aus Paris

Letzten Donnerstag ging im Trubel des deutschen Vorentscheids eine nicht ganz unwichtige Nachricht etwas unter. Die Franzosen haben ihren Beitrag Alma mit Requiem veröffentlicht. Ein schnelles Fazit des gewollt wiedersprüchlichen Beitrags.

Die Franzosen haben letztes Jahr dank der hervorragenden Top5 Platzierung und Amir, Blut am ESC gelegt und ihre Liebe wiederentdeckt, nachdem sie zwischen 2010 und 2015 meist jenseits des 20. Platzes endeten. Der für die Auswahl zuständige Sender France 2 blieb seinem internen Auswahl Modus treu, mit einer Besonderheit. Wie auch schon bei Amir, ist der ESC Beitrag die zweite Singleauskopplung des noch nicht veröffentlichten Albums. Auskopplung Nummer 1 war in beiden Fällen ein Hit und so hatte man genug Vertrauen in die junge Pariserin. Aber hier enden die Parallelen zum letztjährigen Beitrag nicht. Der Komponist heißt in beiden Fällen Nazim Khalid. Außerdem tritt sie bei der aktuellen Europatour von Amir als opening act auf.

Aber nun etwas mehr zur Sängerin Alma, von der es keine sichere Angabe zu ihrem Alter gibt, da macht wohl jemand einen auf Anastasia (wohl zwischen 27-30). Die eigentlich mit bürgerlichen Namen Alexandra Maquet heißende Sängerin, stammt gebürtig aus Lyon, lebte aber in ihrer Kindheit in Brasilien, Italien und den USA. Als Älteste von einem Schwesterntrio (die Niederlande schicken bekanntlich ein solches) lag es früh an ihr, die Kleinen zu bespaßen. Da halfen ihre Klavier und Gesangskünste doch ganz gut. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete darauf in Mailand für einige Monate. Offenbar war das ihr nicht genug und sie zog nach Paris, um sich der Musik zu widmen. Dort lernte sie auch ihren Songschreiber kennen und die Combo die Frankreich zum Erfolg bringen soll, wurde gegründet.

Nazim Khalid wird einige gute Kontakte zu France 2 gehabt haben, um seinen 2. Beitrag in Folge siegen zu lassen. Gleichzeitig wussten die Verantwortlichen bei France 2 bereits, dass sein Stil sehr gut in Europa ankommt. Ein Paradebeispiel für eine Symbiose. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist dennoch überraschend und kam aus dem Nichts. Es ist in letzter Zeit sehr selten geworden, dass der Künstler zeitgleich mit dem Song veröffentlicht wird. O'G3NE aus den Niederlanden stehen beispielsweise schon seit Ende Herbst fest, werden ihren Song allerdings erst kurz vor Frist im März einreichen.

Ihr Beitrag Requiem ist ein Werk voller Widersprüche, die die Aussage des Songs verstärken sollen: Liebe gibt es in allen Lebenslagen. Unter Requiem versteht man die Feier eines Verstorbenens kurz vor dem Begräbnis. Der Song beschreibt, dass das Leben wie die Liebe anfängt, aber auch schlagartig vorbei sein kann. Sie möchte aber einen Liebhaber haben, der sie selbst in Mitten eines solchen Requiems zum Lachen und Tanzen bringt.  Darüber hinaus verweißt sie auf den geringen Einfluss eines jeden auf die Erde. Wir mögen zwar unser Leben als besonders wichtig erachten, aber wir überschätzen dies. Die Erde wird sich weiter drehen, ein neuer Tag wird kommen und wir werden unwichtig unter der Erde liegen. Man solle die Trauer bei einer Beerdigung eher als Feier des Lebens umwandeln. Denn alles ist vergänglich und wir sollten das Leben genießen. Die Erde dreht sich, aus Funken werden Flammen, aus Mädchen Frauen und irgendwann kommt der Tag, an dem man den nächsten Tag nicht erlebt. Aber sie habe keine Angst, denn wenn die Welt sich nicht mehr drehe, werde sie wieder lieben.

Ziemlich tief gehende und düstere Zeilen, versteckt in einem orientalisch angehauchten Upbeat-Stück. Der ganze Song ist in Französisch und ich muss gestehen, bevor ich die Lyrics kannte, dachte ich nicht an einen solch lyrischen Tiefgang. Im Video ist ein Tänzerpaar zu sehen, welches an den Fassaden Paris' (natürlich inklusive Eifelturm) als schwarze Schatten tanzen. Ich würde diese als Tote interpretieren, die auch nach dem Tode fröhlich zusammen die Zeit verbringen. Ansonsten ist das Video relativ unspektakulär, zwischen Häuserschluchten und Kopfsteinpflaster, sieht man die an Miranda Cosgrove erinnernde Sängerin fröhlich umher tanzen. Der Song hat ja auch eine schöne positive Botschaft, die jedoch zum nachdenken anregt. Das Beste, was ein Autor erreichen kann.

International kommt der Titel sensationell gut an. Ob das natürlich nur an der bis dahin bekannten Konkurrenz lag? Lyrisch gefällt mir dieser Beitrag deutlich besser als der Französische letztes Jahr, der doch arg flach und typisch war. Dafür war er melodisch deutlich einprägsamer und trotz Sprachbarriere international Mehrheitsfähig. Bei Requiem habe ich da so meine Zweifel. Beim ersten Hören empfand ich den Song als schrecklich, da das Wort/Ton Verhältnis viel zu unausgewogen ist. Dazu die orientalischen Klänge, das hat mich vollends verwirrt zurück gelassen. Ich verstehe nun natürlich, dass man da viel Text rein packen wollte, aber am Ende des Tages, wird sie sowieso keine Sau verstehen. Selbst wenn, achten Sie bei 26 Songs an einem Abend auf die Texte und interpretieren diese? Man sollte nicht zu viel vom Zuschauer erwarten. Die orientalischen Einflüsse verwirren mich um ehrlich zu sein nach Prüfung ihrer Biographie nur noch mehr. Eventuell war dass das Zutun ihres Schreibers, der ja einen arabisch klingenden Namen besitzt.

Meine große Frage zum Beitrag ist, wie man das auf der Bühne umsetzen möchte, da der Titel ja doch erstmal verschreckt. Ein einfacher Mikroauftritt ist zu langweilig, ein Staging mit Choreographie sorgt für eine Diskrepanz zum Titel und ein Aufbau einer Totenmesse wäre dann wieder zu negativ zur eigentlichen Bedeutung. Das erinnert mich an Aserbaidschan 2016, bei der Samra einen Trennungssong vortrug, der Titel war Miracle. Aserbaidschan rettete sich aus diesem Namensfehler mit viel Pyro, Peng und Feuer. Wie Frankreich aus diesem Dilemma kommen soll, keine Ahnung. Die Sängerin möchte bestimmt ein Thema unterstützendes Staging, was auf Grund der fehlenden Lyrischen Aufarbeitung kontraproduktiv wäre. Ich wage einfach Mal die Prognose, dass sie vor dem LED-Bildschirm stehen wird und ein tanzendes Paar wie im Video auftauchen wird. Die Message könnte dann höchstens durch den jeweiligen Kommentator rüberbracht werden.

Frankreich hat vieles mit dieser Wahl richtig gemacht und unterstreicht seine Ambitionen, gerne mehr Erfolge feiern zu können. Ich glaube nicht an eine Top10 Platzierung, auch da ihre Stimme etwas wackelig wirkt. Aber sie werden auch nicht am hinteren Ende des Feldes landen werden. Ein solider, lyrisch überdurchschnittlicher Beitrag, ohne Hook, wird Frankreich keine Sterne vom Himmel holen, aber die Welt eventuell kurz in Atem halten.

Den Song gibt's hier zu hören

Meine Lieblingszeilen, die ich mit aktueller politischer Brisanz interpretiere, dank Marine le Pen auch in Frankreich anwendbar:" Centuries pass and disappear
What you believe is dead
Is a season"

Sonntag, 12. Februar 2017

Spanien begeistert mit Skandal

Wir kennen doch alle diese klischeehaften Seifenopern, in denen die latinischen Frauen immer so herumschreien. So ähnlich ging es heute Nacht in den spanischen Studios von RTVE her. Das unterhaltsamste, was ich in dieser Saison bisher erleben durfte, entwickelt sich zum größten Skandal der jüngeren spanischen ESC-Geschichte. Aber von vorne:

Um 22:00 Uhr Ortszeit begann der finale Teil des spanischen Vorentscheids. In der ersten Runde, vergleichbar mit dem in Deutschland noch vor 2 Jahren angewendeten Clubkonzert Modus, konnte sich die riesige Dame LeKlein durchsetzen. Es wurde dabei eine Vielzahl von Songs vom Sender veröffentlicht und dann von einer JURY auf drei Teilnehmer gekürzt. Schon da gab es ziemlich ungehaltene Kritik von sehr leidenschaftlichen spanischen ESC-Verrückten, da ihre Favoritin Brequette, mit ihrem Song von Barei (Spanien 2016) nicht weiter kam. Der Song hörte sich so an.

Im also finalen Konzert konnte sich LeKlein mit über 60% gegen ihre Konkurrenz durchsetzen und kam somit in das große nationale Finale von gestern Abend. Sie stieß auf 5 INTERN von RTVE auserwählte Acts. Die Qualität war nicht all zu hoch, nett ausgedrückt. An sich gab es nur 2 weitere Konkurrenten für LeKlein, wobei auch sie nicht über einen Hammersong verfügt. Einmal Mirela, die mit dem billigsten Spanienclubpop antrat und Manel Navarro, eine Lockenpracht mit einem hawaiianischen gute Laune Song. Die Auftritte gingen unspektakulär über die Bühne und aus meiner Sicht wäre nur mit Mirela ein Top15 Platz drin gewesen.

Einige Intervall Acts und Werbepausen später stand die Entscheidung an und das Drama begann. Jeweils 50/50 zwischen einer dreiköpfigen Moderatorenjury und den Zuschauern Zuhause. Die Punkte wurden wie beim ESC verkündet, also jeder Juror und dann kumuliert die Publikumsentscheidung. Juror 1 gab die Höchstpunktzahl von 12 an Manel, die niedrigste mit 5 an Mirela. Juror 2 gab Manel 10, Mirela die vollen 12. Jurorin 3 wiederholte 12 an Manel und nur 5 an Mirela. Macht summa sumarum 34 für Manel und 22 für Mirela, die gar nur auf Rang 3 lag. Das Televoting musste also her, das Publikum begeisterte mit Mirela Sprechchören.

Im Televoting konnte Manel jedoch nur den dritten Rang belegen! Somit war die Chance für Mirela da, denn der zwischenzeitliche Zweite wurde gar Letzter im Televoting. Nur noch sie und LeKlein warteten auf ihre Punkte, sie musste LeKlein schlagen! Und das schaffte sie auch, LeKlein bekam die 30 Punkte und setzte sich mit 52 Punkten hinter Manel, der 58 sein Eigen nennen konnte. Somit wären alle Augen auf Mirela gerichtet und die Fans im Saal preschten ordentlich nach vorne. Stadion Atmosphäre! Sie brauchte 37 Punkte für den Sieg, 35 würden die Niederlage bedeuten.
Sie bekommt...

36 Punkte! Patsituation, da beide Interpreten jeweils 58 Punkte haben und tumultartige Szenen im kleinen Studio spielten sich ab. Wer gewinnt nun? Mirela Sprechchöre. Der Moderator kommt nicht gegen den Schreiberg an. Silencio, Silencio. Hilft alles nichts, die Kontrolle haben die Fernsehmacher nicht mehr. Der Moderator ruft den Notar um Hilfe.

Bereits 2014 gab es eine solche Patsituation zwischen Juryliebling Brequette und Fanfavorit Ruth Lorenzo. Damals gab es die Regelung, dass der Sieger der Zuschauer gewinnt. Eine sehr sehr beliebte und besänftigende Methode, die eigentlich immer angewendet wird. Doch es war alles anders in Spanien dieses Jahr. Denn eine Regeländerung besagt, dass die Jury den Gewinner im Falle eines Gleichstandes bestimmt.

Nun war es am Moderator dem Mirela Publikum und den Zuschauern Zuhause zu erklären, dass ihr Sieger von drei selbsternannten Experten überstimmt wird. 3 Menschen haben das entscheidende Wort gegenüber Tausender Anrufer. Die folgenden Szenen waren Drama pur. Mirela den Tränen nahe sah, wie das Publikum "Mirela Eurovision" verzweifelt brüllte. Silencio, Silencio half nun gar nix mehr, in die Enttäuschung mischte sich Wut. Der Moderator befragte die Juroren erneut, die unter lauten Buh-Rufen das Ergebnis trotz des Protestes bestätigten. Der Gewinner Manel wurde konsequent ausgebuht und ausgepfiffen. Vor dem finalen Singen des Siegerssongs fehlte seine Gitarre und war nicht auffindbar. Dieses Vakuum nutzen die Zuschauer, um zu beleidigen und zu buhen. Der schnellste Abspann der Fernsehgeschichte folgte darauf hin und das Signal war beendet.

Dieses Chaos bereitete mir ein breites Grinsen ins Gesicht, da es nichts besseres als Schadenfreude gibt. Das alles war nur der Anfang, einer beispiellosen nationalen Demontage. Es folgte ein Shitstorm gegen Manel auf allen sozialen Netzwerken mit Morddrohungen und Angriffen unter der Gürtellinie. Er nahm die Wahl ja an, was die Spanier als Angriff ihrer Meinung sahen. Auch die Facebook Seiten von RTVE blieb nicht verschont und es existiert mittlerweile eine Petition, um Mirela nach Kiew zu schicken. Unter dem offiziellen Video kommentieren die sonst so stolzen Spanier: "ruft nicht für Spanien an und bewertet das Video schlecht!" Zum jetzigen Zeitpunkt sind 77% der Bewertungen negativ. Rekord!

Manel ist hier aber natürlich nur das Bauernopfer. Denn man muss sich doch fragen, warum RTVE die Entscheidung gegen das Volk will. Das große Unverständnis kommt daher, dass alle 6 Kandidaten ja von einer Jury bestimmt wurden, auch LeKlein. Somit hätte man sich den Vorentscheid auch sparen können, wenn es nur darum ging, den Juryfavoriten zu schicken. Mirela gewann das Televoting klar, bei 6 Acts kaum noch deutlicher zu schaffen. Die spanischen Fans gelten immer als sehr passioniert und RTVE lud extra einen großen Haufen Fans ein. Man hätte erahnen müssen, dass dieses totalitäre Verhalten zu einem totalen Chaos führen würde. Eine Schlägerei oder eine Stürmung der Bühne stand wirklich kurz bevor.

Aber auch Verschwörungstheoretiker machen sich diesen Vorentscheid zu eigen. Denn es ist doch recht seltsam, dass zwei Juroren Mirela auf den letzten Rang setzen. Scheinbar gibt es Belege dafür, dass diese beiden Jurymitglieder Kontakt zu Manel gehabt haben und sogar an der Songproduktion beteiligt waren. Diese Belege habe ich noch nicht sehen können, aber einen seltsamen Geschmack hat es trotzdem.

Mirela wurde also des Sieges beraubt, Manel tritt für ein Land an, dass ihn nicht nur nicht unterstützt, sondern ihn angreift und RTVE diskreditiert sich ein weiteres Mal (die Sänger der vergangenen Jahre warfen mangelnde Bereitschaft für Hilfe und ein Desinteresse an einer guten Platzierung vor) Gewinner gibt es praktisch keine. Bis auf Deutschland, dass sehr gute Chancen hat, das Selbstzerstörungslied zu überholen.

Der Song Do It For Your Lover ist übrigens ein Sommerhit und gar nicht schlecht. Kein Kandidat für die linke Seite, aber grundsolide und ziemlich catchy. Mich persönlich würde noch interessieren, ob sein Postchorus als Musik oder als Stimme gilt. Beim ESC muss ja jede Stimme live sein und dieses elektronische Zwischenspiel kommt zwar aus einem Menschen, wurde aber elektronisch überarbeitet. Ich schätze aber, dass es im Moment wichtigeres gibt in Spanien. Ich hoffe , dass sich die Wogen glätten oder Manel zurücktritt, denn genießen wird er das nicht können.