Lisboa 2018

Lisboa 2018

Donnerstag, 16. Februar 2017

Totentanz aus Paris

Letzten Donnerstag ging im Trubel des deutschen Vorentscheids eine nicht ganz unwichtige Nachricht etwas unter. Die Franzosen haben ihren Beitrag Alma mit Requiem veröffentlicht. Ein schnelles Fazit des gewollt wiedersprüchlichen Beitrags.

Die Franzosen haben letztes Jahr dank der hervorragenden Top5 Platzierung und Amir, Blut am ESC gelegt und ihre Liebe wiederentdeckt, nachdem sie zwischen 2010 und 2015 meist jenseits des 20. Platzes endeten. Der für die Auswahl zuständige Sender France 2 blieb seinem internen Auswahl Modus treu, mit einer Besonderheit. Wie auch schon bei Amir, ist der ESC Beitrag die zweite Singleauskopplung des noch nicht veröffentlichten Albums. Auskopplung Nummer 1 war in beiden Fällen ein Hit und so hatte man genug Vertrauen in die junge Pariserin. Aber hier enden die Parallelen zum letztjährigen Beitrag nicht. Der Komponist heißt in beiden Fällen Nazim Khalid. Außerdem tritt sie bei der aktuellen Europatour von Amir als opening act auf.

Aber nun etwas mehr zur Sängerin Alma, von der es keine sichere Angabe zu ihrem Alter gibt, da macht wohl jemand einen auf Anastasia (wohl zwischen 27-30). Die eigentlich mit bürgerlichen Namen Alexandra Maquet heißende Sängerin, stammt gebürtig aus Lyon, lebte aber in ihrer Kindheit in Brasilien, Italien und den USA. Als Älteste von einem Schwesterntrio (die Niederlande schicken bekanntlich ein solches) lag es früh an ihr, die Kleinen zu bespaßen. Da halfen ihre Klavier und Gesangskünste doch ganz gut. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete darauf in Mailand für einige Monate. Offenbar war das ihr nicht genug und sie zog nach Paris, um sich der Musik zu widmen. Dort lernte sie auch ihren Songschreiber kennen und die Combo die Frankreich zum Erfolg bringen soll, wurde gegründet.

Nazim Khalid wird einige gute Kontakte zu France 2 gehabt haben, um seinen 2. Beitrag in Folge siegen zu lassen. Gleichzeitig wussten die Verantwortlichen bei France 2 bereits, dass sein Stil sehr gut in Europa ankommt. Ein Paradebeispiel für eine Symbiose. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist dennoch überraschend und kam aus dem Nichts. Es ist in letzter Zeit sehr selten geworden, dass der Künstler zeitgleich mit dem Song veröffentlicht wird. O'G3NE aus den Niederlanden stehen beispielsweise schon seit Ende Herbst fest, werden ihren Song allerdings erst kurz vor Frist im März einreichen.

Ihr Beitrag Requiem ist ein Werk voller Widersprüche, die die Aussage des Songs verstärken sollen: Liebe gibt es in allen Lebenslagen. Unter Requiem versteht man die Feier eines Verstorbenens kurz vor dem Begräbnis. Der Song beschreibt, dass das Leben wie die Liebe anfängt, aber auch schlagartig vorbei sein kann. Sie möchte aber einen Liebhaber haben, der sie selbst in Mitten eines solchen Requiems zum Lachen und Tanzen bringt.  Darüber hinaus verweißt sie auf den geringen Einfluss eines jeden auf die Erde. Wir mögen zwar unser Leben als besonders wichtig erachten, aber wir überschätzen dies. Die Erde wird sich weiter drehen, ein neuer Tag wird kommen und wir werden unwichtig unter der Erde liegen. Man solle die Trauer bei einer Beerdigung eher als Feier des Lebens umwandeln. Denn alles ist vergänglich und wir sollten das Leben genießen. Die Erde dreht sich, aus Funken werden Flammen, aus Mädchen Frauen und irgendwann kommt der Tag, an dem man den nächsten Tag nicht erlebt. Aber sie habe keine Angst, denn wenn die Welt sich nicht mehr drehe, werde sie wieder lieben.

Ziemlich tief gehende und düstere Zeilen, versteckt in einem orientalisch angehauchten Upbeat-Stück. Der ganze Song ist in Französisch und ich muss gestehen, bevor ich die Lyrics kannte, dachte ich nicht an einen solch lyrischen Tiefgang. Im Video ist ein Tänzerpaar zu sehen, welches an den Fassaden Paris' (natürlich inklusive Eifelturm) als schwarze Schatten tanzen. Ich würde diese als Tote interpretieren, die auch nach dem Tode fröhlich zusammen die Zeit verbringen. Ansonsten ist das Video relativ unspektakulär, zwischen Häuserschluchten und Kopfsteinpflaster, sieht man die an Miranda Cosgrove erinnernde Sängerin fröhlich umher tanzen. Der Song hat ja auch eine schöne positive Botschaft, die jedoch zum nachdenken anregt. Das Beste, was ein Autor erreichen kann.

International kommt der Titel sensationell gut an. Ob das natürlich nur an der bis dahin bekannten Konkurrenz lag? Lyrisch gefällt mir dieser Beitrag deutlich besser als der Französische letztes Jahr, der doch arg flach und typisch war. Dafür war er melodisch deutlich einprägsamer und trotz Sprachbarriere international Mehrheitsfähig. Bei Requiem habe ich da so meine Zweifel. Beim ersten Hören empfand ich den Song als schrecklich, da das Wort/Ton Verhältnis viel zu unausgewogen ist. Dazu die orientalischen Klänge, das hat mich vollends verwirrt zurück gelassen. Ich verstehe nun natürlich, dass man da viel Text rein packen wollte, aber am Ende des Tages, wird sie sowieso keine Sau verstehen. Selbst wenn, achten Sie bei 26 Songs an einem Abend auf die Texte und interpretieren diese? Man sollte nicht zu viel vom Zuschauer erwarten. Die orientalischen Einflüsse verwirren mich um ehrlich zu sein nach Prüfung ihrer Biographie nur noch mehr. Eventuell war dass das Zutun ihres Schreibers, der ja einen arabisch klingenden Namen besitzt.

Meine große Frage zum Beitrag ist, wie man das auf der Bühne umsetzen möchte, da der Titel ja doch erstmal verschreckt. Ein einfacher Mikroauftritt ist zu langweilig, ein Staging mit Choreographie sorgt für eine Diskrepanz zum Titel und ein Aufbau einer Totenmesse wäre dann wieder zu negativ zur eigentlichen Bedeutung. Das erinnert mich an Aserbaidschan 2016, bei der Samra einen Trennungssong vortrug, der Titel war Miracle. Aserbaidschan rettete sich aus diesem Namensfehler mit viel Pyro, Peng und Feuer. Wie Frankreich aus diesem Dilemma kommen soll, keine Ahnung. Die Sängerin möchte bestimmt ein Thema unterstützendes Staging, was auf Grund der fehlenden Lyrischen Aufarbeitung kontraproduktiv wäre. Ich wage einfach Mal die Prognose, dass sie vor dem LED-Bildschirm stehen wird und ein tanzendes Paar wie im Video auftauchen wird. Die Message könnte dann höchstens durch den jeweiligen Kommentator rüberbracht werden.

Frankreich hat vieles mit dieser Wahl richtig gemacht und unterstreicht seine Ambitionen, gerne mehr Erfolge feiern zu können. Ich glaube nicht an eine Top10 Platzierung, auch da ihre Stimme etwas wackelig wirkt. Aber sie werden auch nicht am hinteren Ende des Feldes landen werden. Ein solider, lyrisch überdurchschnittlicher Beitrag, ohne Hook, wird Frankreich keine Sterne vom Himmel holen, aber die Welt eventuell kurz in Atem halten.

Den Song gibt's hier zu hören

Meine Lieblingszeilen, die ich mit aktueller politischer Brisanz interpretiere, dank Marine le Pen auch in Frankreich anwendbar:" Centuries pass and disappear
What you believe is dead
Is a season"

Sonntag, 12. Februar 2017

Spanien begeistert mit Skandal

Wir kennen doch alle diese klischeehaften Seifenopern, in denen die latinischen Frauen immer so herumschreien. So ähnlich ging es heute Nacht in den spanischen Studios von RTVE her. Das unterhaltsamste, was ich in dieser Saison bisher erleben durfte, entwickelt sich zum größten Skandal der jüngeren spanischen ESC-Geschichte. Aber von vorne:

Um 22:00 Uhr Ortszeit begann der finale Teil des spanischen Vorentscheids. In der ersten Runde, vergleichbar mit dem in Deutschland noch vor 2 Jahren angewendeten Clubkonzert Modus, konnte sich die riesige Dame LeKlein durchsetzen. Es wurde dabei eine Vielzahl von Songs vom Sender veröffentlicht und dann von einer JURY auf drei Teilnehmer gekürzt. Schon da gab es ziemlich ungehaltene Kritik von sehr leidenschaftlichen spanischen ESC-Verrückten, da ihre Favoritin Brequette, mit ihrem Song von Barei (Spanien 2016) nicht weiter kam. Der Song hörte sich so an.

Im also finalen Konzert konnte sich LeKlein mit über 60% gegen ihre Konkurrenz durchsetzen und kam somit in das große nationale Finale von gestern Abend. Sie stieß auf 5 INTERN von RTVE auserwählte Acts. Die Qualität war nicht all zu hoch, nett ausgedrückt. An sich gab es nur 2 weitere Konkurrenten für LeKlein, wobei auch sie nicht über einen Hammersong verfügt. Einmal Mirela, die mit dem billigsten Spanienclubpop antrat und Manel Navarro, eine Lockenpracht mit einem hawaiianischen gute Laune Song. Die Auftritte gingen unspektakulär über die Bühne und aus meiner Sicht wäre nur mit Mirela ein Top15 Platz drin gewesen.

Einige Intervall Acts und Werbepausen später stand die Entscheidung an und das Drama begann. Jeweils 50/50 zwischen einer dreiköpfigen Moderatorenjury und den Zuschauern Zuhause. Die Punkte wurden wie beim ESC verkündet, also jeder Juror und dann kumuliert die Publikumsentscheidung. Juror 1 gab die Höchstpunktzahl von 12 an Manel, die niedrigste mit 5 an Mirela. Juror 2 gab Manel 10, Mirela die vollen 12. Jurorin 3 wiederholte 12 an Manel und nur 5 an Mirela. Macht summa sumarum 34 für Manel und 22 für Mirela, die gar nur auf Rang 3 lag. Das Televoting musste also her, das Publikum begeisterte mit Mirela Sprechchören.

Im Televoting konnte Manel jedoch nur den dritten Rang belegen! Somit war die Chance für Mirela da, denn der zwischenzeitliche Zweite wurde gar Letzter im Televoting. Nur noch sie und LeKlein warteten auf ihre Punkte, sie musste LeKlein schlagen! Und das schaffte sie auch, LeKlein bekam die 30 Punkte und setzte sich mit 52 Punkten hinter Manel, der 58 sein Eigen nennen konnte. Somit wären alle Augen auf Mirela gerichtet und die Fans im Saal preschten ordentlich nach vorne. Stadion Atmosphäre! Sie brauchte 37 Punkte für den Sieg, 35 würden die Niederlage bedeuten.
Sie bekommt...

36 Punkte! Patsituation, da beide Interpreten jeweils 58 Punkte haben und tumultartige Szenen im kleinen Studio spielten sich ab. Wer gewinnt nun? Mirela Sprechchöre. Der Moderator kommt nicht gegen den Schreiberg an. Silencio, Silencio. Hilft alles nichts, die Kontrolle haben die Fernsehmacher nicht mehr. Der Moderator ruft den Notar um Hilfe.

Bereits 2014 gab es eine solche Patsituation zwischen Juryliebling Brequette und Fanfavorit Ruth Lorenzo. Damals gab es die Regelung, dass der Sieger der Zuschauer gewinnt. Eine sehr sehr beliebte und besänftigende Methode, die eigentlich immer angewendet wird. Doch es war alles anders in Spanien dieses Jahr. Denn eine Regeländerung besagt, dass die Jury den Gewinner im Falle eines Gleichstandes bestimmt.

Nun war es am Moderator dem Mirela Publikum und den Zuschauern Zuhause zu erklären, dass ihr Sieger von drei selbsternannten Experten überstimmt wird. 3 Menschen haben das entscheidende Wort gegenüber Tausender Anrufer. Die folgenden Szenen waren Drama pur. Mirela den Tränen nahe sah, wie das Publikum "Mirela Eurovision" verzweifelt brüllte. Silencio, Silencio half nun gar nix mehr, in die Enttäuschung mischte sich Wut. Der Moderator befragte die Juroren erneut, die unter lauten Buh-Rufen das Ergebnis trotz des Protestes bestätigten. Der Gewinner Manel wurde konsequent ausgebuht und ausgepfiffen. Vor dem finalen Singen des Siegerssongs fehlte seine Gitarre und war nicht auffindbar. Dieses Vakuum nutzen die Zuschauer, um zu beleidigen und zu buhen. Der schnellste Abspann der Fernsehgeschichte folgte darauf hin und das Signal war beendet.

Dieses Chaos bereitete mir ein breites Grinsen ins Gesicht, da es nichts besseres als Schadenfreude gibt. Das alles war nur der Anfang, einer beispiellosen nationalen Demontage. Es folgte ein Shitstorm gegen Manel auf allen sozialen Netzwerken mit Morddrohungen und Angriffen unter der Gürtellinie. Er nahm die Wahl ja an, was die Spanier als Angriff ihrer Meinung sahen. Auch die Facebook Seiten von RTVE blieb nicht verschont und es existiert mittlerweile eine Petition, um Mirela nach Kiew zu schicken. Unter dem offiziellen Video kommentieren die sonst so stolzen Spanier: "ruft nicht für Spanien an und bewertet das Video schlecht!" Zum jetzigen Zeitpunkt sind 77% der Bewertungen negativ. Rekord!

Manel ist hier aber natürlich nur das Bauernopfer. Denn man muss sich doch fragen, warum RTVE die Entscheidung gegen das Volk will. Das große Unverständnis kommt daher, dass alle 6 Kandidaten ja von einer Jury bestimmt wurden, auch LeKlein. Somit hätte man sich den Vorentscheid auch sparen können, wenn es nur darum ging, den Juryfavoriten zu schicken. Mirela gewann das Televoting klar, bei 6 Acts kaum noch deutlicher zu schaffen. Die spanischen Fans gelten immer als sehr passioniert und RTVE lud extra einen großen Haufen Fans ein. Man hätte erahnen müssen, dass dieses totalitäre Verhalten zu einem totalen Chaos führen würde. Eine Schlägerei oder eine Stürmung der Bühne stand wirklich kurz bevor.

Aber auch Verschwörungstheoretiker machen sich diesen Vorentscheid zu eigen. Denn es ist doch recht seltsam, dass zwei Juroren Mirela auf den letzten Rang setzen. Scheinbar gibt es Belege dafür, dass diese beiden Jurymitglieder Kontakt zu Manel gehabt haben und sogar an der Songproduktion beteiligt waren. Diese Belege habe ich noch nicht sehen können, aber einen seltsamen Geschmack hat es trotzdem.

Mirela wurde also des Sieges beraubt, Manel tritt für ein Land an, dass ihn nicht nur nicht unterstützt, sondern ihn angreift und RTVE diskreditiert sich ein weiteres Mal (die Sänger der vergangenen Jahre warfen mangelnde Bereitschaft für Hilfe und ein Desinteresse an einer guten Platzierung vor) Gewinner gibt es praktisch keine. Bis auf Deutschland, dass sehr gute Chancen hat, das Selbstzerstörungslied zu überholen.

Der Song Do It For Your Lover ist übrigens ein Sommerhit und gar nicht schlecht. Kein Kandidat für die linke Seite, aber grundsolide und ziemlich catchy. Mich persönlich würde noch interessieren, ob sein Postchorus als Musik oder als Stimme gilt. Beim ESC muss ja jede Stimme live sein und dieses elektronische Zwischenspiel kommt zwar aus einem Menschen, wurde aber elektronisch überarbeitet. Ich schätze aber, dass es im Moment wichtigeres gibt in Spanien. Ich hoffe , dass sich die Wogen glätten oder Manel zurücktritt, denn genießen wird er das nicht können.

Samstag, 11. Februar 2017

Busy Saturday

Der Tag in Auckland ist praktisch vorbei, doch in Europa beginnt der ESC-Tag in ein paar Stunden.  Es gibt Vorrunden in Estland, Schweden, Litauen und Ungarn. Als letzte Big5-Länder werden Spanien und Italien ihre Songs auswählen. Eine vereinzelte ganz ganz flotte Prognose:

Italien:
Der 5. und finale Abend in San Remo ist das große Ende des prestigeträchtigen Festivals. Ich habe mich leider nicht all zu ausführlich mit dem 16 Akt starken Starterfeld auseinander gesetzt, Al Bano ist leider ausgeschieden. Der Statistik nach müsste ein Mann dieses Jahr gewinnen, da sich Italien seit 2011 immer geschlechtlich abwechselt.

Spanien: Der Preis für den schwächsten Vorentscheid werden sich die Briten, Deutschen und Spanier holen. Schrecklich, was uns auch hier angeboten wird, mit einer Ausnahme. Mirela mit Contigo, dem wohl klischeehaftesten Song aller Zeiten. Der Einäugige ist aber eben der König unter den Blinden. Auf Platz zwei erwarte ich die Wildcardgewinnerin Leklein, auf Rang 3 den Song do it for your lover. Flüge nach Madrid müssen wir wohl nicht buchen.

Schweden:

Vorrunde 2 wird in Malmö ausgetragen und wirkt deutlich schwächer als Woche 1 mit den Mitfavoriten Nano und Ace Wilder. Meine erwartete Reihenfolge für heute sieht folgendermaßen aus:

Rang 1 und damit direkt im Finale: Mariette - A Million Years (1)
Rang 2 und damit ebenfalls direkt im Finale: Benjamin Ingrosso - Good Lovin' (7)
Rang 3 und damit in der Hoffnungsrunde: Lisa Ajax - I Don't Give A (6)
Rang 4 und damit in der Hoffnungsrunde:  Dismissed - Hearts align (5)
Rang 5 und damit raus: Roger Pontare - Himmel Och Hav (2)
Rang 6 und raus: Etzia - Up (3)
Letzter wird: Allyawan - Vart har du Vart (4)

Die Zahlen in Klammern sind die Startpositionen. Sowohl Lisa als auch Mariette können auf Finalteilnahmen zurückblicken, Benjamin ist der Sohn einer früheren Melodifestivalen Siegerin und der alte Weihnachtsmann Roger und seine Fackeln, konnten bereits 2 Mal siegen!

Somit gute Nacht aus Auckland und ich sehe mir Schweden und Spanien live zum Frühstück an.

UPDATE:

In Italien ist die Sensation wahr geworden. In einem 5 1/2 stündigen Epos setzte sich Francesco Gabbani mit Occisentalis Karma gegen die 15 anderen campioni durch. Auf Francesca folgt also Francesco und Italien bleibt sich seiner Linie in Sachen Geschlecht treu, dass sich seit der Rückkehr 2011 immer abwechselt. Warum ich seinen Sieg als Sensation betitelt? Ganz einfach: es war der Schritt San Remos in die Gegenwart. Bisher wirkt das Festival doch sehr aus der Zeit gefallen, da die Künstler auf der Bühne oftmals nur am Mikro stehen und sich nicht bewegen. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Songwahl, da tanzbare Lieder weniger als selten sind. Dieses Jahr gewonnen hat allerdings ein Gute-Laune-Pop mit viel Herumgehüpfe auf der Bühne und, ach ja einen tanzenden Gorilla, kein Spaß. In meiner persönlichen Liste ordnet sich Italien ganz weit vorne ein, Rang 1 um genau zu sein.

In Schweden gab es derweil beim zweiten Viertelfinale gar keine Überraschungen aus Blog-Perspektive. Alle Beiträge wurden auf die richtigen Plätze orakelt. In Litauen, Ungarn und Estland konnten sich die jeweiligen Favoriten ebenfalls durchsetzen und in die nächste Runde einziehen.

Neuer Versuch, deutsche Probleme

Den Donnerstagsmarathon haben wir hinter uns gebracht. Nach über 3 Stunden erlöste uns Barbara Schöneberger von den Brainpool Studios in Köln und hinterließ viele Fans ratlos zurück. Was ist der Song dieses Jahr wert?

Der Abend begann mit der Coverrunde und sorgte, so ehrlich muss man sein, für klare Verhältnisse. Helene kann nicht singen, hat aber eine sehr sympathische Art, Yosefine ist unscheinbar, der Kürbiß war bei falscher Songauswahl als Favorit zu nervös, der Hahn im Korb Axel hat eine riesen Stimme, dafür 0 Charisma. Und die letzte im Bunde Levina? Die machte mit einem sensationellen Adele Cover schon in Runde 1 alles klar. Das Publikum verliebte sich und es hagelte nur Lob. In Runde 2 wurde dann zusammen mit Helene und Axel Wildfire performt. Auch hier hatte das Publikum im Saal nur Augen für eine. Es erhob sich sogar! Den Satz, den Jurymitglied Lena brachte, hätte man berücksichtigen sollen: "Also von mir aus, kann jetzt Schluss sein!". Aber es ging noch eine gute Stunde weiter. Schon vor dem Finale eleminierte sie alle anderen Gegner, sodass sie gegen sich selbst im Finale stand. Es war eine Machtdemonstration, ein Spiel mit der sogenannten Konkurrenz, die sie wie Amateure aussehen ließ.

Alle im Saal waren sich einig: Wildfire ist der Song, der Deutschland vertreten solle.  Doch dann kam es zu der Verkettung (un) glücklicher Umstände. Levina performte beide Songs erneut, wobei sie bei Wildfire nicht die starke Performance abliefern konnte, wie beim ersten Durchlauf. Dazu wurde dem Zuschauer Zuhause ein Schnelldurchlauf der anderen Nationen 2017 gezeigt, dass ja bisher beinahe nur aus Balladen besteht, wie Wildfire. Der entscheidende Satz des Abends lieferte dann Florian Silbereisen: "Ich weiß nicht, ob es aus taktischen Gründen, dass schnellere Perfect life auszuwählen." Ich weiß nicht, ob Florian Silbereisen eine moralische Instanz ist und ob man auf ihn hört, aber die Zahlen sprechen für sich. Wildfire konnte alle Runden vor dem Finale für sich entscheiden, mehr als deutlich. In der finalen Abstimmung lag dann aber plötzlich Perfect life vorne, und zwar mit 70%.

Es ist also scheinbar soweit, dass wir der Konkurrenz ausweichen und taktisch den Song auswählen, um nicht erneut eine Blamage zurück zu bringen. Das wäre ja nicht schlimm, aber wir haben einen Song zu Recht mit Standing Ovation geschmückt. Das eine Lena in diesem Moment den richtigen Riecher zeigt und abbrechen wollte zeigt, dass es wohl nicht die richtige Entscheidung war. Denn nach dem ersten Hören von Perfect life regte sich kaum was im Publikum.

Perfect life ist also der deutsche Beitrag und einmal mehr halten wir uns an das typische Bild seid 3 Jahren: tolle Sängerin und ein mittelmäßiger Beitrag. Levina ist eine tolle Persönlichkeit mit einer Stimme, die nicht nur einzigartig, sondern auch gut ausgebildet ist. Studierend in London als preisgekrönte Künstlerin, andere Länder würden sich solche Sängerinnen wünschen. Diesem Ausnahmetalent geben wir dann einen Song, der Altkanzler Adenauer gefallen würde: Keine Experimente. Alle möglichen Ecken und Besonderheiten herausgenommen, sodass nur eine graue Songmasse übrig bleibt.

Das einzige, was diesen Song etwas lebendig macht, ist die internationale Diskussion, ob es sich um ein Plagiat eines anderen Songs handelt. Nein, das ist kein Flashback zu 2013 und dem Euphoria - Glorious - Don't you worry Child - Gate. Die ersten Takte von Perfect life klingen sehr ähnlich zu Titanium von David Guetta und SIA , Gott segne sie. Es handelt sich hierbei nicht um ein Plagiat, da die Töne doch in einer anderen Reihenfolge erscheinen, aber es ist ein typischer Fall von: Was hatte neulich Erfolg? Das ändere ich etwas um und baue es in meinen Song ein. So machte es Schweden in den vergangenen beiden Jahren, Dänemark 2010 und Deutschland 2013, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Kompositionistin arbeitete sogar schon mit Guetta zusammen, also ist das typische "das hab ich noch niiiie gehört" nicht drin. Thomas Schreiber, der Kopf des deutschen ESC Debakels hat angedeutet, noch etwas am Song herum zu schrauben.

Doch das Problem bleibt: in der aktuellen Version werden wir erneut Letzter werden. Ganz einfach, weil kein Juror das als besonders sieht, um Punkte zu vergeben. Und welcher Zuschauer ruft den schon für Füllmaterial an? Das einzige spannende aus deutscher Sicht dürfte sein, ob mit dem neuen Wertungssystem 0 Punkte möglich sind. Galgenhumor muss schon im Februar angewendet werden. Falls jemand vom NDR das ließt: es wird niemand bei einem Song Tausch sauer sein! Wenn Sie wirklich den Erfolg für Deutschland zurück haben wollen, dann empfehle ich, sofort alles bis auf Levina über den Haufen zu schmeißen.

Sollten wir mit diesem Gesamtpaket also nach Kiew fahren  und erneut einen Platz jenseits von Rang 20 erreichen, MUSS das Konsequenzen in Form von Personen haben. Ein Thomas Schreiber ist spätestens dann dran abgesägt zu werden, sollte die ARD ein Interesse daran haben, sich, und viel schlimmer uns, nicht international zu blamieren.

Es könnte so einfach sein, ein einmaliges und kostensparendes Modell zu entwickeln. Aber gerne, ich liefere ja den ersten Schritt in Richtung 2018, denn Kiew habe ich aus deutscher Sicht schon abgehackt.

Option A: Wir geben einen wirklich erfolgreichen Produzenten (damit meine ich international) einen Batzen Geld in die Hand und schreibt einen Hammersong. Ein Name der mit spontan einfällt, wäre Max Martin, der wohl beste Produzent auf der Welt zur Zeit. Dann nehmen verschiedene Künstler eine Demo des Songs auf und ein Panel aus ESC - Interessieren (Journalisten, Fans, Experten) wählt die perfekte Kombi aus. Man spart sich das Geld für einen Vorentscheid.

Option B: Man schaut, welche Songs nach dem 1.09 von deutschen Künstlern veröffentlicht wurden und fragt diese an. Felix Jaehn, Zedd, Milky Chance. Somit kauft man einen internationalen Hit für den ESC ein und der Künstler hat tolle Promomöglichkeiten. Einen Vorentscheid spart man sich auch hier.

Ein letzter Absatz zu Unser Song für Kiew: Die Publikumspartizipation lag in Dimensionen von Millionen Stimmen unter dem Wert für letztes Jahr. Das kann nur zum Teil durch die niedrigste Einschaltquoten seit 2012 erklärt werden. Auch der gewollte Spannungsaufbau von Wertungsrunde zu Wertungsrunde ging schief, da im Finale mit Abstand die wenigsten Stimmen abgegeben wurden. Die Liveband Heavytones war das negative Highlight des Vorentscheids. Nicht, weil sie schlecht spielten, sondern weil sie so unpassend wie ein ägyptischer Ballonkünstler auf einer Beerdigung waren. Beim ESC wird vom Band gespielt, nix Orchester. Diese Verzerrung im Wettbewerb, da die elektronischen Sounds natürlich schlecht umgesetzt werden, war nicht nur unnötig, sondern auch unnötig teurer.

Somit bleibt uns Deutschen einmal mehr nur der Blick in andere Länder. Denn mit unseren Song werden wir keinen Blumentopf gewinnen. Was ich letzter Jahr noch als Horrorszenario ausmalte, wird in diesem Jahr als Fortsetzung gedreht.

Sonntag, 5. Februar 2017

Schweizer Selbstfindungsprobleme

Die Schweiz veranstaltet dieses Jahr eine etwas abgeänderte Version des Vorentscheids. Die Quotenregelung nach Region wurde gekippt und nun kamen die 6 stärksten Beiträge in einen nationalen Vorentscheid. Diese 6 weiblichen Teilnehmer präsentieren die Songs:

"Exodus" von Shana Pearson
"The Fire in the Sky" von Nadya
"Two Faces" von Michèle
"Gold" von Freschta
"Cet air là" von Ginta Biku
"Apollo" von Timebelle

Kleine Anmerkung am Rande: Ich stehe gerade noch unter dem Einfluss des Melodifestivalens und könnte daher noch kritischer sein als sonst.

Den Post eröffnen wird also Shana.

Mit 31 Jahren möchte sie den jungen Hüpfern zeigen, wie es geht. In Gegensatz zu vielen, vielen anderen Teilnehmern an nationalen Vorentscheiden, kam sie in ihrer Karriere bislang ohne Castingshows aus (oder nur so erfolglos, dass niemand davon weiß). Bei Shana kann man durch aus von Karriere sprechen, da sie schon einige Male ihren Namen in den Charts verewigen durfte, auch in Frankreich. Beim ESC würde die Dame mit amerikanischen Vorfahren gerne mit Exodus antreten. Geschrieben wurde er von einem schwedischen Team, welches eher unbekannt ist. Ein Komponist hatte die Hände 2014 beim Melo im Spiel, ein anderer ist mit 16 Millionen verkauften Platten in Asien recht erfolgreich.

Nun ja, zumindest kann sie Englisch ohne Akzent sprechen, das wars aber mit den guten Nachrichten. Der Song ist Eurodance-trash pur und ist leider im letzten Jahrtausend hängen geblieben. Solche Songs kennt man normalerweiße nur aus Moldau oder Weißrussland. Da hilft es auch nicht besonders, dass ihr Kleid wie das der moldauischen Siegerin 2016 aussieht. Das dieser Song in den Top6 der eingereichten Songs ist zeigt, wie schwach die aktuelle Konkurrenz bei den Eidgenossen ist.

Das schlimmste kommt aber noch: ich schätze es nicht als chancenlos ein. Beim verlinkten Video sind die stimmlichen Schwächen eklatant, was aber insbesondere an dem Backgroundherr liegt. Ihre Stimme ist weder sicher noch toll, aber solide. Sollte sie also stimmlich eine solide  Leistung bringen, dann muss sie nur noch mit einer tollen Show vom Lied ablenken. Viele Tänzer und sowas wie Måns, also etwas, wo man wegen der Show anruft, nicht wegen des Liedes. Die Chancen darauf sind aber sehr gering und somit wird uns dieses Lied wohl erspart bleiben.

Nun kümmern wir uns um Nadya.

Diese ist 23 und ein Castingsternchen, wer hätts gedacht! Sie absolvierte eine klassische Gesangsausbilung und nahm daraurhin beim Schweizer Supertalent teil. Dort konnte sie das Finale erreichen und ist nun bereit für den nächsten Karriereschritt. Dazu sollte man noch erwähnen, dass sie nicht die typischen Maße für eine Popsängerin hat und auch glücklich damit zu sein scheint. Der Komponist ist Schweizer und ein Spezialist für wehmütige Volkslieder. Auch sein Weg begann bei einer Castingshow und seit her arbeitet er mit einem Chor zusammen, mit welchem er eher dunklere Themen verarbeitet wie z.B. den Tod seines Vaters.

The Fire In The Sky ist ebenso eine sehr dunkle Komposition. Im Text geht es um eine brennende Welt, dem Teufel und die Auswegslosigkeit. Nadyas Stimme ist wohl die beste im gesamten Vorentscheid, da sammelt sie Pluspunkte. Die Komposition hinterlässt Rätsel bei mir. Während die Verse sehr dunkel klingen und der Prechorus sensationell gelungen ist, wirkt der Refrain hymnisch, fast schon euphorisch, nur melodisch nicht textlich. Und durch diese stimmliche Verirrung hat der Song 0 Wirkung auf mich. Dazu kommt noch, dass Nadya nicht die ausdrucksstärkste Sängerin dieser Welt ist und ihre Kostümwahl mehr als unglücklich war. Aber das sind Dinge, an denen sie arbeiten konnte.

Das Staging an sich würde ich so lassen, eventuell ein Pyroregen wegen fire in the sky, aber nochmal: der Refrain ist mir zu hell, zu euphorisch. Christina Scarlat aus Moldau 2014 mag zwar Letzte geworden sein, aber ihr habe ich diese dunkle Aura abgenommen. Und auch Nadya kann mit einigen wenigen Effekten so etwas zaubern. Ein paar offensive Handbewegungen mit finsterer Miene in die Kamera. Dazu ein Kleid, dass keine schwarzen Blumenmuster beinhaltet. Etwas gewagtes, angst einflößend, Mädl du singst vom Untergang der Welt!

Weiter gehts mit der bipolaren Michèle.

Die Schweizerin ist zwar erst 16 hat aber im Ausland schon eine Castingshow gewonnen - nämlich die erste Staffel von the voice kids 2013. Seither gab es allerdings keine Neuigkeiten von ihr und so wurde klar, dass sie einen neuen Weg einschlagen muss, eine neue Castingshow. Michèle ist die erste hier, die ihren Song Co-getextet hat. Die anderen drei Komponisten sind alles Deutsche, hat hier ja gute Erfahrungen gesammelt. Einer davon hat mir aber die Nackenhaare aufstehen lassen. Der Hofproduzent von Hitmaschine und Stilikone Michael Wendler. Außerdem der Produzent von Pietro  und Sara "Engels" Lombardi und ein paar Hits von Mickie Krause. Außerdem Schauspieler bei Berlin Tag&Nacht. Was?

Im Text geht es um ihren Charakter, der von nett und süß (sugar) bis nach wütend und sauer (salt) reichen könne. Ein paar andere Beispiele wie hell und dunkel werden auch genannt. Der Song ist in den Strophen sehr Sia, wenig Instrumente, Fokus auf die Stimme. Danach geht es etwas R&B weiter, bis zum Michael Jackson Schrei und dem Chorus. Dieser kann der aufgebauten Spannung nicht gerecht werden, da er nur aus fallenden oh oh's besteht, wenn das mal keine Warnung ist!

Der Song lebt von der Interpretin und das sollte ihr heute auch bewusst sein. Nur mit ordentlich Temperament und großen Gesten kann sie in den Köpfen bleiben. Insbesondere im Chorus sollte etwas passieren, da die oh oh Stellen gesanglich keine Hürden sind, dem Fluss des Songs aber zum stocken bringt. Mit diesem Upbeat-Beitrag wird sie auf jeden Fall einen Pluspunkt haben. Aber auch sie sollte ihre Kleiderwahl zumindest noch bedenken. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob eine Blumenbluse die richtige Wahl für einen solch frechen Song ist.

Halbzeit mit Freschta.

Die Schweizer mögen zwar DJ BoBo und können daher als verrückt bezeichnet werden, aber Freschta ist kein typisch schwizer Vorname. Freschta ist eine 20-jährige afghanische Schönheit, die fast ihr ganzes Leben in der Schweiz verbracht hat. Auf Afghanisch hat ihr Name eine tolle Bedeutung: Ängli oder auf Hochdeutsch Engel. Bekannt wurde sie 2014 durch die Teilnahme an the voice, wo sie das Halbfinale erreichen konnte. Darauf schickte sie 2 Songs zum SRF für den ESC, wurde aber bei beiden Versuchen nicht berücksichtigt. Dieses Jahr kam eine Songwriterin auf sie zu und sie schufen zusammen Gold, pardon "gold". Unterstützt wurden die beiden von einem Produzenten, der schon für Cro und Sido arbeitete.

Freschtas Gold ist in Moll geschrieben, ea handelt sich also um ein ziemlich dunkles. Im Text gehe es um Liebeskummer, etwas mit dem sich jeder identifizieren kann. Der Song ist eine klassische Ballade, mit ganz stark zurückgenommener Instrumentation. Dadurch liegt der Fokus voll auf ihrer Stimme und es entscheidet sich recht schnell, ob sie einen berührt oder nicht. Falls sie Erfolg hat, bricht der Hörer jegliche Kommunikation oder Ablenkung ab und versingt in Freschtas Welt. In diesen Augenblick gewinnt sie den Vorentscheid. Aber es gibt auch die Möglichkeit, dass man sich nach 30 Sekunden mit anderen Dingen beschäftigt, da es einen langweilt. Egal wie es ausgehen wird, mich hat sie voll in ihren Bann gezogen.

Genau hier wird der entscheidente Punkt sein. Stimmlich wird sie ganz sicher auftreten, aber alle Aspekte des Stagings müssen perfekt auf ein ander abgestimmt sein, damit wir in ihrer Welt versinken. Dazu gehören Kameraeinstellungen, Schnitte, Blicke, Gesten, Beleuchtung, Kleiderwahl, etc. Letzteres hatte sie bereits angekündigt, werde sie etwas unkonventioneller einsetzen. Ansonsten muss ich Kritikern recht geben, dass es doch etwas zu monoton und eintönig ist. Aber sie hört auf ihre Kritiker, denn sie hat eine etwas neu abgemischte Version veröffentlicht. Etwas mehr Instrumentation und dadurch ein wenig mehr Bewegung. Ich bin sehr gespannt.

Weiter gehts mit Ginta Biku.

Die Sängerin die eigentlich Gintare Kubiliute heißt, wurde in Litauen geboren und wuchs jenseits des Bodensees auf. Die bald 30-jährige kann auf eine festivalreiche und castingarme Vergangenheit zurück blicken. Sowohl in der Schweiz, als auch in ihrem Geburtsland konnte sie einige Erfolge feiern. Nun wird also der ESC mit dem französischen Cet Air La angegriffen!

Der größte Kämpfer ist chancenlos mit stumpfen Waffen. Es wundert mich nicht, dass Preise für ihr Aussehen in ihrer Trivia sind, aber keine stimmlichen Belobigungen. Das ist ganz ganz schlimmer nasaler Gesang und fast so schlimm wie Eric Saade live. Der Unterschied ist, dass Eric Saade immerhin einen tollen Song zerstört, Gintagilde aber schon auf einem Trümmerhaufen steht. Sie versucht modern, gefühlvoll, französisch und Dancequeen in einem zu sein. Ihre drei Tänzer bleiben auf jeden Fall im Kopf, aber die Kleider eben auch. Starlight Express Albatrosse, die sich ihre Flügel für sie ausreißen?! Das war wohl eine fruchtfröhliche Nacht bei der Staging Planung.Ihr Outfit sieht hingegen sensationell aus.

Der Song beginnt mit tropischen Einflüssen und wirkt recht gut. Sobald allerdings die Bridge zum Chorus einsetzt und die Töne länger werden, versagt die Harmonik und das Lied völlig. Spannung und Tempo sind raus, da hilft auch der lyrisch starke La La La La Refrain nicht. Dieser wird in einem Instrumentalwirrwarr aufgelöst, was ich so noch nie gehört habe. Wenn ich ganz viele tolle Elemente in drei Minuten komprimiere, dann erlange ich einen Overkill. Wenn ich aber nur ganz schreckliche Elemente komprimiere, erreiche ich einen negativen Overkill. Mehr muss ich hierzu nicht sagen außer, dass die komplett französische Version deutlich authentischer klingt. Wenn die Komponisten immer sowas produzieren wundert es mich nicht, dass man sie nicht kennt.

Das große Finale für Favorit Timebelle.

Bereits 2015 war diese Multikultiband beim Vorentscheid dabei und galt wie heute als Favorit. Dieses Jahr haben sie aber einiges umgestellt. So wurde die Band halbiert, um der rumänischen Sängerin drei Backgroundsänger zu Verfügung zu stellen. Den Song hat man aus 2015 aus dem tiefsten Kaukasus ausgegraben, denn er wurde 2015 in der internen Bewerbungsrunde in Aserbaidschan ausselektiert. B-Ware scheint aber bei den Schweizern die neue A-Ware zu sein und so nahm sich Timebelle den schwedischen Song.

Nur mit Piano begleitet startet der Song mit der starken Sängerin im schrill gelben Kleidchen, bitte umziehen! Der Song baut sich typisch schwedisch auf und am Ende haben wir einen starken Refrain, der mich etwas zu sehr an Jessie J Nobodys perfekt erinnert. Es ist fast schon bezeichnend, dass diese zweite Wahl überall als Favorit gilt.  Wenn man dazu noch die Inszenierung etwas spannender gestalten würde, wäre der Sieg kaum zu verhindern.

In ein paar Stunden werden die Kandidaten in folgender Reihenfolge antreten:

1.) Nadya - The Fire In The Sky
2.) Ginta Biku - Cet Air Là
3.) Michèle - Two Faces
4.) Freschta - Gold
5.) Shana Pearson - Exodus
6.) Timebelle - Apollo

Somit bekommt Nadya die gute Position, die Bühne zu eröffnen, Freschta, Shana und Timebelle haben ebenfalls Glück gehabt. Ginta kann auf Rang 2 eigentlich gleich aus lassen und Michèle wird auch nicht glücklich sein.

Meine persönliche Wertung sieht so aus:

1.) Freschta - Gold
2.) Timebelle - Apollo
3.) Nadya - The Fire In The Sky

4.) Michèle - Two Faces

5.) Shana Pearson - Exodus
6.) Ginta Biku - Cet Air Là

Die Lücken sollen zusätzlich noch die Abstände zeigen. Nach Betrachtung aller Fakten und Spekulationen, die ich als alternative Fakten bezeichne, erwarte ich folgendes Endergebnis:

1.) Timebelle - Apollo 60% Siegchance
2.) Nadya - Thr Fire In The Sky 15%
3.) Michèle - Two Faces 11%
4.) Freschta - Gold 9%
5.) Ginta Biku - Cet Air Là 4% (da Französisch)
6.) Shana Pearson - Exodus 1%

Viel Spaß beim Vorentscheid und möge die Unschrecklichste gewinnen!

ERGEBNIS: Wie erwartet konnte Timebelle die Mehrzahl der Zuschauer hinter sich bringen. Mit einem Erdrutschsieg von beinahe 50%, sind sie der klare Favorit der Schweiz.

Freitag, 3. Februar 2017

Melodifestivalen Runde 1

Es geht endlich los! Der jährliche feuchte Traum der ESC-Community geht in die erste Runde 2017. Für den unwahrscheinlichen Fall, das ihr noch gar nichts mit der Mutter aller Vorentscheide zu tun hattet, noch einmal kurz die Regeln:
In insgesamt vier Viertelfinals treten jeweils 7 Interpreten gegen einander an (nächsten 4 Samstage). Die Zuschauer stimmen ab und die Platzierten teilen sich so auf:
Rang 1:    -> Finale
Rang 2:   - > Finale
Rang 3:    -> Andra Chansen
Rang 4:    -> Andra Chansen
Rang 5-7 -> fliegen raus

In der Andra Chansen Show versammeln sich somit 8 Beiträge, die jeweils im KO-System halbiert werden. Diese 4 Beiträge kommen auch ins Finale, dass somit 12 Plätze besitzt. Klingt komplizierter als es ist und im Vergleich zum deutschen Vorentscheid ist dieses Verfahren Kindergeburtstag.

Das besondere am Melo ist, dass die Songs bis zur Show nicht veröffentlicht werden, bzw. zur Hauptprobe am Donnerstag. Da erschienen nämlich 1-minütige Auszüge, anhand ich eine Prognose abgebe. Kurz zu den Teilnehmern:

Mit Boris Renè und Ace Wilder haben wir zwei letztjährige Finalteilnehmer an Bord. Ace konnte den 3. Rang erreichen, 2014 sogar wurde sie nur haarscharf als 2. geschlagen. Dinah Na war 2015 Finalteilnehmerin, hatte mit dem Ausgang der Show aber nichts zu tun. De vet du sind der diesjährige Funact, übernehmen also das Erbe von Günther oder Sami und Victor. Nano und Arijana sind frische Gesichter, während Charlotte Perrellis nur dank Botox neu aussieht. Sie gewann das Melodifestivalen 1999 und 2008 und fuhr zum ESC. 1999 holte sie sich die Trophäe, während sie bei ihrer Rückkehr 2008 fast blamabel im Semi hängen geblieben wäre.

An Hand der kurzen Songschnipsel, die hier zusammengefasst wurden, lässt sich nur schwer eine Prognose errichten, aber ich gebe mein bestes. Die genauen Positionen werden übrigens erst nach dem Finale veröffentlicht, um Wähler nicht zu beeinflussen. Die Nummer in der Klammer geben die Startpositionen an.

Rang 1: Nano - Hold On (7)
Rang 2: Ace Wilder - Wild Child (6)
Rang 3: Boris Renè - Her Kiss (1)
Rang 4: Charlotte Perreli - Mitt liv (5)
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Rang 5: Dinah Na - One more night (3)
Rang 6: De Vet Du - Road Trip (4)
Rang 7: Arijana - Amare (2)

Am Samstag wird es zur besten Sendezeit die Auflösung geben. Mal sehen, ob das stärkste Teilnehmerfeld aller Zeiten, auch das stärkste Melo aller Zeiten wird!

UPDATE:

Die Ergebnisse sind da und es sieht folgendermaßen aus:

Ace Wilder und Nano erreichen direkt das Finale.

Renè und De Vet Du dürfen in die Hoffnungsrunde

Dinah Na, Charlotte und Arijana sind raus.

Somit habe ich drei der vier Qualifikanten richtig bestimmt. Nur der Schlagerqueenbonus bei Perrelli hatte ich für zu hoch erachtet. Fanfavorit Dinah Na konnte sich somit nicht qualifizieren, was sich dennoch andeutete, da die schwedischen Youtuber von DVD eine große junge Fanbase besitzen. Die beiden Lieder, die mir persönlich am besten gefallen sind Ace und Boris, somit also zwei Qualifikanten.

Nächste Woche gibt es das Wiedersehen mit zahlreichen bekannten Gesichtern und einem ehemaligen Sieger!

Donnerstag, 2. Februar 2017

#Roadtokiew: Europäische Kurzmeldungen

Ein schneller Überblick über News der letzten Wochen aus allen Teilnehmern kompakt in einem Post.

Einige Zeitpunkte für Songveröffentlichungen wurden angekündigt. So soll Österreich mit Nathan am 28.2 seinen selbstgeschriebenen Song veröffentlichen.

O'G3NE aus den Niederlanden folgen kurz darauf Anfang März. Ob der Titel des Vaters auserwählt wurde, verrieten die drei Schwestern nicht.

Genaueres gibt es dafür aus Zypern. Der Sänger Hovig, der einen Song von der schwedischen Allzweckwaffe Thomas G:son singen wird, hat Hinweise auf den Titel des Songs gegeben. Für mich ist der Name Gravity sehr plausibel, aber gesichert ist noch nix. Sein Song wird Ende Februar der Eelt vorgestellt werden.

Aus Serbien gibt es nun auch endlich Infos. Es wurde bestätigt, dass man intern einen Künstler mit passendem Lied Anfang März vorstellen werde. Dieses System wurde bereits 2016 benutzt. Viele Namen liegen nun im Topf und die Gerüchteküche brodelt.

In Moldau gab es einige Dramen, wie jedes Jahr, indem Vorentscheidsteilnehmer munter durchgewechselt wurden. Ein Teilnehmer musste sich zurück ziehen, nachdem der Song bereits vor einigen Jahren bei einer russischen Unterhaltungsshow gespielt wurde und damit gegen EBU-Richtlinien verstößt. Ein anderer Beitrag wurde disqualifiziert, da es sich um ein Plagiat eines amerikanischen Künstlers handelte. Das alles wurde durch einen Kandidaten aufgedeckt, der es nicht schaffte, zum Semifinale eingeladen zu werden, blöder Beigeschmack. Beide Plätze wurden durch Nachnominierungen aufgefüllt. Mein Favorit für den Vorentscheid sind übrigens die hier.

In Ungarn und Litauen sind wir bereits mitten im mehrstüfigen Vorentscheid. Viele bekannte Gesichter und einige melonenzerschmetternde Dragqueens, wurden bereits gesichtet.

In Israel neigt sich die Staffel von rising star, das den Künstler für den ESC bestimmt, langsam dem Ende zu. Vor den Semi-finals sind noch 6 Teilnehmer übrig. Das Finale wird am 13.2 ausgestrahlt.

In Dänemark wird am 25.2 der nationale Vorentscheid aufgeführt. Die Kandidaten stehen fest, die Songs kann man ab dem 20.2 online hören. Unter den 10 Teilnehmern ist die letztjährige Favoritin Anja Nissen und eine Puppe, die in der letzten Staffel X-Factor UK ihr unwesen trieb.

Auf Malta beginnen langsam die Vorbereitungen für den Vorentscheid. Am 18.2 werden die vermeintlichen Favoriten auf den Plätzen 7,11, 14 und 15 starten. Insgesamt gib es 16 Teilnehmer, es wird zu 100% von den Zusehern bestimmt und hat das beste Teilnehmerfeld bisher in 2017. Reinhören lohnt sich.

Bulgarien möchte nach dem sensationellen 4. Rang in Stockholm nachlegen. Es wurden 6 Konzepte in die engere Auswahl erhoben und diese werden zur Zeit geprüft. Auf Twitter beschrieb man die Songs, alle sehr unterschiedlich und breit gefächert. Eine Entscheidung erhofft man sich bis Mitte Februar.

Tschechien kopiert praktisch Bulgarien. Auch hier sind 5 Songs in der engen Auswahl, die Mitte Februar aufgelöst werden soll. Bisher gibt es noch keine Hinweise.

Mazedonien nominiert ebenfalls intern und gab neulich bekannt, dass Jana über 100 Songs zum Entscheiden habe.

Auf Island wurden die diesjährigen Songs auf Englisch und Isländisch veröffentlicht. Die 12 Beiträge kämpfen in 2 Shows um 6 Finalplätze. In diesem ist es den Künstlern dann freigestellt, auf Englisch zu singen.

In Slowenien war es auch vergleichsweiße ruhig in den letzten Wochen. Nun aber stehen 16 Acts in zwei Halbfinals. Viele alte Bekannte sind als Komponisten oder Teilnehmer dabei. Jeweils 4 Acts qualifizieren sich für das Finale am 24.2

Deutschland gab die Namen der beiden ESC-Songs bekannt. Die von namenhaften Autoren gedichteten Werke tragen die Namen perfect live und wildfire. Zu hören gibt es die Songs in Deutschland wohl erst am Finalabend. Für alle anderen Länder, sollen die Songs kurz zuvor zu hören seien.

Griechenland gilt jetzt bereits als großer Favorit. Der Star Demy wird für Griechenland an den Start gehen. Unterstützt wird sie von den Machern von Russlands You are the only one von Sergey Lazarev. Drei Songs werden in einem Vorentscheid vorgetragen werden, in welchem sich die Griechen für einen entscheiden werden.

Zu guter letzt ein Blick nach Schweden. Der größte, wichtigste und hochwertigste Vorentscheid startet am Wochenende mit Runde 1. Und bereits diese hat es in sich. Rückkehrer Boris Rene und Dinah Na, mit Fan-Liebling Ace Wilder und dem größten Namen Charlotte Perrelli, Siegerin 1999, kämpfen um 2 Finalplätze. Dazu kommen noch vier neue Teilnehmer. Semi 1 ist ein wahres Blutbad. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Teilnehmerin Loreen sich als bisexuell geoutet hat.