"Scheitern ist ein Umweg, keine Sackgasse"
Zig Ziglar
Dieses schöne Zitat vm US-Amerikaner Zig Ziglar, lässt sich gut auf die diesjährige bulgarische Interpretin beziehen oder auf die bulgarische Vergangenheit beim ESC generell. Die doppelte Rückkehr aus Bulgarien zum ESC erfreut die Fans im ganzen ESC-Universum, nur bleibt die Frage, ob sich diese Freude auch im Mai bezahlbar macht.
Bulgarien nimmt erst seit 2005 beim ESC teil und gehört damit auch eher zu den Spätstartern. Das Land kann sich aber damit rühmen, eines der schlechtesten im ESC-Universum zu sein, also was die Ergebnisse betrifft. Bei bisher 9 Teilnahmen gelang ihnen nur ein Mal die Qualifikation fürs Finale. Doch der Schein trügt.
Bulgariens erfolgreichste Platzierung war logischerweise die Finalqualifizierung 2007. Allerdings erhielt das Duo damals 157 Punkte, was den 5. Platz nach sich zog. Auch die anderen Beiträge waren nie im Bereich der Letzten in den Semis. So landeten sie bereits 4 Mal entweder auf der 11 oder der 12, knapp daneben ist eben auch vorbei. Somit darf man das Land allerdings nicht als ein ESC-Schlusslicht bezeichnen, sie hatten und haben eben nur viel Pech. Nachdem 2013 das Duo, welches für den 5. Platz verantwortlich war, auch als 12. scheiterte, setzte Bulgarien aus. Dazu kamen dann noch finanzielle Probleme, die bereits eine Rückkehr 2015 einen Strich durch die Rechnung machten. Nun, 2016, feiert das Land seine 10. Teilnahme und nun soll alles besser werden.
Die Bulgaren versuchten es bislang auch immer sehr demokratisch und veranstalteten nationale Vorentscheide. Durch die aktuell aber klamme finanzielle Lage, war es dieses Jahr nicht möglich und so wurde intern bestimmt. Aber wer soll die Last auf sich nehmen?
Die Lösung für viele Fans lag auf der Hand: Poli Genowa wird gebraucht! Sie ist ein Multitalent, erfahren und dazu hat sie noch tolle Songschreiber. Diese Gebete wurden offenbar erhört, denn im Dezember wurde bekannt gegeben, dass sie Bulgarien vertreten werde.
Auch beim ESC ist Poli keine Unbekannte. Die 1987 in Sofia geborene Bulgarin ist sozusagen die Helene Fischer des Landes. In nahezu jeder bedeutenden Show hinterlässt sie ihre Fußabdrücke. So war sie schon Juror bei The voice, nahm bei Sing wie dein Star und Let´s Dance teil, spielt in mehreren Musicals und synchronisiert für Disney. Außerdem ist sie noch UNICEF-Botschafterin. Ein wahres Multitalent.
Es begann aber alles damit, dass sie in einer Kindergruppe erste Erfahrung beim Fernsehen sammeln konnte. Darauf folgte ein Studium der Klarinette und des Films. Nach gescheiterten Anläufen bei den Vorentscheiden zum ESC 2005 und 2006, sie war 16 bzw. 17, schaffte sie es 2011 den Vorentscheid zu gewinnen. Somit durfte sie in Düsseldorf auftreten und wurde schnell zu einer Art Fanfavorit. Ihr rockiger Song mit Klaviereinflüssen in Landessprache, war äußerst beliebt und auch eine neue Hoffnung für das so gebeutelte Bulgarien. Dann kam im Halbfinale der Schock: Platz 12. Nur 6 Punkte von der Qualifikation entfernt. Europa war geschockt.
Poli´s Karriere nahm erst nach diesem vermeintlichen Misserfolg Fahrt auf und sie war in Bulgarien praktisch omnipräsent. Als dann auch noch 2015 Italien die Ausrichtung des JESC´s verweigerte, durfte Bulgarien als Zweitplatzierter diesen ausrichten. Die Moderatorin war, wer auch sonst, Poli Genowa.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt wollten die ESC-Fans ihre Poli zurück und scheinbar ist diese Reaktion dem bulgarischen Broadcaster nicht entgangen. So kommt Poli also zurück, stärker wie je zuvor.
Hier ist der bulgarische Beitrag zum ESC 2016 von Poli Genowa If love was a crime:
Poli schrieb auch an #ILWAC mit und auch ihr Songwriterteam blieb im großen und ganzen unverändert zu 2011. Sowohl der Österreicher Sebastian Arman, der auch Heroes von Conchita (Österreich 2014) schrieb, als auch Boris Milanow aus Bulgarien, unterstützten sie bei der Produktion des Songs. Zum Team stieß dann auch noch der äußerst erfolgreiche Produzent Joacim Persson, der unter anderem schon für Kelly Clarkson und Aura Dione arbeitete.
Das Lied ist ein schneller Partysong, der bis auf eine Zeile ausschließlich in Englisch dargeboten wird. Der Vers ist dabei relativ schlicht gehalten, obwohl relativ schnell die Spannung steigt. Der Prechorus wirkt wesentlich stärker als der Refrain selber, der auf Bulgarisch ist. Der zweite Vers besitzt keine Steigerung und auch keine neuen Instrumente. Der zweite Refrain wirkt etwas krafvoller, aber eine richtige Steigerung gibt es bisher nicht. Darauf folgt ein kurzes Instrumentalsolo, bei dem eine Flöte in Vordergrund tritt und dadurch etwas osteuropäisches Feeling aufkommt. Die Bridge ist an sich nur eine Steigerung zum letzten Refrain, dass noch mit einem Saxophon verstärkt wird.
Im Text geht es um eine verbotene Liebe zwischen zwei sich liebenden Menschen. Dabei haben Freunde oder die Familie Zweifel an der Beziehung und versuchen diese zu verhindern. Aber die beiden sind ein so gutes Team, dass es sie nicht interessiert, was die anderen sagen. Besonders auffällig dabei ist, dass eine hohe Stimme zu Beginn des Liedes " ich glaube nicht in Liebe" sagt. Dabei könnten eben diese Stimmen des Umkreises gemeint sein.
Warum der Song unter den Fans so gehyped wird hat natürlich den Grund, dass es für viele schon als Hymne für die LGBT-Community gilt. Dabei hat Poli das nie verlauten lassen, sogar eher verneint. Aber die Tatsache, dass Liebe eben in einigen Regionen tatsächlich ein Verbrechen ist, bekräftigt wiederum die Community in ihrer Deutung. Also entweder klasse PR-Arbeit oder reiner Zufall, ich tippe auf die PR.
Für die Präsentation wünsche ich mir eine hellere Visualisierung als im Video. Das wirkt zu teilen doch sehr düster und etwas schnell produziert. Auf der Bühne erwarte ich außerdem Tänzer, Poli selbst kann dem Publikum auch ordentlich einheizen. 3 Minuten Party müssen das ausgesprochene Ziel sein, das wäre super!
Die Chancen für Bulgarien stehen ausgezeichnet. Fürs Gewinnen ist das Lied wohl doch etwas zu gewöhnlich und zu viele andere, fischen in diesen Gewässern. Aber die Qualifikation sollte im schwächeren Semifinale dann doch fast schon sicher sein. Somit dauerte der Umweg zwar 5 Jahre, aber die Gaststätte ist in Sichtweite.
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