Wie dem auch sei, Australien nimmt erneut teil und daran kann für 2016 niemand mehr etwas ändern. Das könnte allerdings durchaus die letzte Teilnahme sein, da die EBU die Rechte für einen ostasiatischen ESC an SBS, der australische Rundfunkkanal, verkauft oder vergeben hat. Damit gibt es höchstwahrscheinlich den ersten ostasiatischen EASC(?) 2017. Je nach dem, ob dieser Erfolg bringt, was ich nicht erwarte, baut sich Australien sein eigenes ESC-Universum auf. Sollte dieser Versuch scheitern, werden sie wieder beim ESC auftreten, das ist sicher.
Die Geschichte beim ESC beginnt nicht erst 2015, sondern schon 1974. Seit diesem Jahr überträgt Australien den ESC live zu Frühstückszeiten. Über die Jahre baute sich eine große Fangruppe auf, die den ESC immer mit Spannung verfolgten und damit die Einschaltquoten in die Höhe trieben. Das kam dann soweit, dass SBS schon Mitte der 2010-er um Erlaubnis bat antreten zu dürfen, da das Mitfiebern ohne eigenen Act doch etwas gelitten hat. Zunächst quittierte man die Pläne, doch über die Jahre wurde Australien öfters genannt, so zum Beispiel 2011, bei der Anmoderation von Anke Engelke. Nun erkannte aber auch die EBU, dass der australische Markt noch viel Platz zur Expansion bot. So trat Australien 2014 als Interval-Act in Kopenhagen auf und nun hatten die Australier Blut geleckt. Die Mauern der EBU konnten diesem nicht mehr Stand halten und so wurde beschlossen, dass Australien mit Sonderrechten teilnehmen durfte.
Diese Sonderrechte bestanden darin, dass Australien im Finale gesetzt war und Stimmrecht in bedien Semifinals besaß, da muss SBS mit Geld nachgeholfen haben. Für 2016 haben sich die Regeln etwas geändert. Nun muss man ebenfalls im Semifinale antreten und ist nur noch in ihrem Semifinale und natürlich im Finale stimmberechtigt.
Australien wollte bei seiner Premiere 2015 kein Risiko eingehen und so wurde Guy Sebastian intern mit Lied bestimmt, dass mit dem 5. Platz und fast 200 Punkten belohnt wurde. Für 2016 dachte man sich, dass man nichts an dieser Methode ändern sollte und so wurde auch 2016 intern ausgesucht.
hier der Beitrag aus Australien für den ESC 2016 von Dami Im Sound of silence:
Die 27-jährige zog erst mit 9 Jahren nach Australien. Geboren wurde sie in Südkorea, was nur marginal an ihrem Gesicht zu erkennen ist. Klischeehafter Weise spielt sie Klavier und lernte durch englische Popsongs die Sprache ihrer neuen Heimat. Wie so oft heutzutage erreichte sie durch die Castingshow The X Factor große Bekanntheit. Im Gegensatz zu vielen anderen Teilnehmern nahm sie allerdings nicht nur teil, sondern gewann das Format auch 2013.Danach wurde es etwas ruhiger um sie, bis eben zu jenem Datum 2016, als SBS bekannt gab, dass sie Australien vertreten würde. Die Hoffnung auf Sia wurde dadurch natürlich zerstört.
Das Lied beginnt mit einem tiefen Beat im Herzrhythmus, wunderschrecklich klischeehaft. Sie beginnt nur mit diesem Beat und den Streichern den ersten Vers, das alles sehr ruhig. Im Prechorus steigert sich das Lied immer mehr und im Refrain haben wir eine klassische Midtempo-Ballade. Ein typisches Lied, ohne besondere Eigenschaften, genau der aktuell erfolgreiche Nerv. Eine wirkliche Steigerung bleibt bis auf einen Schrei im letzten Refrain weitestgehend aus.
Ein solider Beitrag, der sehr gut produziert ist. Man muss aber knallhart sagen, dass man sich deutlich mehr von Australien erwartet hat, als diesen Track. Dami´s Song kommt nicht aus sich heraus, hat keine wirklich einprägsame Hook und lyrisch gesehen, ist es auch an manchen Stellen grenzwertig (Trying to feel your love through face time).
Natürlich ist das kein schlechter Beitrag, die Messlatte ist aber wegen 2015 und der Tatsache, dass es hier um Australien geht, unfassbar hoch gelegt. Man muss aber genau so klar sagen, dass Dami und ihr Team die Erwartungen bei Weitem nicht erfüllt haben. Das einzige, was wirklich die Erwartungen erreicht hat, ist das Video, welches wirklich gut anzusehen ist.
In Stockholm würde ich einige Elemente aus dem Video übernehmen. Vor allem die kalte Belichtung und die farblose Kleiderwahl finde ich persönlich sehr passend zum Songtitel. Auch die Nebeleffekte und der Tänzer könnten Hinweise auf Stockholm bieten. Bei ihrem Lied darf nur nicht zu viel auf der Bühne geschehen, um zu vermeiden, dass der Eindruck entsteht, dass man vom Lied ablenken möchte. Aber genau das muss die Performance schaffen, um eine gute Platzierung zu erreichen und hier liegt eben der schmale Grad. Dezentes Kleid, Nebel und einen Tänzer, mehr sollte nicht auf der Bühne geschehen.
Australien wird sich für das Finale qualifizieren. Sie sind im schwächeren Semifinale und verdammt nochmal es ist Australien, wer liebt es nicht? Der Erfolg von Guy Sebastian ist jedoch in weite Ferne gerückt, dass Lied ist dafür einfach zu schwach. Ein Platz in den Top-15 sollte aber mit einer soliden Show IM Rahmen des Möglichen sein.
Kleiner Nachtrag: In einem kleinen Vorgeschmack auf die Postkarten, die vor jedem Beitrag gezeigt werden, um die Umbaupausen zu überbrücken, posiert sie mit einem Koala. Also wenn es musikalisch nicht reicht, wird in Australien keine nackte Haut gezeigt (*hust Weißrussland *hust), sondern auf süße Koalas gesetzt.
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