Lisboa 2018

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Donnerstag, 10. März 2016

Balkan Pop frisch aus Bosnischer Einzelfertigung

Dieses Jahr scheint im doppelten Sinne  das Jahr der Rückkehrer zu werden und Bosnien leistet einen großen Beitrag dazu. Wir dürfen nämlich die ganze Familie Balkan beim 2016-er Jahrgang begrüßen, denn Bulgarien, Kroatien und Bosnien und Herzegowina kehren nach mehrjähriger Abstinenz wieder zurück und machen Osteuropa wieder komplett, bis auf die Slowakei und die Türkei. 

Aber auch auf anderer Ebene gibt es eine Rückkehr, denn es gibt so viele ESC-Rückkehrer wie noch nie zuvor! Im Moment stehen für Bulgarien, Island, Litauen , Malta, Mazedonien, Montenegro und eben Bosnien ESC-Rückkehrer auf dem Teilnahmezettel. 

Bosnien nahm das erste Mal 1993 teil und wird 2016 zum 19. Mal antreten. In den Jahren 2013-2015 gönnte sich die finanziell stark angeschlagene Rundfunkanstalt einen Pause und kann dieses Jahr auf Grund von Sponsorenhilfe wieder am ESC teilnehmen. Der bisher größte Erfolg gelang Bosnien im Jahre 2006 mit der Gruppe Hari Mata Hari und dem Lied Lejla, welches mit dem dritten Platz das Podest erreichte. Übrigens ist Bosnien eines der wenigen Länder, die das 2004 eingeführte Semifinale, immer überstanden haben. 

Der diesjährige Beitrag Bosnien und Herzegowinas heißt Ljubav je und wird performt von Dalal, Deen, Ana Rucner und Jala





Zunächst ein paar Sätze zu den Künstlern, damit man die 4 Namen auseinander halten kann. Die Cellistin nennt sich Ana Rucner, ist am ESC-Abend 33 und kommt aus Kroatien und hat nach einer flotten Internetrecherche nix am Hut mit Bosnien. Sie hat Cello studiert und mit exzellent an der Universität Zagreb bestanden und tourt nun durch ganz Europa. Fun Fact: Auf ihrer Website wird jedes Land durch das sie tourt namentlich erwähnt, Bosnien wird nicht erwähnt...

Dann haben wir den Rapper der mich von der Stimmfarbe leider an Sido erinntert, nämlich Jala. Vielleicht macht der 29-jährige einen auf Rapper, weil sein Vorname Jasmin ist, you never know. Er kommt aus Sarajevo und hat keinerlei größerer Erfolge....und keine Homepage.

Kommen wir zur Frau mit den nicht vollständig geöffneten Lidern. Dalal Midhat-Talakić, warum hat die Frau eigentlich keinen Künstlernamen? Die 34-jährige stammt ebenfalls aus Sarajevo und kann schon Erfolge im alten Jahrtausend nachweißen, außerdem heimische Top-10 Chartplatzierungen. 

Der letzte in der Reihe und der wohl bekannteste ist Deen. Der im Video etwas seltsam und schmierig wirkende Sänger, hat frisch seine Glatze poliert und schon einmal beim ESC geglänzt. 2004 trat er damals für Bosnien an, aber eher mit einem unseriösen Beitrag, dass am Ende mit dem 9. Platz belohnt wurde.




Aber nun zum Lied ljubav je. Eine Balkan-Ballade wie sie im Buche steht und überraschenderweise die einzige dieses Jahr. Wie es sich für eine gute BB (Balkan-Ballade) gehört, beginnt ein 30-sekündiges Streicherintro, ehe das Duett in Erscheinung tritt. Beim erwarteten zweiten Refrain überrascht dann ein Rapper die ruhige Stimmung. 

Jeder der Balkanpop bisher gehasst hat, wird ihn nach dem Lied immer noch hassen, jeder der ihn liebt, wird Bosnien lieben. Ich gehöre zur zweiten Kategorie. Der Refrain ist trotz Landessprache extrem eingängig und schön. Nur der Rapteil könnte beim ESC unpassend wirken, vor allem wenn es einer dieser Rapper ist, der beim Auftritt nur rumgrölt. Also hier hat Bosnien zum konventionellen eine eigene Note ergänzt und diese kommt besser an als erwartet.

Bühne wird wahrscheinlich typisch für solche Lieder sein: Streicher auf der Bühne, dezente Kleidung und die Background-Sänger sind zeitgleich die Streicher. Der Rapper wird erst ab seinem Part sichtbar sein und danach auf der Bühne verweilen. Das alles wird dann durch schöne Landschaftsbilder unterfüttert. Ich könnte eigentlich drauf wetten. Vorauf man allerdings acht geben sollte ist, wie sich Deen der Kamera gegenüber verhält. Im Video wirkt das stellenweise vom Gesichtsausdruck wie der Mann, der kleinen Kindern seine Hasen zeigen will. Dalal ist ein Vollprofi und weiß ganz genau, welche Bewegungen sie machen muss.

Ein wirklich guter Act aus Bosnien. Wir müssen uns gar nicht um die Qualichancen unterhalten, das hier ist im Finale. In diesem ist im schlechtesten Fall ein 15. Platz drin, da die Balkanstaaten da ordentlich Punkte lassen werden. Wenn nun noch Westeuropa Punkte schickt, kann das ganz schnell in die Top-5. Ein Sieg ist für mich eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich bei klasse Staging.

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