Lisboa 2018

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Mittwoch, 2. März 2016

Finnland findet Funk!

In den USA war gestern Super Tuesday, es werden bei Republikanern und Demokraten in 12 bzw. 11 Bundestaaten gewählt. Wir vom ESC können darüber nur lachen, denn wir hatten am vergangenen Samstag den Super Saturday! Neben Moldawien, Ungarn, Norwegen und Slowenien, entschied auch Finnland über seinen Act 2016.

Finnland ist oft für die Platzierungen von den großen skandinavischen Brüdern fertig gemacht worden. Finnland hat im Vergleich zu den anderen skandinavischen Ländern eine schreckliche ESC-Bilanz. Im Vergleich zu allen eine durchaus Durchwachsene. Bei den letzten 10 Teilnahmen kamen sie nur 3 Mal nicht ins Finale, konnten aber bis auf den Sieg 2006 keine einzige Top-10 Platzierung mehr vorweisen. 

Finnlands erster und bislang einziger ESC-Sieg 2006

Zum 10-jährigen Jubiläum des Sieges, haben sie sich was ganz besonderes einfallen lassen: Nämlich das selbe Vorentscheidskonzept wie die letzten Jahre, das Uuden Musiikin Kilpailiu (UMK). Also ein 50/50 Mix aus Jury- und Televoting, der wie im neuen ESC-System vorgetragen wird. Letztes Jahr gewann die Behinderten-Band Pertti Kurikan Nimipäivät den Vorentscheid, die trotz Mitleidsbonus auf dem Letzten Platz im Semifinale landete, zurecht! Mal sehen, was der Wettbewerb dieses Jahr für Perlen zeigt, den schlimmer als letztes Jahr kann es ja nicht werden! Und ich behielt recht...

Das Feld war wirklich gut und vor allem ausgeglichen besetzt. Bei den 9 auftretenden Acts, waren 3 unbrauchbar und 3 richtig gut, der Rest füllte sich für meine Ohren im Mittelfeld an. Meine große Sorge allerdings, dass Finnland nach dem Totalausfall nur auf Mainstreampop konzentrierte, wurde zum Glück nicht bestätigt. Natürlich waren dieses Jahr keine für Finnland typischen Musikausflüge, die sich hier oft durchsetzen, dabei. Beispiele? 2006 Lordi, 2010 das wunderschöne Akkordionstück Työlki ellää = man kann auch durch Arbeit leben oder der Rap mit brennenden Ölfässern 2009.

Wir befinden uns im Jahr 1 nach dem Totalausfall, das wäre selbst für die finnische Seele zu viel gewesen. Aber das Feld war wirklich musikalisch vielfältig. Von einem Discohit einer 55-jährigen, bis zu einem wunderschönen R&B angehauchten Popsong von der finnischen Namika.

Ich hatte im Vorfeld 3 Favoriten, von denen musste einer dieser 3 doch gewinnen! 

Lied Nummer 1 war No fear von Saara Aalta. Was wie eine typische Ballade in extrem hoher Lage beginnt, entwickelt sich langsam zu einem schön modernen, von indischen Klängen beeinflussten, Popnummer. Es war mehrheitstauglich, hatte aber trotzdem mit diesen Klängen ein Alleinstellungsmerkmal. Mit der richtigen Show wäre sie super in Stockholm angekommen.



Nummer 2 war ein Duett von Annica Milán & Kimmo Blom Good Enough. Eine Schlagerballade par exellence. Kitschig aber wunderschön. Das Video passt nicht wirklich zu dieser Musikart, aber das sah man ja im Vorentscheid nicht. Stimmen harmonierten super und es wäre eine sichere Bank fürs Finale gewesen, aber auch nicht gut genug für ganz vorne. Außerdem hätte man sich bei den beiden ein einfaches Staging leisten können. 


Das dritte Lied war Sandhjas Sing it away. Die Stimme erinnert mich sehr an Alicia Keys, das Genre aber nicht, denn es war Funk. Schöner Up-Beat-Beitrag, den sie sehr überzeugend vortrug. 

Aber dann kam schon das Juryvoting. Die 10 Juroren bewerteten, sodass dieser Zwischenstand entstand:


Also war die Funk-Frau vorne, Bollywood auf 3 und das Gangster Duo auf der 6. Aber dann begann das Drama, denn Sandhja landete im Televoting nur auf der 3, Saara hingegen auf der 1. Und wer hat jetzt gewonnen? Die Antwort ist




SANDHJA! Mit einem minimalen Vorsprung von 6 Pünktchen konnte sie sich gegen die rechts Eingeblendete durchsetzten. Sinnhaftigkeit des Juryvotings lasse ich mal unkommentiert...

Nun also schon der zweite Funksong neben Belgien in diesem Jahr, wird das der 2016ner Trend? Nach dem Common Linnets-Erfolg 2014 hatten wir ja auch 6 Duette im Jahr 2015. Guy Sebastian wurde 5. für Australien mit Funk, mal sehen wer sich noch so dazugesellt.

Der finnische Beitrag ist allerdings deutlich stärker als der belgische und das nicht, weil das Arrangement besser ist, sondern weil Sandhja eine deutlich bessere Ausstrahlung und kraftvollere Stimme besitzt als Laura. Diese muss sich zumindest was das Semifinale angeht keine Sorgen machen, Finnland ist im anderen. Aber im möglichen Finale würde Sandhja dafür sorgen, dass Belgien kaum Stimmen erhält.

An der Bühnenshow MUSS gefeilt werden, da es sehr unkoordiniert aussah. Auch der wechselnde Bildausschnitt hat mich eher verärgert als beeindruckt (Seht mich an! Ich kann schwarze Balken bewegen!)  Big Band im Hintergrund und eine gut durchinszenierte spontanwirkende Bühnenshow, das ist ein Schlüssel.

Finnland wird aller Voraussicht nach (KEIN Ausdruckstanz) auch dank schwedischer und isländischer Hilfe, das Finale erreichen, dort aber im hinteren Feld landen. Es sei denn, sie kommt beim ESC genauso gut bei der Jury an, wie in Finnland.





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