Lisboa 2018

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Freitag, 11. März 2016

Ruslana + Bon Jovi = Rumänien 2016?

Rumänien nahm erstmals 1993 beim Osteuropäischen ESC-Vorentscheid teil, konnte sich damals allerdings nicht qualifizieren. Generell waren die ersten Jahre Rumäniens nicht vom Erfolg gekrönt: Hintere Plätze führten zu keiner Startberechtigung im nächsten Jahr, dies führe zu einem allgemeinen Desinteresse, das für schlechte Platzierungen und schließlich auch zum Verzicht auf Teilnahmen. 

Der Wendepunkt kam im Jahre 2002 mit einem 9. Platz und seit her schrammten sie mehrmals nur knapp am Sieg vorbei z.B. 2005 und 2010 mit dem 3.Platz. Auch Rumänien gehört zu den 100% Ländern. Also die Länder, die seit Einführung des Semifinales 2004, das Finale immer erreicht haben, auch wenn es 2009 sehr knapp war (Letzter Qualiplatz). 

Rumänien gab bisher bei allen Teilnahmen die Entscheidungsgewalt, wer für das Land antreten soll, an seine Bürger weiter, na ja, mehr oder weniger. Der Modus des Vorentscheids hat sich dabei mehrmals geändert und war keine Konstante. Dieses Jahr wurde wieder einmal ein Semifinale veranstaltet, aus dem 6 Teilnehmer ins Finale kamen. 5 davon durch eine Jury bestimmt, ein Kandidat vom Publikum. Jetzt wirkt das ganze nicht mehr so demokratisch. Im Finale allerdings bestimmen zu 100% die Zuschauer, wer für Rumänien an den Start gehen soll. Aber die Selecția Națională ist teuer, 1€ pro Anruf. Das erklärt auch, warum der spätere Gewinner nur 6.585 Anrufe bekam, aber damit knapp 2000 mehr als der Zweitplatzierung.

Die Bühne wirkte durch die zahlreichen LED-Schirme sehr modern. Es gab sogar einzelne LED-Strahlen von der Bühne ab, das könnte eine Idee für den nächsten ESC. Vielleicht eine Bühne im Sonnenlook? Es gab aber sehr viele technische Pannen mit den Screens und außerdem war die Kameraführung immer eine Wundertüte. Die Jury saß in knallig roten Stühlen, die wahrscheinlich aus The Voice gestohlen waren und im Bild links unten angedeutet sind.



Das Moderatorenpaar sah sehr gewöhnungsbedürftig. Der Mann im normalen Outfit, klar beim ESC bloß nicht auffallen. Die Dame hat 8294 kleine tote Katzenbabys um die Füße gewickelt. Wird das nicht verdammt heiß beim Scheinwerferlicht?



Das Feld war ausgeglichen und durchschnittlich. Nichts aufregendes, bahnbrechendes, aber eben auch kein Totalausfall. Ein Act konnte sich etwas von dieser langweiligen Masse absetzen und siehe da, er gewann.

2016 wird Ovidiu Anton für Rumänien mit dem Song Moment of silence beim ESC antreten.



Zunächst zu Ovi. Er ist 33 Jahre alt, kommt aus Bukarest, studierte Gitarre und Klavier und hat seinen Beitrag selber geschrieben! Er kann als rumänischer Ralph Siegel gesehen werden, da er nun im fünften Anlauf endlich den rumänischen Vorentscheid gewinnen konnte.

Das Lied ist natürlich in der Dimension eines Meat Loaf anzusiedeln. Diese Art von Rock versucht den Rock auf frühere Epochen zu übertragen. Bevorzugt ist hierbei natürlich das Mittelalter, wie auch bei Ovi. Das Lied steigert sich toll von der schönen Klaviereinleitung mit Streicherunterstützung in einen für dieses Genre typischen Refrain. Der Vorteil an dieser Musikrichtung liegt eindeutig im packenden Refrain, der bei anderen Rocksongs nur sehr schwer erreichbar ist.

Ovi´s Stimme ist perfekt auf dieses Lied zugeschustert, eher anders herum. Der Text ist wirklich fast akzentfrei und wir sind hier in Rumänien. Stimmlich gelangt er beim Wort silence an seine Grenzen und leider darüber hinaus. Aber ansonsten Top Leistung.

Das größte Problem im Moment liegt nicht am Song sondern an der Präsentation. Ein solch hymnisches Lied bedarf einer aufwändigen Bühnenshow um dieses ganze Gefühl gut herüber zu bringen. Ob sich die angeschlagene rumänische Rundfunkanstalt das allerdings leisten kann, steht in den Sternen.

Mein Konzept: Zu Beginn ist die Bühne in blau gehüllt und nur ein Spott zeigt auf Ovi. Auf dem LED-Screen ist eine kleine Flamme zu sehen. Diese wird immer größer und zu Beginn des Refrains werden die Flammen dann auf der Bühne abgefeuert und es entwickelt sich eine Höllenszene. Danach vielleicht Tänzer mit roten Kontaktlinsen in Nahaufnahme zeigen und eine gute Choreo für Ovi entwickeln.

Das Fazit kann nur positiv ausfallen. Das Lied ist super und einprägsam, Ovi kann singen und das Genre wird von keinem Konkurrenten besetzt. Finale ist sicher, aber für die rechte Seite der Tabelle (1-13) sehe ich eher schwarz. Aber sollte Ovi wirklich eine zündende Idee haben, kann das auch in die Top-10. Ein Sieg ist allerdings nicht drin.


Hier noch der Moment seines Sieges:


UPDATE 15.03.16: Das offizielle Video ist nun online. Wobei man wirklich hoffen muss, dass das nicht das endgültige Video sein wird. Schwach, billig, simpel. Das hat man in einem Durchlauf geschossen. Außerdem sieht er wirklich dick in dem Hemd aus, auch nicht vorteilhaft. Eine Änderung am Song ist nicht hörbar.

UPDATE 15.03.16: Das Video ist wieder offline. Da gab es wohl doch noch die späte Einsicht, dass das Video absolut schrecklich war. Aber Einstellung nur auf Privat geändert, also kann es zu einem späteren Zeitpunkt erneut veröffentlicht werden. Zur Überbrückungszeit wird uns nun die Studioversion mit den Live-Bildern angeboten. Na gut, hier stimmt wenigstens der lange Ton im Refrain besser. Dieser soll dissonant klingen, aber nicht schrecklich. 



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