Anscheinend haben die beiden russischen Rundfunkanstalten kapiert, dass solche Lieder ausgerechnet aus Russland nicht besonders glaubwürdig sind. Der Erfolg beim ESC blieb natürlich nicht aus, die Lieder waren ja nicht schlecht. Aber durch einen Einmarsch in andere Länder und ein zeitgleiches Singen von Frieden, wird nicht gerade das ohnehin schon schlechte Bild Russlands gestützt. Vielleicht ist das der Beginn einer Image Kampagne, zumindest beim ESC, denn weltpolitisch sieh es nicht so aus, als ob Russland bald von Westen gelobt wird.
Russland stieß 1994 zum ESC, nachdem die UdSSR nie beim ESC teilnahm. Das größte ESC-Land hatte eine mittelmäßige Bilanz im alten Jahrtausend, der in einem neunten Platz (1994) gipfelte, die in vielen Niederlagen ausgedrückt wurden. Eine nicht erfolgreiche Qualirunde(1996), 1998 waren sie nicht teilnahmeberchtigt und 1999 setzten sie aus. Ab dem Jahre 2000 starteten sie eine beispiellose ESC-Serie. Ich lass es mal in Zahlen stehen: 16 Teilnahmen, 16 Finalplatzierungen besser als Platz 17, 15 Top-15 Platzierungen, 10 Top-10 Platzierungen, 7 Podestplätze und 1 Sieg. Besser geht nicht.
Nun also die Abkehr von 2013-2015, in denen weibliche Engel für Frieden sangen, hin zu einem männlichen Interpreten, der einen politisch belanglosen Song beisteuert.
Der intern ausgewählte Sergej Wjatscheslawowitsch Lasarew wird nun also für Russland antreten. Alle Pressestellen können aufatmen, er lässt seinen ersten Nachnamen weg und nennt sich Sergey Lazarev. Der am ESC-Abend 33-jähige wurde in Moskau geboren und ist außerdem als Schauspieler tätig. Er nahm bereits 2008 beim russischen Vorentscheid teil, indem er den 4 . Platz erreichte. Seit dem erhielt er große Unterstützung aus ESC-Fankreisen. Nun also endlich die Teilnahme Lazarovs, welcher mit folgendem Lied teilnehmen wird.
Hier Russlands ESC-Beitrag von Sergey Lazarev You are the only one:
Zunächst zum Lied. Der Beginn wirkt etwas sperrig, da der klare Beat fehlt und nur durch elektronische Einsetzer seine Stimme begleitet wird. Sobald der Beat einsetzt wird es zum typischen Upbeat-Song, ohne Ecken und Kanten, aber auch ohne das gewisse Etwas. Der Refrain ist relativ einprägsam, jedoch kein Ohrwurm. Die Streicher im Refrain unterstreichen die Atmosphäre, aber wirklich zu etwas Besonderen machen sie das Lied nicht. In der Bridge nimmt sich das Lied etwas zurück, nur um im letzten Refrain den typischen ESC-Key change durchzuführen.
Insgesamt ist dieses Werk ein durch und durch erwartbares. Vor allem die Bridge findet man in jedem zweiten amerikanischen Popstück wieder. Innovation ist kein russisches Wort. Dennoch ist der Beitrag sehr stimmig und grundsolide, was sehr vielversprechend ist. Lyrisch ist es natürlich kein Meisterwerk z.B. thunder and lighting its getting exciting Die Definition des Wortes Zweckreim.
Aber der wesentlich interessantere Teil ist das Video. Die 3D-Projektionen in seinem Video sind natürlich außergewöhnlich und werten das Lied unglaublich auf. Aber geht das auch in Stockholm?
Man müsste die Wände selber in Stockholm aufbauen, dazu den Boden. Also insgesamt 4 Einheiten, die genau an einem Ort stehen müssen und das alles in dreißig Sekunden. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass er in Stockholm diesen Aufwand betreiben kann und sein ganzes Set auf die Bühne schleppt. Dann müsste er eine andere super Methode finden, das Lied zu verbessern. Denn an sich ist es kein Gewinnerlied, das war Schweden 2015 aber auch nicht.
Semifinale kann man seinen Kopf auf einen lockeren Durchlauf verwetten. Ebenso der Top10-Platz. Russland kam schon 2010 mit dem wohl schlimmsten Lied aller Zeiten auf den 11.Platz. Dieses Lied ist wirklich gut, mit der Show sogar sehr gut. Die Chancen auf einen Sieg stehen sehr gut, aber er muss auf jeden Fall über die Show kommen. Er ist Schauspieler, dass sollte kein Problem sein. Aber die Prognose fällt in einem so ausgeglichenem Jahrgang sehr schwierig.
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