Lisboa 2018

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Mittwoch, 16. März 2016

Neue Impulse aus Schweden

Schweden ist das Bayern München beim ESC. Bisher konnte der skandinavische Staat 6 Siege verbuchen, also einen weniger als Rekordsieger Irland. Diese befinden sich aber schon seit langer Zeit nicht mehr auf Augenhöhe mit den Schweden und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis Schweden die Siege Nummer 7 und 8 holt. Vielleicht sogar dieses Jahr?

Schweden gehört zu den Großvätern der ESC-Familie, da das Land bereits 1958 teilnahm und damit in Stockholm zum 57. Mal antreten wird. In den letzten 10 Jahren hat Schweden nur einen Schönheitsfehler zu beklagen, nämlich das Jahr 2010, als es sich nicht fürs Finale qualifizieren konnte. Ansonsten stehen 2 Siege 2012 und 2015 zu buche.


Einschub: Es gibt ja bis heute die Menschen, die behaupten, dass das Blockvoting ein rein osteuropäisches Phänomen sind. Der schwedische Beitrag 2009 ist der perfekte Gegenbeweis. Das Lied qualifizierte sich aus dem Semifinale heraus als 4. Hohe Wertungen gab es aus Island, Finnland und UK. Im Finale landete die blonde Schönheit mit der Opernstimme allerdings nur auf Rang 21. Warum? Weil alle skandinavischen Länder, Großbritannien und 2 baltische Nationen im Finale waren und dadurch wählbar waren. Nun waren auch noch Norwegen und Island die klar stärksten Lieder. Also konzentrierten sich die Nachbarn auf die beiden Favoriten und Schweden (und Finnland) gingen fast leer aus. Die frühe Startnummer leistete ihr Übriges dazu. Also nicht nur einseitig denken.

Einen ausführlichen Bericht, zum schwedischen Vorentscheid gibt es übrigens hier.

Zurück zu Schweden: Dieses Jahr tritt der erst 17-jährige Frans Jeppsson-Wall für den aktuellen Dominator an. Aber jetzt das Unfassbare: Schon vor knapp 10 Jahren hatte er einen Nummer1-Hit in Schweden. Es handelte sich dabei um eine Hymne für den schwedischen Fussballer Zlatan Ibrahimovic. Also mit 6 Jahren. Hier beim Auftritt im äähm....schwedischen Fernsehgarten?


Nach diesen Erfolgen verschwand er erst Mal von der Bildfläche und kroch erst zum Melo wieder aus seinem Loch hervor. Er galt schnell als Topfavorit und gewann schließlich das Melodifestivalen, wenn auch knapper als prognostiziert.

Hier der schwedische Beitrag zum ESC von Frans If I were sorry



Zuerst einmal kann man sagen, dass der Teil ohne Musik am Anfang zu vernachlässigen ist, da dieser nicht beim ESC antreten wird. Man kann allerdings festhalten, dass Schweden dieses Jahr einen anderen Weg geht als üblich. Europop oder blondes Etwas trällert eine Ballade, das waren die typischen Beiträge.

Aber Schweden ist mal wieder am Zahn der Zeit. Diese Art von ruhiger Chillmusik ist ja in den Charts gerade ganz weit vorne, von daher war es fast erwartbar, dass Schweden wieder versucht an den aktuellen Chart Anschluss zu halten. 

Dabei ist einigen sensiblen Ohren aufgefallen, dass Frans Song angeblich gewisse Ähnlichkeiten zu einem aktuellen Chartsong aufweißt. Ich persönlich sehe jetzt keine krassen Ähnlichkeiten, es ist eben das selbe Genre. Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass Schweden sich von anderen Ländern, nennen wir es mal inspirieren lässt.



Das Lied verfügt natürlich auf Grund des Sprechgesangs keinen große Ambitus und das macht es schwierig, dass Lied nach einmaligen Hören zu verinnerlichen. Ich persönlich musste es mir drei Mal anhören, um es endgültig zu verinnerlichen. Aber sind die Noten erst einmal im Kopf gelangt, nisten sich diese irreversibel im Kopf ein. Seine Art Englisch zu reden soll wohl hipp und cool wirken, mich nervt sie einfach nur. Das Lied wirkt dadurch einfach kindlicher und ich kann es nicht ganz ernst nehmen. Ebenfalls ist der Text im Refrain einfach nur billig:" If I were sorry, I´d give you all the glory [..] It would be a different story". 

Aber er konnte sich natürlich deutlich vom Schwedenschlager beim Melodifestivalen absetzen, auch wegen der minimalistisch gehaltenen Bühnenshow. Er stand alleine umgeben von schwarz auf der Bühne und nur eine kleine Lichterwand stand hinter ihm. Auf dieser erstrahlten einige Schlagworte seines Liedes, die toll von der Kamera eingefangen wurden. Normalerweise kann man die Performance aus dem Melodifestivalen auch immer beim ESC vorführen, da sie normalerweise schon an der Perfektion kratzen (Ace Wilder), aber hier würde ich dringend zu einer Umgestaltung raten. 

Schweden startet im Finale von der Startposition 9, wie die Auslosung vom 14.3.16 ergeben hat. Das bedeutet, dass nach ihm noch mehr als 15 Acts folgen, er also eher Pech bei der Auslosung hatte. Also muss er irgendwie dafür sorgen, dass er in Erinnerung bleibt. Bei so einem Understatement-Song ist das eher schwierig und er müsste bei der Performance noch einige Stufen zulegen. Mir schwirrt im Kopf die Idee herum, dass er auf einem Laufband steht und die Liebesgeschichte, auf der das Lied beruht, im Hintergrund zu sehen ist. Also läuft er nochmal die Geschichte ab und denkt nach, wie es ausgegangen wäre, wenn er sich entschuldigt hätte. Das ganze gut ausgearbeitet wäre bestimmt ein gutes Gadget, wenn es bei den Zuschauern besser ankommt als Frankreich im  letzten Jahr.

Also zusammengefasst: Ein wirklich guter Beitrag von Schweden, der allerdings wegen seiner ausstrahlenden Ruhe aus der Reihe tanzt. Das Problem liegt aber im Detail: Das Lied bleibt nach dem ersten Mal hören nicht im Ohr, dazu wird mehrmaliges Anhören benötigt und der Schnelldurchlauf kann die Ruhe nicht erneut rüberbringen. Außerdem startet er relativ früh und seine Performance steckt noch in den ABS-Socken. Schweden kann meiner Meinung nach den Titel unter keinen Umständen verteidigen. Ich erwarte eine Platzierung, die ungefähr beim letzten schwedischen Heimspiel erreicht wurde. Nämlich zwischen 12 und 18.

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