Das Land Malta nahm erstmals 1971 am ESC teil und wurde gleich mit dem letzten Platz begrüßt. Das wird bestimmt besser, dachten sich wohl die Malteser und so nahmen sie im Folgejahr erneut teil, um erneut den letzten Platz zu erreichen. Nach einem weiteren fehlgeschlagenen Versuch 1975 entschied sich der kleine Inselstaat bis ins Jahr 1991 zu schmollen, also nicht mehr teilzunehmen. Seit diesem Jahre nahm das Land aber ununterbrochen jedes Jahr teil, konnte also in den frühen 2000ern die Durchschnitts-Quali immer überstehen. Malta nimmt 2016 zum insgesamt 29. Mal teil und wird versuchen, die mittelmäßigen letzten Jahre vergessen zu machen. Bei den letzten 10 Teilnahmen wurde insgesamt nur 5 Mal das Final erreicht. In diesem gab es dann immer einen 20+ Platz, mit der Ausnahme von 2013, als Gianluca den 8. Platz erreichte. Die besten Platzierungen stammen aus den Jahren 2002 und 2005 mit dem Vizetitel, der beim ESC allerdings genauso viel Wert ist, wie eine Anlage in Griechenland.
Bisher wurde jeder maltesische Vertreter in einem Vorentscheid bestimmt und so sah es auch dieses Jahr aus. Am 23.1.16 fand das Finale mit insgesamt 14 Interpreten statt, die aus einem 20-Act großen Halbfinalfeld übrig blieben. Die große Favoritin in diesem Feld hieß Ira Losco, zu ihr später mehr. Hier eine kleine Auswahl meiner Favoriten, die spätere Siegerin war in meiner Wertung nur auf Platz 7.
Brooke wurde am Ende 2.
Maxim Pace belegte den 5. Platz
Corazon wurde nur mit dem 8.Platz belohnt
Generell war das Starterfeld in Malta einmal mehr excellent aufgestellt, auch wenn es nicht so stark war wie 2015. Am Ende setzte sich die also schon ESC vorbelastete Ira durch, sie wurde vom Publikum wie ein übermenschliches Wesen gefeiert. Genau das hat dann auch zum Sieg geführt, denn die Juroren wären vom Publikum zerfleischt worden, hätte Ira die Halle nicht als strahlende Siegerin verlassen. In meiner Live-Bewertung schrieb ich übrigens, dass sie wie die junge Cher aussähe. Diesen Eindruck habe ich bis jetzt noch. Also ihr Lied Chameleon gewann den MESC und hörte sich so an:
Joa. Das war meine Reaktion auf diesen Beitrag, ein einfaches Joa. Es tut niemanden weh, ist aber nicht auf Dauer schön. Ira´s Bühnenausstrahlung ist ja ganz toll, aber das Lied ist eben...joa. Warum die Halle so zu einem mittelprächtigen Lied abgeht, wissen nur die Zeugen vor Ort. Ecstasy würde ich tippen. Naja, wenn es das gewesen wäre, aber nein. Malta hielt noch ein paar Überraschungen offen. Aber bevor ich anfange, erst einmal kurz zur Persona Ira Losco.
Die 31. Juli 1981 geborene bekannte Sängerin, wuchs in einer 13,000 Einwohner Gemeinde auf. Schon im Jahre 2000 nahm Ira am Vorentscheid zum ESC teil und scheiterte grandios. Allerdings gelang ihr schon 2002 die Wende und sie durfte Malta vertreten. Na, erinnern wir uns? 2002 belegte Malta den 2. Platz, also die bis dahin beste Platzierung.
Nun also die Rückkehr zum ESC, aber wo bleibt das versprochene Drama? Das beginnt jetzt. Ira´s Team sah nämlich an den Reaktion der Fans in der ganzen Welt, dass das Lied nicht gut ankam. Ira wurde an allen Ecken und Enden gelobt, besonders für die doch überzeugende Stimme, aber das Lied hatte einfach keinen Wiedererkennungswert. Die Steigerung, die im Song mit Streichern erzeugt werden soll, scheitert vollkommen. So sah sich Ira gezwungen zu handeln, wenn sie keine Watschen kassieren wollte.
Man muss ihr wirklich zu gute halten, dass sie nicht stur an sich geglaubt hat, sondern die Kritik gehört hat und auch danach handelte. Auf dem offiziellen Kanal wurde nur Ira als Gewinnerin benannt gegeben, von ihrem Lied war weit und breit nichts zu sehen von offizieller Seite. Spätestens da wurde klar, dass Ira nur sehr ungern mit Chameleon beim ESC starten würde. Manche stellten daraufhin den Vorentscheid in Frage, worauf sich der Sender gleich meldete und bekannt gab, dass nur der Interpret beim MESC ermittelt wird. So argumentierte der Sender davor noch nicht.
Nach und nach sickerte dann die Meldung durch, dass sich Ira zwischen 9 neuen Songs und einer bearbeiteten Version entscheiden solle. Ende März, also 2 Monate nach Beginn von diesem hin un her steht nun der maltesische Beitrag fest: WOW, also walk on water.
Hier also der Beitrag von Ira Losco walk on water, der Malta vertreten wird.
Zum Video äußere ich mich nur kurz. Sehr viele Kleidwechsel und schöne Landschaftsaufnahmen, Hinweise auf die Bühnenshow beim ESC finde ich allerdings keine. Schon beim Beginn des Lieds erwartet man einen Dancesong. Der Vers fällt sehr ruhig aus, aber die Spannungskurve in diesem Lied ist sensationell gut. Die harten Akkorde münden in einen kräftigen, aggressiven Refrain, der aus 3 Worten besteht. In der Bridge hat sie noch einen Gospelchor hinter sich.
Also kurz zusammengefasst: Ira hat alles richtig gemacht und sich von einem schwachen zu einem durchaus sensationellen Lied gesteigert. Das Lied kommt praktisch überall gut an und wird zu einem großen Hit des Euroclubs werden, wie so viele Lieder in diesem Jahrgang.
Besonders Menschen die das Melodifestivalen verfolgen, fällt aber auf, dass Ira´s Song sehr an eine junge schwedische Dame angelehnt ist. Molly Petterson Hammar heißt die erst 20-jährige und sie ist eine Schreiberin des Songs und hat völlig stur, ihre typische Musik Ira zur Verfügung gestellt. Ähnlichkeiten zu ihrem Melodifestivalen Beitrag von 2015 sind nicht von der Hand zu weisen.
In Schweden erhoffe ich mir eine lebhafte, kurzweilige Performance mit vielen Tänzern. Mit dem Element Wasser könnte man ebenfalls spielen, dann aber darauf des Hauptaugenmerk legen. In einer großen Wanne auf der Bühne plantschen links und rechts von ihr zwei Tänzer im Wasser und sie läuft dank unsichtbarer Plattform, tatsächlich auf dem Wasser. Ob sowas realisierbar ist, weiß ich nicht, aber es wäre auf jeden Fall eine gute Idee. Sie startet ja auch im Mordsemifinale und muss um den Einzug ins Finale kämpfen und da können unkonventionelle Ideen helfen, aber genauso gut alles kaputt machen.
Malta hat sich trotz extrem anstrengender Wochen, richtig entschieden. Ira wird mit ziemlicher Sicherheit nicht an ihren Erfolg von 2002 anknüpfen können, dafür ist die Konkurrenz zu stark. Chancen aufs Finale sind durchaus vorhanden, aber wie so oft dieses Jahr, steht und fällt der Platz mit der Performance und der Live-Stimme. Im Vergleich zu den anderen Studioversionen gehe ich im Moment von einer Qualifizierung aus.
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