Kümmern wir uns um den 21. des Vorjahres, Spanien! In der langen ESC-Geschichte Spaniens stehen zwei Siege 1968 & 1969 zu buche. In den letzten 10 Jahren, also in Big-5-Jahren, konnten sie nur zwei Mal die Top-10 erreichen, trotz wirklich toller Beiträge (2013& 2015). Auch die beiden Top-10-Platzierungen 2012& 2014 waren deutlich unter Wert geschlagen. Hätte Russland oder Schweden solch ein Lied geschickt, hätten sie es locker gewonnen, aber na ja...
Nach der interen Nominierung im letzten Jahr, hat sich TVE dieses Jahr wieder für einen Vorentscheid entschieden. Das Studio sah sehr billig aus und konnte nur schätzungsweise 200 Menschen und drei Kälber fassen.
Die Zusammensetzung der Entscheidung war etwas komplizierter. 30% internationale Jury, 30% Internationale Jury im Saal (darunter Edurne (Spanien 2015) und Loreen /Schweden 2012)) und 40% Televoting. Am Ende hätte man sich diese komplizierte Zusammensetzung sparen können, da es sowieso einen klaren Sieger gab.
6 Kandidaten stellten sich dem Publikum, also dem sehr sehr kleinen Publikum. Ein wirklich hochklassiges Feld sah anders aus, aber 3 der 6 Lieder erregten durchaus Aufmerksamkeit, interessanterweise die Englischen. Ja, Spanien erlaubte, (erstmals?) dass der komplette Song auf Englisch gesungen werden darf und die drei Spanischen Acts waren fast schon unnütz.
Der wohl ungewöhnlichste Act im Feld war Electric Nana mit Now. Dieser sehr elektronische und moderne Song, der nur 2:25 Minuten dauert, ist schnelllebig und schön. Natürlich nicht wirklich geeignet für die große Masse, aber die 200 Fans haben laut gegrölt.
Now von Electric Nana am Ende 5.
Der größte Gegner für die spätere Siegerin war Xuso Jones mit Victorious. Ein fröhlicher Dancesong, der allerdings etwas altbacken wirkt. Auch stimmlich konnte er nicht an die Studioversion heranreichen und seine Backgroundsänger waren so schlecht, dass man schon von Körperverletzung reden konnte. Am Ende kam er auf Platz 2 mit 20 Punkten Rückstand.
Aber nun zur Siegerin des Abends. Es gewann Barei mit Say yay, hochverdient und mit großem Abstand. Barei hat die 30-iger Zone bereits überschritten und ein Teil ihres Lebens in Miami verbracht. Ihr Lied erinnert mich wegen des Klaviers an What I did for love, mit dem Unterschied, dass es besser ist! Der extrem catchy Refrain sorgt bei jedem Menschen für mitwippen. Dazu singt sie das Lied souverän und sie war die Einzige, die etwas Stimmung in den Saal brachte.
Was mich allerdings etwas stutzig macht ist die Tatsache, dass Barei ein Lied für Edurnes (Wir erinnern uns, sie sitzt in der Jury) Album geschrieben hat. Also es war natürlich nicht entscheidend, aber trotzdem darf sowas nicht sein, da kann Edurne natürlich nicht neutral bewerten.
Bei Spaniens ESC-Größen kommt das Lied allerdings nicht gut an. Warum? Weil die zerbrechliche spanische Seele es als ungut empfindet, dass Spanien durch einen nicht spanischen Song repräsentiert wird. Ausgerechnet Spanien. Genau das Land, welches 1968 den ESC gewann, weil sie über 100 la´s in ihrem Song hatten. Wahrscheinlich spricht der Neid aus den Stimmen, da Barei eindrucksvoll zeigt, was ein guter Refrain ist!
Hier der spanische Beitrag für den ESC 2016:
Um es kurz zu machen: Spanien wird wenn alles normal läuft den ESC gewinnen. Daran gibt es aktuell für mich keine Zweifel. Barei hat eine extrem starke Bühnenpräsenz, ihre Blicke greifen einen fast durch den Bildschirm, eine saustarke Stimme und einen catchy Refrain. Sie hat Spaß, findet die Kameras sofort und animiert das Publikum. Der Tanz ist von Malta 2012 geklaut, aber das wird am 14. Mai kaum ein Zuschauer wissen. Nun muss man nur noch für eine gute Inszenierung und Kleiderwahl sorgen und wir können unsere Koffer nach Madrid schicken.
Und auch die Marketingphase hat schon bei ihr begonnen. Sie trat im zweiten Halbfinale des ukrainischen Vorentscheids auf und sorgte auch dort für eine klasse Stimmung.
Barei hat das Potenzial den ESC zu gewinnen! Und ich kann nur noch hinzufügen: Say yay!
UPDATE 11.03.16: Barei hat nun ihr offizielles Video zu Say yay veröffentlicht und dabei wurde auch ein bisschen am Lied herumgeschraubt. Das ganze Video wirkt eher wie eine Adidias Werbung als ein ESC-Beitrag, aber diese Version ist auf jeden Fall spannungsgeladener. An einigen Stellen wurden minimalistische Veränderungen vorgenommen, die das Lied wirklich stark aufwerten. Der Flug nach Madrid wird immer wahrscheinlicher.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen