Das spannendste am weißrussischen Vorentscheid ist sowieso die Frage, ob der Gewinner wirklich beim ESC starten darf. Schon oft entschieden hohe Tiere beim staatlichen Rundfunk BTRC über das Schicksal des Siegers. Es scheint, als wäre dies in der weißrussischen Verfassung verankert. Dass das total bekloppt ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. 2012 gewann Aljona den Vorentscheid und freute sich schon auf Baku. Aber irgendjemand drückte einen Knopf und weg war sie. Wahrscheinlich war ihr Lied nicht voller Nationalstolz (Ich erinnere an den peinlichen 2011 Beitrag I love Belarus) und so wurde eine Band zum ESC geschickt, die die Finalquali als 16. klar verfehlte. Ein Jahr später durfte Aljona nun doch zum ESC und siehe da: Die zweitbeste Platzierung in der weißrussischen ESC-Geschichte. Also war die spannendste Frage am 22. Januar: Fährt der heutige Gewinner wirklich nach Stockholm?
Bis her sieht es ganz gut aus, also dass der Gewinner nach Stockholm fährt. 10 Interpreten nahmen an diesem Vorentscheid teil, der produktionstechnisch zumindest wirklich gut war. Schöne Bühne, hochwertiger Hintergrund und gute Mikrotechnik. Außerdem gab es im Vergleich zum letzten Jahr eine Interval-Act Abnahme von 200%!
Meine Favoritin beim Anhören der Studioversionen war Napoli. Ein Fehler, wie ich an diesem Abend merkte. Das schöne Lied, dass natürlich an Gravity aus 2013 (Ukraine) erinnert, wurde auf der Bühne völlig entstellt. Wie eine 150-jährige Greisprinzessin stand sie mit viel zu viel Lidschatten und einem unglaublich hässlichen Kleid alleine auf der Bühne und gab sich größte Mühe. keinen Ton zu treffen, das schaffte sie auch....
Und die Konsequenzi ist: Sie startet mit dem selben Lied bald im polnischen Vorentscheid...
Hier die weißrussische Version von Olga im Wunderland
Ich war aber nicht lange geschockt, da meine Lieblingssängerin aus Weißrussland wieder im Finale stand. Mit ihrer kraftvollen, tollen Soulballade hatte sie mich mal wieder in ihrer Hand. Das Weißrussland dafür nicht abstimmen würde, war mir leider klar, aber ich genoss den Moment. Am Ende wurde sie 8.
Meine Lieblingsweißrussin: Anastasiya Malashkevich Pray for love
Aber ein junger Russe überzeugte mich ebenso: Alexander Iwanow, kurz Ivan, stahl allen durch seinen Rocksong die Show. Er sieht zwar etwas ungepflegt aus, aber das passt dann doch irgendwie zu seinem Lied, indem wilde Wölfe im Hintergrund herum rennen.
Am Ende konnte sich Ivan dann tatsächlich knapp gegen Napoli durchsetzen und im Moment darf er nach Stockholm.
Sein Lied Help you fly ist ein klassischer osteuropäischer Rocksong, auch nicht zu hart für Schlagerohren. Bislang kommt es schlecht bei der Community an, obwohl ich es als relativ catchy empfinde und auch seine Stimme sehr mag. Der Song wird gegen Ende doch noch anspruchsvoll und er meistert dies mit Geschick. An der Aufmachung muss natürlich noch verbessert werden. Typisch hierfür wäre eine Band im Hintergrund, mit viel Feuer und Schlagzeug. Eine andere wirklich passende fällt mir grade nicht ein. Vielleicht kann er ja in ein Wolfskostüm schlüpfen und dann eine Wölfin verfolgen, am besten noch mit Ausdruckstanz!!!
In Stockholm könnte die skandinavische Serie Weißrusslands enden. Das Lied ist gut, aber dazu eine passende, nicht überzogene Inszenierung zu finden ist schwierig. Stellt man ihn nur mit Band hin, vergisst man ihn, da er in der ersten Hälfte starten wird. Weißrussland muss die Qualifikation für Finale als Beute sehen und dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren!
Ivan, der wahrscheinliche Vertreter Weißrusslands:
UPDATE 21.03.16: Schon 3 Monate nichts mehr aus Weißrussland gehört! Ivan ist und bleibt der Vertreter Weißrusslands, aber sein Lied kommt immer noch sehr schlecht bei den ESC-Fans an. Das ist also Grund genug, um mal wieder in die ESC-Presse zu kommen. Na und wie geht das am besten? Mit nackten Tatsachen und kuschligen Tierchen, am besten kombiniert. Ja Ivan ist männlich, also ist dieser Versuch etwas unorthodox. Aber wie er in diesem Interview (mit Bild) sagt, ist das nicht das Einzige. Er möchte nackt unter echten Wölfen auftreten, auf der ESC-Bühne!
Die Chancen, dass auch durchzusetzen, stehen alles andere als gut. Wölfe sind Tiere und daher ausdrücklich davon ausgeschlossen, beim ESC aufzutapsen. Das mit dem Nacktperformen würde natürlich bei der klischeehaften ESC-Community super ankommen, aber ist denke ich auch nicht machbar. Zumindest wird ziemlich sicher nicht alles zu sehen sein, hoffe ich doch. Eventuell wird er nur mit einem Hauch von nichts auftreten, oder tatsächlich nackt auftreten, dabei allerdings nur in jugendfreien Kamerapositionen. Ich würde mein Geld auf die erste Variante setzen.
Und einmal mehr zeigt sich, dass wenn die musikalische Qualität ausgeht, nur noch ausziehen hilft. Zu behaupten nur Frauen dürften das wäre sexistisch, aber in diesem Falle ist das die Wahrheit. Fazit: Ivan muss den nackten Tatsachen ins Auge sehen. Es gibt nur eine sehr sehr kleine Chance für ihn, das Finale zu erreichen.
Update: 24.03.16: Weißrussland hat nun ein "offizielles Video" für Ivan herausgebracht. Aber wie schon bei Island und der Schweiz ist es nur die Liveperformance, unter die die Studioversion gemischt wurde. Also (noch?) kein nackter Ivan im Video. An dem Lied wurde auch etwas gebastelt, aber keine großartigen Veränderungen. Das Lied wird nun mit einem Wolfsheulen eingeleitet, das in einen menschlichen Schrei übergeht. Hier hat man sich offensichtlich an der neuen Präsentationsidee orientiert. Viel helfen wird es Ivan allerdings nicht.
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