Dieses Bild fasst den gesamten Samstagabend sehr gut zusammen. Das unfassbare ist einmal mehr im Globen geschehen: Der
Auf dem Bild rechts unten sieht man Sergey Lazarev aus Russland, als er das unglaublich gute Publikumsergebnis von 361 Punkten sah. Im selben Moment realisierte er allerdings, dass es nicht für den Sieg reichen würde. Passend dazu wurde oben die Ukraine eingeblendet, als deren Jubelsturm begann. Ukraine feiert und Russland kann nur zu ihnen aufsehen. Ein Bild, dass Russland mit allen Mitteln versuchte zu verhindern. Ohne Erfolg.
Russland gewann zwar deutlich das Televoting, jedoch wurde bei den Jurys nur ein mit Belgien (!) geteilter 5. Platz erreicht. Selbst Malta erlangte mehr Punkte von den Juroren als der große Favorit. Der Komponist des russischen Beitrags, der Frank N. Furter des 21. Jahrhunderts Filipp Kirkorow, roch sofort eine Verschwörung des restlichen Europas. Eine von der Regierung gesteuerte Jurywertung, die Russland beim ESC verunglimpfen sollte. Das sind harte Vorwürfe, die sich allerdings ziemlich gut beweisen lassen:

Mehr als die Hälfte aller nationaler Jurys haben Russland keinen Punkt gegönnt. Die typischen Punktexporteure an Russland haben natürlich dennoch ihre Lieferung abgegeben. Aber durch die politischen Entwicklungen haben 2/3 des Baltikums, die Ukraine und Georgien keine Punkte mehr an Russland gereicht. Im Televoting sieht das ganze so aus:
Nun erhält Kirkorows Aussage mehr Gewicht, da JEDES Land mindestens 3 Punkte an Russland vergeben hat. Aus der Ukraine und Georgien gab es sogar 12, ebenso wie aus Deutschland. Dadurch sind die Zweifel dann doch begründet, da es auf jeden Fall Länder gibt, aus denen keine Punkte an Russland vergeben werden dürfen.
Aber man sollte auch den Sinn hinter den Juroren bitte gerade als Komponist betrachten: Die Jurys sollen den Effekt der Diaspora schmälern und qualitativ hochwertige Beiträge gut bewerten. War der Song Russlands qualitativ hochwertig? Die Antwort kennt jeder. Das Lied war allerhöchstens Mittelmaß und man war besseres von Captain Kirkorow gewöhnt.
Warum Russland also mehr Punkte im Televoting bekommen hat? Weil die Show natürlich Eindruck hinterlässt. Sie bleibt im Kopf, das Lied hingegen nicht. Dazu noch die unglaublich große Diaspora und nun ist es gar keine Überraschung mehr.
Hat das nun also nur politische Gründe? Natürlich nicht. Russland war natürlich nicht das einzige Land, das in der Jury deutlich schlechter abschnitt. Ich denke da nur an Österreich, die ja nicht einmal eine Diaspora haben oder das diesjährige Paradebeispiel Polen. Auch gegenteilige Ereignisse gibt es, zum Beispiel bei Australien, Malta oder Israel.
Es ist zu einfach alles auf die Politik zu schieben, das versuchen ja die deutschen Medien auch schon länger. Natürlich hat die Außenpolitik Russlands nicht viele Freunde in der EU, aber vielleicht sollte man sich auch einfach damit abfinden, dass der Beitrag Sergeys zwar gut schmeckte, aber eben in keinem Sternerestaurant gegessen werden kann, da die Zutaten zu simpel waren. Sein darauffolgender Appel, dass Russland doch aussetzen solle, halte ich für eine gefährliche Idee. Denn der ESC ist wohl zur Zeit das einzige Event, bei dem Russland von den anderen Ländern nicht angefeindet wird, sondern sogar angefeuert wird.
Sollte Russland also 2016 den Weg nach Kiew finden, wäre dies ein Zeichen von wahrer Größe und auch ein Schritt zur Entspannung der Situation. Sollte sich Russland dagegen entscheiden, dann kapselt sich das Land auch noch vom ESC ab und es wird immer dunkler. So dunkel, dass wieder die Vorhänge zufallen könnten.
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